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Sergej Rachmaninow Klavierkonzert Nr. 3

Das Dritte Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow hat in letzter Zeit mehr Aufmerksamkeit erfahren als in vielen Jahrzehnten zuvor. Seine Wiederentdeckung verdankt das Werk nicht zuletzt dem 1996 gedrehten Film "Shine". Der Film erzählt die wahre Geschichte des australischen Pianisten David Helfgott, in der dieses Klavierkonzert eine bedeutende Rolle spielt. Rachmaninows "Drittes" – in Profikreisen als "Rach 3" bekannt – galt schon immer als ein Meilenstein in der Karriere eines jeden Pianisten. BR-KLASSIK sprach mit dem Pianisten Arcadi Volodos über das Werk.

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Das starke Stück

Sergej Rachmaninow – Klavierkonzert Nr. 3

"Ich schufte wie ein Zwangsarbeiter" – schrieb Sergej Rachmaninow im Sommer 1909. Der Komponist riegelte sich vollkommen von der Außenwelt ab. Auf seinem Landgut Iwanowka in Zentralrussland arbeitete er an seinem dritten Klavierkonzert. Das Werk musste möglichst bald fertig sein, denn für den 28. November war die Uraufführung in der New Yorker Carnegie Hall angesetzt. Rachmaninow gelang die Fertigstellung auf die letzte Sekunde. Zum Üben blieb kaum Zeit. So nutzte Rachmaninow die lange Atlantiküberfahrt nach New York, um den Solopart auf einer stummen Klaviatur zu üben.

Viele Noten pro Sekunde

Nicht von ungefähr wurde das Dritte Klavierkonzert von Rachmaninow selbst mit dem Beinamen "Konzert für Elefanten" versehen. Es stellt sehr hohe technische Anforderungen an den Pianisten. Laut Berechnungen ist es von allen großen Klavierkonzerten das mit den meisten Noten pro Sekunde im Klavierpart. Kein Wunder, dass Józef Hofmann – dem Rachmaninow sein Konzert gewidmet hatte – sein Lebtag das Konzert nicht angerührt hat. Er meinte, das Stück wäre zu schwer für ihn. Bei der Uraufführung dieses Klavierkonzertes am 28. November 1909 in New York spielte Sergej Rachmaninow den Solopart selber. Begleitet wurde er vom New York Symphony Orchestra unter Leitung von Walter Damrosch.

Rachmaninow und Mahler

Kaum zwei Monate später folgte eine Wiederaufführung, diesmal unter der Leitung von Gustav Mahler. Rachmaninow bewunderte Mahler und erinnert sich: "Er bewegte sofort mein Komponistenherz, da er sich meinem Konzert widmete, bis die Begleitung, welche ziemlich kompliziert ist, bis zur Perfektion geübt war … Für Mahler war jedes Detail der Partitur wichtig – eine Einstellung, die unglücklicherweise unter Dirigenten selten ist."

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Abscheu vor Amerika 

Obwohl Rachmaninows drittes Klavierkonzert in New York mit Wohlwollen aufgenommen wurde und nur manche Kritiker seine "Überlänge" bemängelten (das Konzert dauert etwa 45 Minuten), kehrte Rachmaninow unzufrieden nach Hause zurück. Er verabscheute das amerikanische Publikum, das ihn für alle Zeit auf das berühmt-berüchtigte Präludium cis-Moll reduzierte. In den folgenden Jahren lehnte Rachmaninow weitere Konzerte in Amerika ab. Nicht einmal im Traum konnte er sich damals vorstellen, dass er wenige Jahre später wegen der kommunistischen Machtergreifung ausgerechnet nach Amerika fliehen und bis zu seinem Tod in Kalifornien bleiben würde.

Triumphales New-York-Debüt mit Rachmaninow

Der Pianist Arcadi Volodos | Bildquelle: picture alliance / AP Photo | Urs Flueeler Arcadi Volodos | Bildquelle: picture alliance / AP Photo | Urs Flueeler New York, 21. Oktober 1998. Die Carnegie Hall ist seit langem ausverkauft. Fast auf den Tag genau 88 Jahre nach der Uraufführung von Rachmaninows 3. Klavierkonzert findet das New Yorker Debüt des 26-jährigen Pianisten Arcadi Volodos statt. Der junge Russe ist das neu entdeckte Talent am Klavierhorizont. Neben Liszt und Skrjabin stehen in seinem Programm Klavierwerke Rachmaninows. Der New Yorker Abend wird zu einem Triumph. Unzählige Zugaben muss Volodos an diesem Abend spielen. Alle sind sie von Sergej Rachmaninow. "Er ist einfach ein Genie", begeistert sich Volodos über den Komponisten. "Ich liebe alle seine Werke seit meiner Kindheit, ich hörte ständig seine Aufnahmen – vor allem die des Pianisten Rachmaninow. Denn nicht nur unsere Pädagogen, sondern auch berühmte Interpreten beeinflussen uns in unserem Werdegang. Rachmaninow ist für mich ein Gott. Ein Universalgenie – Komponist, Dirigent, Pianist.. Er ist einfach ein genialer Schöpfer!"

Ich wollte die Melodie auf dem Klavier singen, wie ein Sänger es täte. Das ist alles!
Rachmaninow über den Beginn seines 3. Klavierkonzerts

Eine Melodie wie Gesang

Mit einer wunderbar schlichten Melodie, ganz sacht seine Umgebung ertastend, beginnt das dritte Klavierkonzert. Ein Volkslied, oder eine Nachbildung eines altrussischen liturgischen Gesangs – rätselten die Musikwissenschaftler. "Es schrieb sich einfach von selbst", antwortete Rachmaninow ein wenig verärgert. "Ich wollte die Melodie auf dem Klavier singen, wie ein Sänger es täte. Das ist alles!"

Emotionale Herausforderung

Das dritte Klavierkonzert Rachmaninows ist vielleicht das letzte große romantische Klavierkonzert der Musikgeschichte. Hier herrscht das Klavier in der für Rachmaninow typischen improvisierenden Art über das Orchester. Doch erschöpft sich das Klavierwerk nicht in technischer Virtuosität, sondern versteht sich auch auf leise Töne, die gedeutet und erlebt werden müssen, wie Arcadi Volodos betont: "Ich glaube, die Schwierigkeit des Dritten Konzerts liegt in seiner emotionalen Ausgestaltung. Es ist ein tiefes, tragisches Werk, mit höchst dramatischen Kulminationen …Und gleichzeitig gibt es dort diese typische Rachmaninow'sche intime Lyrik, diese Frühlingsmelodien, die ich seit meiner Kindheit an ihm so liebe. Und diese Dramatik und Lyrik dicht nebeneinander, dieses ganze Spektrum der Gefühle in einer knappen Dreiviertelstunde auf dem Klavier darstellen zu können – das ist das schwierige. Technisch – Rachmaninow war ein großer Pianist – liegt alles schön in der Hand, sehr bequem komponiert, purer Genuss, das Konzert zu spielen. Aber emotional musst Du alles geben. Wie Wladimir Sofronizkij über das Konzert sagte: 'Da müssen wir Blut vergießen' …".

Musik-Info

Sergej Rachmaninow:
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 3 d-Moll, op. 30


Arcadi Volodos (Klavier)
Berliner Philharmoniker
Leitung: James Levine

Label: SK-Records

Sendung: "Das starke Stück" am 02. Januar 2024, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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