London, 14. März 1914. Aexander Skjabins "Prometheus" wird aufgeführt – gleich zweimal. In seinem letzten Orchesterwerk versuchte der Komponist erstmals, eine Beziehung zwischen Tönen und Farben herzustellen, denn er wollte durch die Farbpräsentation die Wirkung der Musik gesteigert wissen. Für "Prometheus" entwickelte Skrjabin ein Farbenklavier, mithilfe dessen gleichzeitig zur Musik farbiges Licht auf einer Leinwand projiziert werden sollte. Hierzu kam es allerdings erst nach seinem Tod. Dennoch durfte der Synästhetiker Skrjabin mit seinem "Prometheus" seinen größten Konzerterfolg feiern.
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"Wenn ein Werk so schwierig zu erfassen ist, dann wird es eben zwei Mal hintereinander aufgeführt", sagt der Dirigent Sir Henry Wood und tut es. "Prometheus. Poem des Feuers" heißt der schwerverdauliche Brocken, komponiert von Alexander Skrjabin. Im Programmheft zur englischen Erstaufführung am 1. Februar 1913 steht eine ausführliche Analyse des Stückes, verfasst von Rosa Newmarch. Sie berichtet Skrjabin nach dem Konzert: "Das Publikum blieb bei der Wiederholungsaufführung des Prometheus auf seinen Plätzen. Unter den Anwesenden wurde auch Mr. Bernhard Shaw bemerkt, der mit aller Kraft applaudierte!"
Wie gerne hätte Skrjabin an diesem gigantischen Erfolg persönlich teilgehabt. Nichts leichter als das, beschließt der tatkräftige Dirigent Henry Wood und organisiert ein weiteres Symphoniekonzert. An jenem 14. März 1914 steht in London wieder eine doppelte Dosis "Prometheus" auf dem Programm - und Skrjabins Klavierkonzert. Der Komponist kommt dafür extra nach London und übernimmt den Solopart. Skrjabin spielt stürmisch, elegisch, entrückt, entfesselt.
Noch nie habe ich wohl unter ungünstigeren Umständen konzertiert. Und ...einen solch wirklich grandiosen Erfolg!
Zweieinhalbtausend Engländer jubeln. Dabei fühlt sich Skrjabin alles andere als in Form. Auf seiner Oberlippe hat sich ein schmerzhaftes Furunkel gebildet: "Noch nie habe ich wohl unter ungünstigeren Umständen konzertiert. Und noch niemals hatte ich einen solch wirklich grandiosen Erfolg!"
Skrjabin ignoriert die kleine Entzündung. Lässt sich in London in weiteren Konzerten feiern, setzt seine erfolgreiche Tournee in der russischen Heimat fort. Trotzdem fühlt sich Skrjabin oft niedergeschlagen: "Der heranschleichende Tod beschäftigt mich." Skrjabins Vorahnung sollte sich bewahrheiten. Die eitrige Geschwulst, die zum ersten Mal bei Skrjabins größtem Konzerterfolg in London wie Feuer gebrannt hatte, führt ein Jahr später, im April 1915, zu einer tödlichen Blutvergiftung.
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Skrjabin: Prométhée – Le poème du feu ∙ hr-Sinfonieorchester ∙ Dmitri Levkovich ∙ Markus ∙ Stenz
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Sendung: "Allegro" am 14. März 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK