New York, 29. Oktober 1940. Der ungarische Komponist Béla Bartók emigriert in die USA. Der Entschluss nach Amerika auszuwandern, ist für Bela Bartók ein langer, von inneren Kämpfen begleiteter Prozess. Welcher Künstler verlässt schon gerne die Heimat, die er liebt und in deren Kultur er tief verwurzelt ist? Was aber ist, wenn die politischen Kräfte dieser Heimat den Schulterschluss mit einem totalitären Regime suchen, das Europa mit Aggression überzieht?
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Béla Bartók ist ein erklärter Gegner Hitlers und des Faschismus. Er verachtet "Wotans irdischen Statthalter und das Nazigift". Als international bekannter Komponist ist Bartók eine öffentliche Person. Auch deshalb möchte er zunächst in Ungarn bleiben, obwohl dort die mit Deutschland sympathisierende Horthy-Regierung das Sagen hat. Doch dann lassen ihm die Ereignisse, die zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führen, keine Wahl. "Man müsste weit weggehen von hier, weit weg aus der Nachbarschaft dieses verpesteten Landes, aber wohin? Nach Grönland, Kapland oder Feuerland, den Fidschi-Inseln oder weiß der liebe Herrgott wohin?", schreibt Bartók, als die Wehrmacht in Österreich einmarschiert.
Im Sommer 1940 ringt sich Bartók zu einer Entscheidung durch. Am 8. Oktober 1940 verabschiedet er sich von seinen Freunden mit einem Konzert in der Budapester Musikhochschule. Zusammen mit seiner Frau Ditta spielt er ein Konzert für zwei Klaviere von Mozart. Anschließend bricht das Ehepaar auf und besteigt in Barcelona einen Dampfer, der am 29. Oktober in New York vor Anker geht.
"Eigentlich ist diese Reise ein Sprung ins Ungewisse aus dem gewussten Unerträglichen", schreibt Bartók zu Beginn seiner amerikanischen Zeit. Zwar ist der Komponist nicht zum ersten Mal in den USA, dennoch teilt er das Schicksal vieler Emigranten. Er wird in der Fremde nicht glücklich werden. Der introvertierte Bartók und die extrovertierte amerikanische Lebensart passen nicht so recht zusammen. Der Komponist erkrankt an Leukämie und stirbt im September 1945 in New York im Alter von 64 Jahren. Seine ungarische Heimat hat er nicht mehr wiedergesehen.
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András Schiff - Bartók - Piano Concerto No 3 in E major, Sz 119
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Sendung: "Allegro" am 29. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK