London, 29. September 1918. Die Orchestersuite "The Planets" von Gustav Holst wird vom New Queen's Hall Orchestra unter Sir Adrian Boult im Rahmen einer Privataufführung aus der Taufe gehoben. Es sollte Holsts berühmtestes Werk bleiben – nicht unbedingt zur Freude des Komponisten.
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Das geladene Publikum bei der Londoner Uraufführung war überzeugt davon, dass Gustav Holst mit diesen Klängen auf den Ausbruch des Ersten Weltkriegs reagiert habe und die Schrecken der Schlachtfelder in Frankreich schildern wollte. Tatsächlich aber war der erste Satz der "Planeten" mit dem Titel "Mars, der Kriegsbringer", der sich aus unheilvoll lastender Stille immer drohender und mit jagenden Fanfaren zu martialischer Gewalt steigert, schon vor dem August 1914 vollendet. Im Nachhinein wirkt er wie eine unbewusste, ebenso hellsichtige wie grausige Prophezeiung.
Die 1917 nach dreijähriger Arbeit vollendeten "Sieben Stücke für großes Orchester" machten Holst schlagartig zu einem berühmten, für einige Jahre sogar populären Komponisten – auch wenn Holst in den "Planeten" als wohl erster Brite Einflüsse Arnold Schönbergs verarbeitete. Dennoch sollten sie sein einziges Werk dieser Art bleiben, zur großen Enttäuschung des Publikums, das vergeblich auf eine Neuauflage des riesenhaft besetzten, brillant orchestrierten und höchst wirkungsvollen Orchesterwerkes hoffte.
Gustav Holst selbst war der Erfolg der "Planeten" eher suspekt. Er hielt die Suite keineswegs für seine bedeutendste Komposition, sah seine Wurzeln eher in exotisch orientalischen Gefilden. Schon früh war Holst mit hinduistischer Literatur und Philosophie in Berührung gekommen, hatte Sanskrit gelernt und Hymnen aus dem "Rigveda" übersetzt, die er teilweise auch vertonte. Seine erste Oper "Savitri" basiert auf einer Episode aus dem indischen Nationalepos "Mahahbarata".
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Neben solchen Einflüssen waren es ältere englische Komponisten wie Henry Purcell, die Holst faszinierten, nicht zuletzt auch das englische Volkslied, das ihm sein Kollege und enger Freund Ralph Vaughan Williams nahebrachte. Mit den teils wundervollen Chor- und Orchesterwerken, die auf diesem geistigen Fundament entstanden, konnte er allerdings nie mehr an den überwältigenden Erfolg seiner "Planeten" anknüpfen. Bis heute bleibt sein Name in erster Linie mit diesem Werk verknüpft.
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Sendung: "Allegro" am 29. September 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK