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Francis Barraud malt den Hund "Nipper" Ein Tier wird zum Symbol

London, 11. Februar 1899. Der Maler Francis Barraud sitzt vor einem Bild. Ein weißer Terriermischling vor einem Walzenspieler. Den Kopf neugierig schief gelegt, guckt er in den Schalltrichter und lauscht der Stimme seines Herrn. Der Terrier heißt "Nipper". Bald wird er der berühmteste Hund der Schallplattenindustrie sein.

Bildquelle: picture alliance / Everett Collection

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Barrauds Edison-Wachswalzenspieler war ein raffiniertes Gerät. Mit ihm konnte man nicht bloß Musik ins Heim bringen, sondern auch Sprache aufnehmen und gleich danach wieder abspielen. Und wenn aus dem Schalltrichter plötzlich die Stimme seines Herrn zu hören war, soll der kleine Nipper immer ganz verdutzt gewesen sein.

50 Pfund für eine spätere Weltberühmtheit

Im September 1895 stirbt Nipper. Drei Jahre später beginnt Barraud, ein Gemälde zu malen: "Nipper schaut in den Trichter eines Walzenspielers". Am 11. Februar 1899 ist das Bild fertig. Barraud geht damit hausieren. Aber niemand will es haben, selbst der Chef der Walzenspieler-Firma ist nicht interessiert. "Hunde schauen nicht in unsere Schalltrichter", sagt er. Die Konkurrenz ist anderer Meinung. William Owen von der "Gramophone Company" sagt, er würde das Bild kaufen. Allerdings müsste der kleine Hund dann nicht vor einem Edison-Walzenspieler sitzen, sondern vor einem von ihren Grammophon-Plattenspielern. Owens Firma nämlich macht keine zylinderförmigen Wachswalzen mehr, sondern das Allerneueste: flache Schallplatten aus schwarzem Schellack. Flugs malt Barraud das Bild um, und die "Gramophone Company" kauft es für 50 Pfund Sterling. Nochmal 50 Pfund bekommt Barraud für den Titel, den er sich für das Bild ausgedacht hat: "His Master's Voice – Die Stimme seines Herrn".

Das Original hängt in London

Und damit beginnt der Siegeszug des Hundelabels. Weltweit suchen die Kunden in den Läden nach Schellackplatten mit dem putzigen Tier auf dem Etikett. Und weil der Wiedererkennungswert so groß ist, ändert die "Gramophone Company" einige Jahre später tatsächlich den Namen ihres Plattenlabels. Aus "Gramophone Records" wird "His Master's Voice", kurz: "HMV". Mittlerweile ist der kleine Hund vor dem Grammophon eines der weltweit bekanntesten Markenzeichen. Und Nippers Herrchen soll Jahrzehnte lang damit beschäftigt gewesen sein, immer mehr unterschiedliche Versionen von seinem einzigen berühmten Bild zu malen. Das Original übrigens, für das er seinerzeit 50 Pfund bekommen hat, das gibt es auch noch. Es hängt im Hauptgebäude der Plattenfirma EMI in London.

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Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 11. Februar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Dienstag, 11.Februar, 08:54 Uhr

Wolfgang Jäckle

His Master's Voice

Ich erinnere mich an eine Karikatur zum Label von "His Master's Voice" das ich auf dem Plattencover einer Aufnahme mit den Konzerten Gerard Hoffnungs in der Royal Albert Hall gesehen habe. Wahrscheinlih stammt die Karikatur von Gerard Hoffnung selbst und zeigt den bekannten Hund vor dem Grammphontrichter, der sich mit beiden Pfoten die Ohren zuhält. Die Zeichnung trägt die Unterschrift "His Mother's Voice"

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