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Die Komponistin Vítězslava Kaprálová wird geboren Eine Frühvollendete

Brno, 24. Januar 1915. Die Komponistin und Dirigentin Vítězslava Kaprálová wird geboren. Für unsere Ohren und Zungen war sie mit einem fast unaussprechlichen Namen gesegnet: Vitjeschlava Kapralova. Sie war unkonventionell, selbstbewusst, mutig und enorm begabt. Als erste Frau dirigierte sie das BBC Philharmonic Orchestra. Mit nur 25 starb sie, hinterließ 58 Werke und wurde posthum im Jahr 1946 als eine von insgesamt 10 Frauen in die Tschechische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Tschechische Komponistin Vítězslava Kaprálová | Bildquelle: wikimedia/cc

Bildquelle: wikimedia/cc

1915 – zu jener Zeit sind Komponistinnen in der Musikbranche nicht vorgesehen. Sagen wir mal, solche, die vom Musikschreiben auch leben wollen! Vítězslava Kaprálová jedoch pfeift auf Konventionen – nahezu im buchstäblichen Sinne. Alle Warnungen des Vaters Vaclav Kapral vor dem harten Geschäft schlägt sie in den Wind. Allerdings kann man sich vorstellen, dass der Vater – selbst Komponist, Pianist, Chorleiter und Musikkritiker – nicht gerade überzeugend rübergekommen ist. Auch von ihrer Mutter erbt die Kaprálová eine besondere Neigung zur Musik: Vitezslava Uhlirova arbeitet als Stimmbildnerin. Gesang und Poesie gehören also zum Alltag. Hier liegt Kaprálovás Liebe zum tschechischen Lied begründet.

Ein Walzer mit zwölf Jahren

Schon als Neunjährige legt sie die erste Komposition vor, mit zwölf schreibt sie einen Walzer ("Valse triste"), der an Frédéric Chopin erinnert und von einem stilsicheren Gefühl für Romantik zeugt. Drei Jahre später wird Vítězslava am Konservatorium in Brno als Studentin für Komposition und Dirigieren aufgenommen. Auch wenn sich der Vater immer noch den Mund fusselig redet, sie solle doch lieber die Musikschule der Eltern übernehmen, statt Komponistin zu werden, unterstützt er sie letztlich maßgeblich.

Erfolg für ein Klavierkonzert

Das Abschlusskonzert am Konservatorium in Brno ist für die junge Frau ein riesiger Erfolg. Der Kritiker vom "Prager Tagblatt" hätte am liebsten noch mehr aus dem Klavierkonzert der Kaprálová gehört: "Es ist zu bedauern, dass die Veranstalter nur den ersten Satz des Werkes aufführen ließen, doch auch diese kleine Probe zeigt eine erstaunlich temperamentvolle musikalische Begabung."

Viele berühmte Förderer

Angespornt vom Ruhm, schreibt die Kaprálová einige tschechische Lieder, Klaviermusik und Kammermusik. Sie will nun vor allem eins: noch mehr lernen, noch besser werden! Dafür geht sie an die Hochschule in Prag und nach Paris. Die Zahl ihrer zeitgenössischen Bewunderer liest sich wie das who is who der Klassik jener Zeit: Der Komponist Bohuslav Martinů öffnet ihr erst viele Türen in Paris, später auch sein Herz. Der Dirigent Rafael Kubelík führt Werke der Kaprálová auf. Ihr Lehrer Václav Talich lobt Vítězslava Kaprálovás Dirigierstil.

Das Selbstbewusstsein der Komponistin wächst

Immerhin wird sie mit nur 22 Jahren die Tschechische Philharmonie und bald darauf das BBC Philharmonic Orchestra dirigieren, als erste Frau überhaupt. Die Kritiken fallen ausgezeichnet aus: "Das erste Werk, das beim Festival gespielt und übertragen wurde, eine Militär-Sinfonietta von Fräulein Vítězslava Kaprálová aus der Tschechoslowakei, erwies sich als ein großartiges Orchesterstück; es war zudem logisch und auf eine ausgewogene Art komponiert."
Kaprálová studiert auch kurze Zeit bei Nadia Boulanger, gibt das aber wegen schlechter Französischkenntnisse wieder auf. All das trägt dazu bei, dass das Selbstbewusstsein der Vítězslava Kaprálová wächst und wächst. Sie kokettiert mit dem herkömmlichen Rollenverständnis in der Klassikszene, lässt sich mit Fliege, Frack, gebürstetem Seitenscheitel und einem Lächeln ablichten.

Tod mit 25 Jahren

Dennoch endet die vielversprechende Karriere abrupt. Vítězslava Kaprálová stirbt mit nur 25 Jahren in Montpellier, die Todesursache ist bis heute unklar. 58 Werke hinterlässt die Komponistin.

Die Militär-Sinfonietta

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Nadia Wasiutek conduct Kapralova, symfonieta military opus 11, 1937

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 24. Januar 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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