BR-KLASSIK

Inhalt

Kostprobe | 22.05.2022 Verschlossene Welten

Das Mysterium von Christi Auferstehung und Himmelfahrt schildert Carl Philipp Emanuel Bach in einem 1774 begonnenen Oratorium: Ein Werk voller Dramatik, Schwung und Opulenz, das Bart van Reyn und das Il Gardellino Baroque Orchester in einer gelungenen neuen Aufnahme präsentieren.

Bildquelle: © Passacaille

Am kommenden Donnerstag ziehen sie wieder durchs frische Maiengrün: Männertrupps, mehr oder weniger nüchtern, mit Bollerwagen, darauf allerhand Flüssiges. Vatertag. Eigentlich aber hat dieser 40. Tag nach dem Ostersonntag eine ganz andere Bedeutung: Christi Himmelfahrt rundet die Erlösungsbotschaft des Osterfests ab, Gottes Sohn, der von den Toten auferstanden ist, kehrt heim zu seinem Vater und triumphiert über die Mächte der irdischen Welt.

Carl Philipp Emanuel Bach, zweitältester Sohn Johann Sebastian Bachs, lebenslang in dessen Schatten und doch einer der bedeutendsten Komponisten auf der Schwelle vom Barock zur Klassik, hat sich immer wieder mit dem biblischen Themenkreis von Passion, Osterwunder und dem Mysterium der Himmelfahrt auseinandergesetzt. Sein Oratorium "Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu" begann er 1774, jetzt hat es Bart van Reyn zusammen mit drei exzellenten Vokalsolisten, dem Vlaams Radiokoor und dem Barockorchester Il Gardellino neu aufgenommen.

Schwelgerische Klangpracht

Alle Mitwirkenden verhelfen dem Werk zu schwelgerischer Klangpracht, zu geschmeidiger Eleganz und schillernder Farbigkeit, die den Komponisten sicherlich begeistert hätten. Denn Carl Philipp Emanuel Bach schrieb keine strenge Sakralmusik in protestantischer Kargheit, sondern genaugenommen eine Oper, die mit packendem theatralischen Sog die Wunder der Auferstehung und der Himmelfahrt Christi ins Rampenlicht rückt. Dramatische Arien treiben die Handlung voran, in dieser Aufnahme von wirklich schönen Stimmen völlig unangestrengt gesungen. Große Chorsätze - gepriesen sei hier die Professionalität eines Rundfunkchors - verkünden jubelnd die Heilsbotschaft.

Kein Geringerer als Mozart schätzte Carl Philipp Emanuel Bachs Himmelfahrts-Oratorium so sehr, dass er es mehrere Male in Wien aufführte. Und auch der Komponist selbst gab sich, was diesen Geniestreich aus der eigenen Feder anbelangt, durchaus selbstbewusst: "Ohne närrische Eigenliebe kann ich behaupten, dass es von meinen Meisterstücken ein beträchtliches ist, woraus junge Componisten etwas lernen können. Anfänglich haperts mit allen solchen Sachen, die zur Lehre - und nicht für Damen und nicht für musikalische Windbeutel - geschrieben sind."

"Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu"

Carl Philipp Emanuel Bach
Lore Binon, Sopran | Kieran Carrel, Tenor | Andreas Wolf, Bariton
Vlaams Radiokoor
Il gardellino baroque orchestra
Bart van Reyn, Leitung
Label: Passacaille

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 22. Mai 2022, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player