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Tschaikowskys Klavierkonzert Nr. 1 Die schwierige russische Premiere

Sankt Petersburg, 13. November 1875. Das Klavierkonzert Nr. 1 von Peter Tschaikowsky erklingt zum ersten Mal in Russland. Das Werk hat eine schwierige Aufführungsgeschichte. Nikolai Rubinstein, dem Tschaikowsky erste Entwürfe vorgespielt hatte, hatte die Partitur abgelehnt – und auch die Petersburger Premiere ließ das Publikum kalt.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Tschaikowsky komponiert sein Konzert in nur zwei Monaten. Das fertige Werk stellt er seinem Freund Nikolai Rubinstein vor. Rubinstein ist Moskaus bester Pianist, Gründer und Direktor des Moskauer Konservatoriums. Tschaikowsky hat keinen Zweifel daran, dass Rubinstein der erste Konzert-Interpret sein wird. Die Widmung an Rubinstein ist schon in die Partitur eingetragen. Doch Rubinstein gefällt das Werk nicht. Tschaikowsky erinnert sich: "Es stellte sich heraus, dass mein Konzert nichts taugte, dass es unmöglich zu spielen war, (..) dass ich dies von hier und jenes von da gestohlen hatte, dass es nur zwei oder drei Seiten gab, die übrig bleiben konnten, und der Rest entweder aufgegeben oder völlig neu gestaltet werden sollte."

Uraufführung in den USA

Tschaikowsky ist von Rubinsteins Kritik zutiefst verletzt. Er streicht die Widmung und entscheidet sich, keine einzige Note an seinem Konzert zu ändern. Für die Uraufführung muss das Werk nach Amerika emigrieren – und die amerikanische Premiere des Ersten Klavierkonzertes am 25. Oktober 1875 in Boston ist ein riesiger Erfolg.

Schlechte Kritik in Russland

Die russische Erstaufführung findet zwei Wochen später statt – am 13. November 1875 in St. Petersburg. Am Klavier sitzt Gustav Cross, ein ehemaliger Studienkollege Tschaikowskys; Eduard Napravnik dirigiert. Doch die Interpretation enttäuscht Tschaikowsky, auch die Konzertkritik ist vernichtend: "Unter den Werken von Herrn Tschaikowsky nimmt das neue Konzert einen sehr, sehr untergeordneten Platz ein". So schreibt der Musikkritiker Hermann Laroche.

Nikolai Rubinstein dirigiert die erfolgreiche Moskauer Premiere

Erst die dritte, erfolgreiche Moskauer Premiere am 3. Dezember 1875 hat das Erste Klavierkonzert in Russland etabliert. Zum tosenden Applaus verbeugten sich an dem Abend immer und immer wieder der Pianist Sergej Tanejew und der Dirigent: Nikolai Rubinstein! Derselbe Rubinstein, der die neue Schöpfung seines Freundes anfangs überhaupt nicht goutierte.

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TCHAIKOVSKY ~ Piano Concerto No. 1 in B-flat minor - LANG LANG / Järvi

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Sendung: "Allegro" am 13. November 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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