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Zum Himmel stinkend Enrico Caruso überlebt einen Bombenanschlag

Havanna, 13. Juni 1920. Enrico Caruso steht auf der Bühne des Teatro National. Er, der berühmteste Tenor der Welt, schmettert die Arie des Radames in Verdis Oper "Aida". Und Kuba liegt ihm zu Füßen.

Enrico Caruso | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Eintrittskarten gehen weg wie frisch gebackene Semmeln. Dabei sind sie unverschämt teuer. Schließlich muss Carusos Gage bezahlt werden: 10.000 Dollar pro Vorstellung. Ein lukratives Engagement. Aber Caruso nervt die Hitze auf Kuba. Er fühlt sich schlapp und übermüdet, leidet unter Migräne und Zahnschmerzen. Ein schlechtes Omen? Trotzdem singt er – wie immer überwältigend.

Kritischer Arthur Rubinstein im Publikum

Eine seltsame Spannung liegt in der Luft. Carusos hohe Gage sorgt durchaus für Unmut unter den Kubanern. "Ein Normalverdiener hätte jahrelang für eine solche Summe arbeiten müssen. Kein Wunder also, dass das Publikum ihm nicht ausnahmslos gewogen war", so schreibt Arthur Rubinstein später in seinen Memoiren. Der Pianist sitzt an diesem Abend auch im Publikum.

Artur Rubinstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Kritischer Opernbesucher: der Pianist Arthur Rubinstein | Bildquelle: picture-alliance/dpa Und dann – während des berühmten Triumphmarsches – passiert es: Das Theater wird von einer Explosion erschüttert. Eine Bombe. Auf der Bühne stürzt eine Säule ein. Menschen schreien. Chaos bricht aus. Ein Anschlag? Arthur Rubinstein schreibt, es sei eine Stinkbombe gewesen, die nicht nur grauenhaft gestunken, sondern auch laut geknallt hätte. "Caruso alias Radames schürzte sein Gewand, entwich auf die Straße und rannte, von Zeitungsverkäufern verfolgt, ins Hotel. Man könne sich vorstellen, welche Verblüffung im Opernhaus Platz griff."

Wer steckt dahinter – Mafia oder Gewerkschaft?

Schwer verletzt wird zum Glück niemand. Aber eine Stinkbombe war es nicht. Eher eine Bombe aus Knallkörpern, deponiert in einer Zigarrenkiste auf der Herrentoilette, vermutlich zusammengezimmert von Arbeitern der Gewerkschaft, die höhere Löhne am Opernhaus forderten. Oder steckte hinter dem Attentat die Mafia-Organisation "Schwarze Hand", wie die amerikanische Presse später spekuliert? Wirklich gelöst wird der Fall nie.

Caruso kehrt Kuba den Rücken

Und Caruso? Der singt die Vorstellung zu Ende, nachdem der Operndirektor den verängstigten Tenor aus dem Hotel zurückgeholt hat. Allerdings hat er danach endgültig die Nase voll von Kuba. Er reist heim, zu Frau und Tochter. Die Bombe von Havanna hat er überlebt. Aber schon ein Jahr später stirbt Caruso – mit gerade mal 48 Jahren.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 13. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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