Siegen, Westfalen, 8. August 1891: Adolf Busch wird geboren. Als Adolf Hitler ihn als "unseren deutschen Geiger" bezeichnet, kehrt der bekennende Gegner des Nationalsozialismus Deutschland den Rücken. Er ist nicht nur ein bedeutender Virtuose auf seinem Instrument, sondern auch Komponist.
Bildquelle: Max-Reger-Institut, Karlsruhe / BR
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Im Hause Busch tönt es von früh bis spät. In der väterlichen Instrumentenwerkstatt traktieren die Kinder von der Piccoloflöte bis zum Kontrabass alles, was ihnen unter die Finger kommt. Dafür müssen sie auch bei Dorffesten nächtelang zum Tanz aufspielen. Doch selbst dadurch werden die Busch-Brüder der Musik nicht überdrüssig, im Gegenteil: Fritz macht eine kometenhafte Karriere als Dirigent, Heinrich wird Komponist, Hermann Cellist und Adolf Geiger – der "deutsche Geiger" seiner Zeit.
Adolf Busch ist ein phänomenaler Solist, aber auch ein leidenschaftlicher Kammermusiker: Mit Bruder Hermann und seinem späteren Schwiegersohn Rudolf Serkin gründet er ein Klaviertrio von internationalem Rang. Bis heute legendär ist auch das über drei Jahrzehnte tonangebende "Busch-Quartett".
Das Busch-Quartett: Adolf Busch, Gösta Andreasson, Hermann Busch und Karl Doktor (ca. 1930) | Bildquelle: Robert Spreng | Max-Reger-Institut, Karlsruhe / BR Für Hitler ist Adolf Busch "unser deutscher Geiger", für Busch dagegen ist sein Namensvetter nur eines: Ein hässlicher Grund, Deutschland umgehend den Rücken zu kehren. Genau wie sein Bruder Fritz lehnt Adolf Busch es strikt ab, sich vom Nationalsozialismus als künstlerisches Aushängeschild missbrauchen zu lassen. Diese aufrechte Haltung kommt ihn teuer zu stehen, denn die Emigration – zunächst in die Schweiz, dann in die USA – bedeutet einen starken Einbruch seiner Karriere. Besonders in Amerika sind weder sein geradliniger, kantiger Stil, noch seine Vorliebe für Bach, Busoni und Reger förderlich, ihn als Star neben etablierten Virtuosen wie etwa Jascha Heifetz aufzubauen. Und als er nach Kriegsende, schwer herzkrank, endlich wieder in Deutschland konzertiert, ist seine beste Zeit vorbei.
Adolf Busch stirbt 1952 in seiner Wahlheimat Vermont, wo er kurz zuvor mit Serkin das bis heute bestehende "Marlboro Festival" gründete. "The Life of an Honest Musician" - so lautet der Titel von Tully Potters umfassender Busch-Biographie, und das ist nicht nur musikalisch zu verstehen: Busch kannte buchstäblich keine "falschen Töne"!
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Adolf Busch & Rudolf Serkin - Beethoven : Violin sonata No.5 in F op.24 "Spring" (1933)
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Sendung: "Allegro" am 08. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK