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Moskau, 30. Dezember 1913. Sergej Rachmaninow schreibt ein Telegramm. Nach Deutschland, an das Mercedes-Werk in Untertürkheim. Er muss den neuesten Mercedes haben!.

35 PS! Sein alter Wagen, die „Loreley“ der Firma Ley, hat 8 PS, 4 Zylinder, offener Wagen, Sportkarosserie mit drehbaren Scheinwerfern, die man zuklappen kann, um sie vor Steinschlag zu schützen. Das reicht jetzt nicht mehr. Rachmaninow ist ein Autofreak. Böse Zungen behauptet, er hätte sein drittes Klavierkonzert nur geschrieben, um genug Geld für sein Traumauto zu haben. Rachmaninow hält das Autofahren für Essenziell - vielleicht auch von Berufs wegen: "Ein guter Dirigent muss natürlich auch ein guter Fahrer sein. Sowohl der Dirigent als auch der Autofahrer brauchen konzentrierten Willen, atemlose Aufmerksamkeit und ständige Geistesgegenwart. Der Dirigent muss zu diesen Qualitäten nur noch das Wissen und Verständnis für Musik hinzufügen."

Autofreak Rachmaninow

Rachmaninow kann beides: Dirigieren und Autofahren. Er ist einer der ersten überhaupt, der in seiner Heimat einen eigenen Wagen besitzt. Mit seiner „Loreley“ unternimmt er Spritztouren. Er hat sie sogar extra frisieren lassen - mithilfe eines anderen Vergasers. 7.000 Goldmark hatte die „Loreley“ gekostet. Der neue Mercedes kostet fast das doppelte: 13.146 Goldmark! Aber das ist Rachmaninow egal. Es muss einfach sein. Nur: Bezahlen wird er den Mercedes nie.

Mercedes wirbt mit Rachmaninows Musik

Ende Januar 1914 verlässt der neue Wagen die Fabrik und ist fertig zum Transport nach Moskau. Ob der Mercedes jemals bei Rachmaninow angekommen ist, ist unklar. Geld fließt jedenfalls keines. Ein paar Monate später bricht der Erste Weltkrieg aus. Europa versinkt im Chaos, Rachmaninow flieht aus seiner Heimat und die Mercedes-Firma wird den Vorgang als Verlust verbuchen. Dafür muss Rachmaninows Musik im Jahr 1998 für einen TV-Werbespot von Mercedes-Benz herhalten. Die dadurch erzielten Einnahmen dürfte den finanziellen Verlust von damals wieder wettgemacht haben.

Sendung: "Allegro" am 30. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK