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Beethoven fälscht seine Steuererklärung "Die Wut über den verlorenen Groschen"

Wien, 15. Januar 1818. "Unterzeichneter genießt eine Einnahme von jährlich 1.500, und hat außerdem nichts, wovon er Steuer zahlen müsste." Ob Beethoven rot wurde beim Schreiben? 1.500 Gulden Jahreseinnahmen – eine glatte Lüge! Das Genie Beethoven fälscht seine Steuererklärung.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Beethoven hat viel: 4.000 Gulden als Jahresrente durch die drei Mäzene Fürst Kinsky, Fürst Lobkowitz und Erzherzog Rudolph. Dazu hohe Auftrittsgagen. Er gibt viel aus: Beethoven trinkt Wein wie Wasser. Und liebt die Frauen – wie man sagt, auch die "käuflichen". Er betrügt: Als die London Philharmonic Society bei ihm drei Werke in Auftrag gibt, sendet Beethoven drei alte Kamellen auf die Insel. Wenig inspirierte Musik, nicht aufführbar. Und er lügt: Die 1.500 Gulden, die er in seiner Steuererklärung angibt, beziffern ausschließlich das Stipendium von Erzherzog Rudolph, kein Wort von den anderen beiden Mäzenen, kein Wort von Einnahmen durch seine Werke, kein Wort über Auftrittshonorare.

Beethoven verachtet seine Mitbürger

Wie kann so was durchgehen? Vielleicht aus Angst vor diesem Mann, der sich selbst gern "Generalissime" oder "Obergeneral" nennt. Seine Mitbürger sieht er als: "bloße Instrumente, worauf ich, wenns mir gefällt, spiele. Ich taxiere sie nur nach dem, was sie mir leisten." Beethoven – ein skrupelloser Egomane? Vielleicht. Ein klein wenig Verständnis verdient er aber schon.

Schwere Zeiten

1818, im Jahr der gefälschten Steuererklärung verschlechtert sich Beethovens Gehör drastisch. Auftritte und Einnahmen gehen zurück. Er steckt außerdem in einem nervenaufreibenden und kostspieligen Rechtsstreit um das Sorgerecht für seinen Neffen Karl, den er innig liebt, aber ebenso innig tyrannisiert. Dazu ist die wirtschaftliche Lage in Wien instabil: Die Lebensmittelpreise steigen, das Geld verliert an Wert.

Angst vor der Armut

Unten drunter quält Beethoven eine massive Angst vor dem Absturz in die Armut. Die Realität konnte er nicht sehen: Beethoven war wohlhabend. Er wusste es nur nicht: "Alle meine Noten bringen mich nicht aus den Nöten, und ich schreibe Noten überhaupt nur aus Nöten."

Entstanden im Jahr 1818 - Beethoven "Hammerklaviersonate"

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2020.08.17. Igor Levit - Beethoven Piano Sonata No. 29, Op. 106 "Hammerklavier"

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 15. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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