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Klassik und Nachhaltigkeit Wald retten mit Orchester

"SommernachtsBaum" heißt das aktuelle Programm des New World Orchestra. Neben Shakespeare geht es da um Waldschutz, wissenschaftlich unterstützt von Harald Lesch. Doch wie klingt Nachhaltigkeit? Dirigentin und Orchestergründerin Sonja Lachenmayr im Interview.

Sonja Lachenmayr | Bildquelle: Johannes Dubbrik / Munich Pix

Bildquelle: Johannes Dubbrik / Munich Pix

BR-KLASSIK: Es gibt Initiativen wie "Orchester des Wandels". Aber wie lässt sich Nachhaltigkeit ganz konkret für Sie als Dirigentin und für das Orchester darstellen?

Sonja Lachenmayr: Wir versuchen sehr kreative Konzertformate finden, in denen Nachhaltigkeit eine Plattform bekommt und über klassische Musik neu vermittelt werden kann. Wir möchten ein breites Publikum ansprechen und eben auch Leute in klassische Konzerte holen, die sich sehr für Nachhaltigkeit interessieren, aber vielleicht nicht unbedingt für klassische Musik.

Der Wald ist ein Zauberort, schon ohne Elfen, Einhörner und Kobolde.
Sonja Lachenmayr

BR-KLASSIK: Aktuell proben Sie den "SommernachtsBaum", ein Musiktheater. Da spielt – in der Umdeutung von Shakespeares "Sommernachtstraum" – der Wald mit seiner enormen ökologischen und ökonomischen Funktion eine wichtige Rolle. Wie werden die Themen Wald, Musik und Shakespeare künstlerisch verbunden?

Sonja Lachenmayr: Wir trennen das tatsächlich eher ein bisschen, weil wir die Geschichte von Shakespeare auch so stehen lassen möchten, wie sie ist. Einfach als eine zauberhafte Geschichte, die sich in einem Zauberwald abspielt. Unsere Intention ist es, zu zeigen, dass der Wald so viel mehr ist, als wir uns vorstellen können – wenn wir nicht gerade Biologinnen und Biologen sind. Es passieren dort so wundersame Dinge. Und es ist so wahnsinnig wertvoll für unser Miteinander, sodass wir fast sagen würden: Das ist eigentlich ein Zauberort schon ohne Elfen, Einhörner und Kobolde. In der Geschichte wird der Zauberort zum Leben erweckt, und Harald Lesch schafft die Verbindung zum echten Wald, indem er etwas über ihn erzählt.

Harald Lesch vermittelt das Hintergrundwissen

BR-KLASSIK: Ihr prominenter Gast, Professor Doktor Harald Lesch, wird mit einer zweiteiligen Konzerteinführung auf den Abend einstimmen. Was versprechen Sie sich von ihm, von seiner wissenschaftlichen Expertise?

Sonja Lachenmayr: Dass er uns Wissen verschafft auf eine sehr leichte und zugängliche Art und Weise, sodass wir den Abend nicht nur mit einem schönen Konzert beschließen, mit dem Zauberwald, den wir entdeckt haben, sondern eben auch mit neuem Wissen, das wir generiert haben.

Publikum darf selbst Bäume pflanzen

BR-KLASSIK: Der Zauberwald wird ja auch wirklich konkret. Im Anschluss an das Konzert bieten Sie dem Publikum die Möglichkeit mit dem New World Orchestra und dem Bayerischen Staatsforsten eine Schaufel in die Hand zu nehmen und selbst einen Baum zu pflanzen. Wie ist denn die Nachfrage des Publikums? Geht das über einen Symbolwert hinaus?

Sonja Lachenmayr: Da sind wir auch schon sehr gespannt, wie die Nachfrage ist, weil wir so etwas noch nie gemacht haben. Wir freuen uns, dass das jetzt Wirklichkeit wird. Es war eigentlich unser Traum, dass unsere Konzerte eben nicht nur über Nachhaltigkeit erzählen und ein Bewusstsein schaffen, sondern tatsächlich auch noch mehr daraus entsteht. In diesem Fall entsteht einfach ein kleines Wäldchen oder zumindest ein paar Bäume. Wie viele Leute sich letztlich an der Pflanzung beteiligen, wissen wir noch gar nicht. Wir sind einfach total gespannt.

BR-KLASSIK: Man kann sich in der Pause bei Interesse in eine Liste eintragen oder online anmelden. Kann man also auch mitmachen, wenn man das Konzert gar nicht besucht hat?

Sonja Lachenmayr: Da kann wirklich jeder teilnehmen, der Lust hat, einen Baum zu pflanzen. Und dann schauen wir mal, wie viele Bäumchen das werden.

Kriegt viel positive Rückmeldung: Sonja Lachenmayr

BR-KLASSIK: Frau Lachmayr, Waldschutz ist gerade im gesellschaftlichen Diskurs, so mein Eindruck, eher nach hinten gerutscht. Wie ist da Ihre Wahrnehmung? Auf welches Feedback stößt Ihr nachhaltiges Konzertformat?

Sonja Lachenmayr: Beim Thema Wald ist es schon so, dass die Leute sich immer freuen, etwas tun zu können. Es ist zwar kein Thema, das überall in absoluter Dringlichkeit im Bewusstsein ist, aber ich erlebe durchweg positive Rückmeldungen darauf, weil die Assoziationen mit Wald und Waldschutz sofort da sind. Da geht es um Trockenheit, wir haben Probleme mit der Monokultur und so weiter. Aber ich gebe Ihnen absolut recht: Es steht auf der Agenda gerade nicht ganz oben. Deswegen freuen wir uns natürlich auch, mit unserem Konzert das Thema zu beleuchten, auf eine positive Art und Weise.

SommernachtsBaum – Ein Musiktheater

Konzert mit dem New World Orchestra unter Sonja Lachenmayr und einer Einführung von Harald Lesch am Sonntag, 19. Januar, 19 Uhr, im Werk 7, im Münchner Werksviertel.

Sendung: "Leporello" am 16. Januar 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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