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Gertrud und der Zwölftöner Eine neue Liebe für Arnold Schönberg

Mödling, 28. August 1924: Gertrud Kolisch heiratet Arnold Schönberg. Später schreibt sie auch ein Libretto für ihn. Für eine Art 12-Ton-Komödie.

Gertrud und Arnold Schönberg mit Tochter Nuria bei ihrer Ankunft in New York 1939 | Bildquelle: picture alliance / AP

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Aber erstmal der Reihe nach. 1923 stirbt Schönbergs 1. Frau, Mathilde, die Schwester von Alexander Zemlinsky. Keine gute Ehe war das gewesen, für beide nicht. Mathilde brannte mit ihrem Geliebten durch, kam zurück, wegen der Kinder, aber der Liebhaber brachte sich um.

Schönberg begeistert sich jetzt für Jazz

Schönberg, der 50-jährige Witwer, entflammt jetzt für eine Frau, die er schon länger kennt. Sie ist die Schwester des Geigerfreundes Rudolf Kolisch, Gertrud heißt sie, ist sehr temperamentvoll und von "unzähmbarem Geist", wie Schönberg fasziniert schreibt. Sie ist fast 25 Jahre jünger und verschafft ihm einen zweiten Frühling: Ein Oberlippenbärtchen lässt sich Schönberg wachsen, kleidet sich ausgesucht elegant, zieht mit Freunden durch die Wiener Bars, begeistert sich für Jazz und komponiert ein Hochzeitsgeschenk an Gertrud: seine Suite op. 29.

Ein neuer Ton in Schönbergs Leben

Zwölftönig ist sie zwar schon, seine Hochzeitsmusik für Gertrud, aber man spürt auch den lockeren, geradezu lässigen Ton, den die junge Frau in Schönbergs Leben und seine Kunst bringt. Diese neue Leichtigkeit schätzt er so sehr, dass er mit seiner Frau nicht nur ausgedehnte Flitterwochen in Venedig verbringt, sondern sie später auch bittet, das Libretto für seinen Opern-Einakter "Von heute auf morgen" zu schreiben. Das macht sie, und zwar – vielleicht ist es ihr doch nicht so ganz geheuer – unter dem Pseudonym Max Blonda.

Banal, skurril und … zwölftönig

Es geht um einen Ehestreit, um Begehren, um Schein und Sein – eine so banale wie skurrile Geschichte im musikalischen 12-Ton-Gewand (davon will Schönberg schließlich nicht mehr lassen). Die Premiere macht das Publikum ratlos, und Schönberg ist erst enttäuscht, findet dann aber, dass Dirigent und Musiker Schuld sind am fehlenden Erfolg und sagt sich: Dann  war das halt ein einmaliger Ausflug ins leichte Genre. Das Wichtigste habe ich ja an meiner Seite: Gertrud …

Und so klingt "Von heute auf morgen"

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Schoenberg - Von Heute auf Morgen | Bildquelle: Pablo J. Vayón (via YouTube)

Schoenberg - Von Heute auf Morgen

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 28. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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