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Volker Schlöndorff plant neuen Film "Über die Musik ist in meinem Leben ganz viel gelaufen"

Weltberühmt ist Volker Schlöndorff als Oscarpreisträger und prägender Regisseur des neuen deutschen Kinos. Die Musik hat für ihn dabei immer eine große Rolle gespielt, ob Hans Werner Henze oder die Rolling Stones. Doch erst jetzt schreibt er an einem Film über einen Musiker.

Regisseur Volker Schlöndorff.
| Bildquelle: BR/Finkernagel & Lück/rbb

Bildquelle: BR/Finkernagel & Lück/rbb

Musik war für Volker Schlöndorff immer prägend. Seine Jugend verbrachte er in einem französischen Internat. Sehr orientiert nach Westen in der Erziehung, wie er im Interview mit BR-KLASSIK berichtet. Den Jazz liebt er immer noch. Aber: "Durch Robert Musil begann ich, mich für Mitteleuropa zu interessieren, insbesondere für die Musik von Bartók." Sein erster Film "Der junge Törless" basiert auf Musils Roman, seine Erfahrungen im Internat flossen ebenso in den Film ein. Und die Musik von Béla Bartók sollte das eigentlich auch. "Aber das funktionierte nicht, da seine Musik zu eigenständig ist", berichtet Schlöndorff. Und da Mitte der Sechzigerjahre in München gerade die "Elegie für junge Liebende" von Hans Werner Henze an der Bayerischen Staatsoper in München lief und Schlöndorff davon ganz begeistert war, bat er kurzerhand Henze um Musik für seinen Film. So entstand nicht nur eine betörend-verstörende Filmmusik, sondern auch ein neuer Auftrag für Schlöndorff. Denn Henze bat im Gegenzug um eine Opern-Regiearbeit von ihm.

Mit den Stones im Swingin' London

"Über die Musik ist in meinem Leben ganz viel gelaufen, obwohl ich nie einen Musikfilm gemacht habe", sagt Schlöndorff. Dass er ein untrügliches Gespür für Musik hat, zeigte sich dann aber auch in seinem nächsten Film. Anstatt nun weiter in der Neuen Musik zu bleiben, entschied sich Schlöndorff bei "Mord und Totschlag" für das stilistische Gegenteil: die Rolling Stones. Schlöndorff war damals in München dabei, als Musik und Kultur sich änderten, als Rock’n’Roll und Revolution gut zusammengingen. Anita Pallenberg spielte in seinem Film und war gleichzeitig mit dem Stones-Gitarristen Brian Jones liiert. Intimsphäre fand das Paar in Schlöndorffs Wohnung in der Schwabinger Tengstraße. Und dann äußerte Brian Jones über Anita Pallenberg den Wunsch, die Musik für den Film zu machen.

Es war eine unglaubliche Zeit, die ich da so als Zaungast miterlebt habe.
Volker Schlöndorff

Anita Pallenberg und Brian Jones | Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Keystone Press Agency Anita Pallenberg und Brian Jones 1966 in London. | Bildquelle: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Keystone Press Agency "Welcher Regisseur wird abschlagen, wenn ein Rolling Stone seine Musik machen will?" Auch Volker Schlöndorff nicht. Außerdem wollte er für und von diesem Film sowieso etwas anderes als für den "Jungen Törless". Keith Richards stieg auch mit ein, aufgenommen wurde dann in London, Schlöndorff mittendrin im Swing der Stadt. "Ich, der doch eher intellektuell und keine Drogen ...", sagt er. Die Drogen waren dann auch zunehmend das Problem von Brian Jones. Keith Richards übernahm immer dann, wenn Jones nicht mehr konnte. "Es war eine unglaubliche Zeit, die ich da so als Zaungast miterlebt habe."

Besuch in Leningrad

Erlebt hat er aber auch anderes. Etwa Leningrad. Im Zuge seines Erfolgs besuchte Schlöndorff auch die ehemalige UdSSR. In Leningrad berührte und schockierte ihn die Geschichte der Belagerung der Stadt im 2. Weltkrieg und die vielen Hungertoten. Dort lernte er auch die 7. Symphonie von Schostakowitsch kennen, die "Lenigrader", die die katastrophale Blockade der Stadt verarbeitet. "Das hat mich überwältigt", sagt er heute. 2017 drehte er den Film "Rückkehr nach Montauk" und entschied sich in diesem Film, wo es um eine versäumte Liebe geht, ums Trauern, dann für die Musik Schostakowitschs: das Adagio aus dem Streichquartett Nr. 15.

Ein Film über Vivaldi

Musik, die Bilder prägt. Und jetzt – das erste Mal in Schlöndorffs langer Karriere – ein Film, der die Musik ganz konkret zum inhaltlichen Thema macht. "Antonio Vivaldi – jeder kennt die 'Vier Jahreszeiten', das wird ja auch im Fahrstuhl gespielt. Aber man kennt kein Gesicht von ihm. Es gibt kein Bild von ihm", sagt Schlöndorff. Basierend auf dem Buch "Vivaldi und seine Töchter" von Peter Schneider erzählt Schlöndorff von Vivaldi als Musiklehrer, der er in einem Waisenhaus in Venedig war und dort ein Frauenorchester gebildet und 20 Jahre für diese Mädchen komponiert hat. Wie so ein Film klingen könnte, kann man sich vorstellen. Die Bilder, die Volker Schlöndorff für Antonio Vivaldi, von dem wir nicht wissen, wie er aussah, finden wird, sind umso spannender. Gerade ist noch unklar, wann der Film realisiert werden kann. Aber: "Ich habe jetzt eineinhalb Jahr an Vivaldi gearbeitet und ich bedauere keinen Moment davon", sagt Schlöndorff.

Sendung: Meine Musik am Samstag, 14. September, 11:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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