BR-KLASSIK

Inhalt

Lili Boulanger erhält den Rompreis Die erste Komponistin in der Villa Massimo

Paris, 31. Juli 1913. Die Zeitschrift "Musical Leader" berichtet: "Die Komponistin Lili Boulanger erhält als erste Frau den Rompreis". Ihr Sieg ist eine Sensation. Etwas, das es noch nie gegeben hat. "Eine Frau, Lili Boulanger, die 19-jährige Tochter eines Gesangslehrers am Konservatorium, hat den Grand Prix de Rome gewonnen, wobei es das erste Mal in seiner 110-jährigen Geschichte ist, dass eine Frau den heißbegehrten Preis erhielt".

Die Komponistin Lili Boulanger; Abbildung im Magazin  "Les Hommes du Jour", 1913 | Bildquelle: Wikimedia Commons

Bildquelle: Wikimedia Commons

Das Kalenderblatt zum Anhören

Der "Musical Leader" ist nicht die einzige Zeitschrift, der es den Atem verschlägt. Da räumt doch ein weibliches Wesen bei einem Wettbewerb ab, der als Garant für die große männliche Komponistenkarriere gilt. Berlioz, Bizet, Debussy, die Namen einiger Rompreisträger sprechen für sich.

Hochverdienter Erfolg

Auch wenn es so manchem Tonkunst-Chauvi nicht schmecken will – "rosa Gefahr" lautet ein Schlagwort –, Lilis Erfolg ist hochverdient. Über mehrere Runden hat sie ihre männlichen Konkurrenten wie Musikstudenten aus dem ersten Semester aussehen lassen. Und als die Hochbegabte, die als Kind von Gabriel Fauré unterrichtet worden war, im Finale des Wettbewerbs die Kantate "Faust et Hélène" vorstellt, entscheiden sich 31 der 36 "Kunstrichter" für sie. Ein Umstand, den ein Journalist folgendermaßen kommentiert: "Die Frauenfeindlichkeit der Jury war bekannt. Folglich wurde die weibliche Kantate mit gnadenloser Aufmerksamkeit gehört, was ihr in dieser Atmosphäre den Stellenwert einer beeindruckenden und bedrohlichen feministischen Präsentation gab".

Früher Tod

Die Komponistin der "feministischen Kantate" ist eine zarte, zerbrechliche Frau. Zeitungen schreiben von "Anmut", von "einem Schatten im weißen Kleid". Was nach dem Klischee vom "ätherischen Künstler-Wesen" klingt, hat einen traurigen Hintergrund: Lili Boulanger ist schwer krank. Sie leidet an chronischer Lungenentzündung und Morbus Crohn. Der ersten weiblichen Rompreisträgerin ist kein langes Leben beschieden. Die Komponistin Lili Boulanger, eine der größten Talente ihrer Generation, stirbt 1918 im Alter von 24 Jahren und wird auf dem Pariser Friedhof Montmartre beigesetzt.

Mit diesem Werk gewann Lili Boulanger den Rompreis

YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.

Lili Boulanger: Faust et Hélène (1913) | Bildquelle: Wellesz Theatre. (via YouTube)

Lili Boulanger: Faust et Hélène (1913)

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 31. Juli 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player