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Richard Wagner dirigiert in Dresden Ein musikalisches Duell

Dresden, 7. Juni 1843. Ein Denkmal für König Friedrich August I. wird eröffnet. Richard Wagner steuert zu diesem Anlass ein Musikstück bei. Felix Mendelssohn Bartholdy auch. Offiziell sind die beiden Freunde. Aber nur offiziell ...

Richard Wagner | Bildquelle: Archiv des Bayerischen Rundfunks

Bildquelle: Archiv des Bayerischen Rundfunks

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Richard Wagner zupft nervös an seinem Halstuch. Niemand scheint es zu bemerken. Alle Augen sind auf die verhüllte Statue gerichtet. Ein neues Denkmal für König Friedrich August I. – hier in der prachtvollen Hofanlage im Zwinger von Dresden. Doch Wagner interessiert sich nicht für die Statue. Für ihn gilt es, ein Duell zu gewinnen. Ein musikalisches Duell.

Zwei Konkurrenten – ein Auftrag

Offiziell sind sie Freunde, doch insgeheim empfindet Wagner den vier Jahre älteren Mendelssohn als Konkurrenten. Als Königlich Sächsischer Kapellmeister der Dresdner Hofoper steht Wagner bei der Denkmalsenthüllung am Pult. Komponiert haben allerdings beide für den festlichen Anlass. Wagner erinnert sich: "Ich hatte einen einfachen Männergesang mit bescheidener Tendenz zustande gebracht, während Mendelssohn die kompliziertere Aufgabe zugefallen war, in dem von ihm zu komponierenden Männerchor noch das 'God save the King', auf sächsisch: 'Heil Dir im Rautenkranz', einzuweben."

Komponierte Mendelssohn einen "Klangbrei"?

Felix Mendelssohn Bartholdy. Gemälde, 1847, von Wilhelm Hensel  | Bildquelle: picture-alliance / akg-images Felix Mendelssohn Bartholdy | Bildquelle: picture-alliance / akg-images Mendelssohn löst das Problem, indem er die angelsächsische Melodie von Blechbläsern spielen lässt, während der Chor etwas anderes singt. Das Ergebnis ist – nach Wagners Schilderungen – ein unverständlicher Klangbrei: "Die Wirkung war…, daß man an den meisten Punkten nur die Blechinstrumente hörte, den Gesang fast gar nicht, u. da Alles wie 'Den König segne Gott' klang, so wurde Niemand daraus klug, was es eigentlich sein sollte."

Hat Mendelssohn schlecht komponiert? Oder liegt das Versäumnis eher bei Wagner? Immerhin hatte Mendelssohn ihm detaillierte Aufführungshinweise zu Besetzungsgröße und Aufstellung der Musiker geschickt: "Ob es hier 50 oder 100 Stimmen, 6 oder 9 Posaunen & c sein sollen, überlasse ich Ihrem Ermessen und dem Erfordernis des Locals… Thun Sie was Sie recht finden und was Ihnen gut klingt, das wird für die Sache und für mich das Beste sein."

Mendelssohn kann sich nicht durchsetzen

Ob Wagner wirklich versucht hat, das Beste herauszuholen, ist fraglich. An seine Frau Minna schreibt er triumphierend: "Das Fest ist sehr gut abgelaufen, mein Gesang hat entschieden den Sieg über den Mendelssohn'schen davon getragen, der ohne Wirkung u. unverständlich blieb." Wagner bekommt vom König zum Dank eine goldene Dose geschenkt. Und Mendelssohn? Seine Komposition kann sich nicht durchsetzen. Bis heute gibt es nicht mal eine Aufnahme im Handel.

Und so klingt Wagners Beitrag

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Festgesang, WWV 68B: "Der Tag erscheint" (Version for Male Chorus and Brass Instruments) | Bildquelle: Michel Plasson - Topic (via YouTube)

Festgesang, WWV 68B: "Der Tag erscheint" (Version for Male Chorus and Brass Instruments)

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Sendung: "Allegro" am 7. Juni 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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