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Giuseppe Verdis "Trovatore" wird uraufgeführt Krude Handlung – herrliche Musik

Rom, 19. Januar 1853. Giuseppe Verdis "Trovatore" wird uraufgeführt. Nach dem Triumph seines "Rigoletto" hatte Giuseppe Verdi lange nach einem neuen Opernstoff gesucht. Und er ist sich im Januar 1853 nicht sicher, ob er mit dem "Trovatore" die richtige Wahl getroffen hat: Diese Rachegeschichte ist ein bizarrer Alptraum – und die Musik ein bahnbrechendes Experiment mit Gefühlen.

Bildquelle: picture-alliance/akg-images

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Es ist noch nicht einmal fünf Uhr am Morgen. Verdi hat gut geschlafen, ist aber wieder viel zu früh aufgewacht. Doch es hat keinen Sinn mehr, liegenzubleiben; die Gedanken kreisen. Das passiert ihm in den letzten Wochen häufiger. Ist es das Alter? Er wird noch 40 in diesem Jahr. Beruflich geht es ihm gut. Die berüchtigten "Galeerenjahre" hat er hinter sich – und so hat er sich Zeit gelassen mit seinem nächsten Projekt. Aber immerhin liegt der Sensationserfolg seines "Rigoletto" schon zwei Jahre zurück. Eine zu Tränen rührende Vater-Tochter-Geschichte.

Wilder spanischer Rachekrimi

Und jetzt kommt er der Musikwelt mit dem "Trovatore", diesem wilden, spanischen Rachekrimi um zwei vertauschte Kinder. Die Geschichte ist bizarr und sein Librettist Salvadore Cammarano scheint ihm überfordert. Wie schreibt er ihm: "Schließlich haben wir, falls sich mein Verdacht bestätigt, das Stück könnte Ihnen vielleicht nicht liegen, Zeit genug, an ein anderes Thema zu denken. Ich selbst habe da eine Idee, die ich Ihnen, wenn Sie es wünschen, unterbreiten will: Etwas Schlichtes und Leidenschaftliches, das meines Erachtens schon fertig vorliegt. Sollten Sie Ihrerseits bereits etwas ins Auge gefasst haben, lassen Sie es mich wissen."

Die Erwartungen sind hoch

Es bleibt beim "Trovatore" – und das Problem löst sich auf tragische Weise: Cammarano stirbt noch vor der Fertigstellung des Librettos. Verdi überträgt die Fertigstellung einem jungen Kollegen. Ihn packt die Unruhe: Wird die verworrene Geschichte sein Publikum irritieren, verärgern? Und was wird es zur Musik sagen? Wird alles gut gehen? Er weiß, er muss heute liefern; die Erwartungen sind hoch.

Verdi ist modern wie nie

Der Uraufführungsjubel am 19. Januar 1853 nimmt Verdi alle Sorgen. Man stört sich nicht an der Unwahrscheinlichkeit der Handlung und ihrer kaum nacherzählbaren Vorgeschichte, sondern ist hingerissen vom nicht enden wollenden Feuerwerk musikalischer Herrlichkeiten und der Wahrhaftigkeit der Gefühle in jeder Note. Verdi ist modern wie nie: Er bricht melodische Strukturen rhythmisch auf, arbeitet mit Leitmotiven, weist vor allem den beiden Frauen unterschiedliche, einander ergänzende Tonräume zu. Vor allem der unglücklichen Leonora schenkt er herzergreifende Trauertöne: zarteste, wie mit Seide gesponnene Melodien, in Triller gefasste Schluchzer. Ihre anrührende Klage im vierten Akt, kurz vor ihrem Selbstmord, mündet nicht, wie erwartbar, in eine Cabaletta, sondern in ein chorisches Miserere mit frappierender Wirkung - ohne Orchester, aber von einer Totenglocke begleitet.

Nach dem "Trovatore" kommt die "Traviata"

Keine zwei Monate nach diesem Triumph legt Verdi nach: Sein "schlichtes und leidenschaftliches" Schubladenprojekt ist fertig. Er muss es parallel zum "Trovatore" vollendet haben. Und beim Publikum werden abermals die Tränen fließen – wenn die Traviata ihr Leben aushaucht .

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Il Trovatore Anvil Chorus Met Opera | Bildquelle: Fredonia Opera House (via YouTube)

Il Trovatore Anvil Chorus Met Opera

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Sendung: "Allegro" am 19. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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