Sankt Petersburg, Mariinski-Theater, 15. Januar 1890. Peter Tschaikowskys zweites großes Ballett "Dornröschen" erlebt seine Uraufführung. Eine bekannte Anekdote erzählt, wie der russische Zar Alexander III. nach der bejubelten Premiere des Werks Peter Tschaikowsky in seiner Theaterloge empfing, um den Komponisten mit einem belanglos-näselnden "sehr nett" abzufertigen. So viel zum Kunstsachverstand mancher Mächtiger ...
Bildquelle: Emma Kauldhar
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Tschaikowsky dürfte seinen Zaren-Frust aber schnell überwunden haben. Denn das Publikum urteilte anders: Das Märchen-Ballett wurde ein riesiger Erfolg. Glauben wir Tschaikowskys Bruder Modest, ging die Begeisterung der Leute so weit, dass sie sich nicht mehr mit einem "Wie geht es Ihnen?", sondern mit einem "Haben Sie schon 'Dornröschen' gesehen?" begrüßt haben sollen.
Tschaikowskys Musik war auf Initiative von Prinz Ivan Alexandrowitsch Wsewoloschski entstanden, der als Direktor der kaiserlichen Theater das russische Ballett grundlegend reformieren wollte. Der engagierte Adlige hatte zunächst das Libretto zum Märchenstück verfasst. Anschließend beauftragte er den legendären Ballettmeister Marius Petipa mit der Choreographie und überredete Tschaikowsky, eine Partitur zum tänzerischen Gesamtkunstwerk beizusteuern.
Petipas detaillierte Angaben über den Gehalt und Ausdruck der Musik entpuppten sich als kompositorische Herausforderung, die Tschaikowsky zu einem Werk voller überraschender Instrumentalfarben und Klangeffekte inspirierte.
"Mir scheint, dass die Musik dieses Balletts eine meiner besten Schöpfungen sein wird. Das Sujet ist so poetisch, musikalisch so dankbar, dass ich, während ich es komponierte, sehr begeistert war ", schrieb Tschaikowsky an seine Förderin Nadeschda von Meck. Das Bauchgefühl sollte dem Komponisten Recht geben. Bis heute gilt "Dornröschen" als ein Höhepunkt der Ballettgeschichte.
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Borowicz | Tschaikowsky: Dornröschen, Suite aus dem Ballett op. 66a | SWR Symphonieorchester
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Sendung: "Allegro" am 15. Januar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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