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New York, 20. August 1918. Sind die großen Helden der Opernbühne per se skrupellose Herzensbrecher und notorische Schwerenöter? Der amerikanische Finanzmagnat Jakob Benjamin zeigte sich jedenfalls äußerst skeptisch, als Enrico Caruso um die Hand seiner Tochter Dorothy anhielt.

Benjamin versuchte mit der Bedingung, "nur, wenn Sie meinem Kind eine halbe Million Dollar aufs Konto überweisen", der ungewünschten Verbindung den väterlichen Riegel vorzuschieben.

Liebe oder Spaghetti essen?

Die Bedenken des vermögenden New Yorkers waren nicht aus der Luft gegriffen. Das lag gewiss nicht nur am Altersunterschied des Liebespaars. Die hochgewachsene, blonde Braut war Mitte Zwanzig und von den Schwestern vom "Heiligen Herzen Jesu" zu Anstand und feinen Manieren erzogen, der Ehemann in Spe ein 45-jähriger Weltstar, dessen skandalträchtiges Intimleben in der Boulevardpresse stets für hohe Auflagen sorgte. Was ist schon von einem italienischen Tenor zu halten, dessen wilde Ehe mit Ada Giachetti in einer Schlammschlacht vor Gericht endete, und von dem die Schauspielerin Billie Burke sagte, er gebe sich der Liebe mit der "gleichen unbefangenen Virtuosität hin, wie dem Spaghetti essen"?

Vor dem New Yorker Traualtar

Caruso hatte seine Braut im kunstsinnigen Salon der Familie Benjamin kennen gelernt. Trotz seines unsteten Vorlebens schien seine Leidenschaft für Dorothy echt und aufrichtig zu sein. Die finanzielle Forderung des Vaters empörte deshalb Braut und Bräutigam. Und so traten die beiden am Vormittag des 20. Augusts 1918 heimlich in der Marble Collegiate Church an New Yorks Fifth Avenue vor den Traualtar.

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Una Furtiva Lagrima - Enrico Caruso 1904. Remastered.

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Am Ende steht die Enterbung

Park Benjamin reagierte, wie man es von einem moralinsauren Prinzipienreiter erwarte. Er enterbte seine Tochter samt deren Bruder, der als Postillion d'amour die Entstehung der Ehe gefördert hatte.

Sendung: "Allegro" am 20. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK