Sant'Agata, 23. September 1870. Giuseppe Verdi erhält Besuch, von einer Dame. Eigentlich ist ihr Verhältnis professionell: Teresa Stolz ist seine Elisabetta in "Don Carlos“, seine Amelia im "Maskenball“. Verlobt ist das Goldkehlchen mit dem Dirigenten Angelo Mariani. Und der betet Teresa an: "Alles an ihr ist vollkommen und erhaben!"
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Das findet Verdi auch! Auch er ist hingerissen von der tschechischen Sopranistin, und zwar nicht nur von ihrer Stimme, sondern sozusagen tutti completti, also von Kopf bis Fuß. Dass das nicht gut geht, ist klar. Mariani platzt fast vor Eifersucht und verpatzt absichtlich einige heikle Stellen in Verdis Opern. So dirigiert er zum Beispiel die Ouvertüre in "La forza del destino“ an einer Piano-Passage so scheppernd wie Militärmusik. Verdi versteht die Aktion als das, was sie sein soll: die musikalische Kriegserklärung eines Dirigenten an den Komponisten, der gerade dabei ist, ihm die Braut auszuspannen!
So richtig juckt das Verdi aber nicht. Auch nicht der Umstand, dass ihm Giuseppina Verdi, also seine Gattin, hinterher spioniert. Verdi fühlt sich gebauchpinselt davon, dass eine 20 Jahre Jüngere offenbar so ein Interesse an ihm hat, dass die sogar ihre Verlobung mit Mariani auflöst! So geschehen kurz nach Teresas Besuch in Verdis Villa an jenem Septembertag.
Was an jenem Tag vorgefallen ist, wissen wir nicht. Genauso wenig, ob Teresa Stolz "nur“ Verdis Muse war, oder doch seine Geliebte. Jedenfalls hat er für sie die Rolle der "Aida“ komponiert. In der Oper geht es bekanntermaßen um eine Dreiecksgeschichte. Und dann sind da noch die ganzen Briefe. Gattin Giuseppina versieht einen besonders großen Stapel mit einer zynischen Notiz: "Sechzehn Briefe!! In kurzer Zeit!! Was für eine Aktivität!"
Die diffus-prickelnde Stimmung, die zwischen Verdi und der Sängerin Teresa Stolz herrscht, löst eine Ehekrise bei den Verdis aus. Und es ereignen sich Szenen in der Villa, die aus einem Libretto entlehnt sein könnten: "Entweder diese Frau verlässt das Haus oder ich gehe", zetert Giuseppina. Und Giuseppe brüllt zurück: "Diese Frau bleibt oder ich erschieße mich!" Nun, wir wissen, dass Verdi im hohen Alter von 87 Jahren … eines natürlichen Todes gestorben ist.
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Verdi - La Forza del Destino Ouvertüre | Semyon Bychkov | WDR Sinfonieorchester
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Sendung: "Allegro" am 23. September 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK