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Louise-Angélique Bertin Talentierte Komponistin ohne Karriere

Les Roches bei Paris, 15. Februar 1805. Louise-Angélique Bertin wird geboren. Sie ist eine Schriftstellerin, eine Malerin – und eine Dichterin. Ja und dann entscheidet sich Louise für die Welt der Musik. Sie wird Komponistin.

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Die Sendung zum Anhören

(Bild: Szene aus Louise-Angélique Bertins Oper "La Esmeralda", Zeitgenössischer Holzstich)

Vieles bringt Louis-Angélique sich selbst bei, einiges lernt sie von François-Joseph Fétis und Anton Reicha. Sie ist eine dieser Frauen, die es wagen. Die es wagen, begabt zu sein und es zu zeigen. In einer Zeit, die den Männern gehört. Natürlich, sie kann es auch riskieren, ihr Vater ist ein bedeutender Zeitungsverleger und sie gehört zu den gebildeten Kreisen Frankreichs. Und doch darf ihr Stern nicht strahlen.

Hector Berlioz erkennt Bertins Talent

Louise-Angélique Bertin komponiert zunächst Kammermusik, dann aber greift sie nach der großen Form für die große Bühne. Sie beginnt, Opern zu schreiben und als erste Frau des 19. Jahrhunderts gelingt es ihr, ein Werk in der Operà de Paris aufzuführen. Unter den französischen Komponisten ist sie sogar die erste, die den Faust-Stoff umsetzt, noch dazu mit einem eigenen Libretto. Vier Opern insgesamt stammen aus ihrer Feder. "La Esmeralda" ist die letzte davon, und kein Geringerer als Victor Hugo schreibt ihr den Text – inspiriert von seinem Roman "Notre-Dame de Paris". Louise-Angélique kommt ihrem Traum von der gefeierten Komponistin immer näher, denn ihre Musik hat Gehalt. Hector Berlioz, der für die Zeitung ihres Vaters als Musikkritiker arbeitet, erkennt das und bietet ihr an, die Proben für sie zu leiten. Denn Louise-Angélique leidet seit Geburt an einer Lähmungserscheinung und kann nicht über einen längeren Zeitraum stehen oder gehen.

Musik aus "La Esmeralda"

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Louise Bertin - La Esmeralda Opera - Part 1 | Bildquelle: domclaudefrollovideo (via YouTube)

Louise Bertin - La Esmeralda Opera - Part 1

Ungerechtfertigte Unterstellungen gegen Bertin

Also übernimmt Berlioz die Proben und die Premiere. Alles läuft gut, bis es Zwischenrufe aus dem Publikum gibt. Die Einwürfe behaupten, die besten Stellen der Oper stammten nicht von Louise-Angélique Bertin, sondern in Wahrheit von Berlioz. Egal, wie vehement Berlioz diese Unterstellungen zurückweist, egal, wie sehr er Louise-Angélique verteidigt und lobt. Es bleibt etwas hängen. Auch der Vorwurf, die junge Komponistin hätte ihre "La Esmeralda" nur durch die Unterstützung ihrer einflussreichen Familie realisieren können, spricht sich herum. Ging es bei dieser Intrige darum, ihrer Familie zu schaden? Oder war es, weil nicht sein kann, was nicht sein darf und eine Frau es wagt, aus dem Schatten zu treten. Es wird sich wohl nie vollständig klären lassen.

Diese Unterstellungen ruinieren ihre Karriere

Fakt hingegen ist, dass all das die Karriere der Louise-Angélique Bertin beendet hat. Sie zieht sich zurück aus der Öffentlichkeit und komponiert wohl noch einige Werke, veröffentlich zwei Gedichtbände und folgt auch weiter ihrer künstlerischen Berufung, doch sie tut es im Stillen. So, wie so viele andere Künstlerinnen ihrer Zeit.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 15. Februar 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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