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Werk in ungewöhlicher Besetzung Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug wird uraufgeführt

Basel, 16. Januar 1938 – Béla Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug wird uraufgeführt. Das Werk wird Schule machen, denn Bartók war einer der ersten klassischen Komponisten, der dem Schlagzeug in der Musik einen prominenten Rang einräumte.

Porträt Béla Bartók | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Wenn wir mal ehrlich sind: was die Emanzipation des Schlagzeugs angeht, war die populäre Musik der klassischen immer schon um Jahre, wenn nicht um Jahrzehnte voraus. Als der erste, historisch verbürgte Alleingang auf dem Schlagwerk verzeichnet die Musikgeschichte denn auch Chauncey Morehouses Drumsolo auf der Schellack-Aufnahme "Land of the Cotton Blues" der Jazz-Combo "The Georgians". Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 1923.

Pionier Edgar Varèse

Doch auch die Kollegen von der ernsten Fraktion hatten sich zu dieser Zeit bereits Gedanken gemacht, wie man den Klangschatz des bisher nur eher stiefmütterlich behandelten Schlagwerks heben könnte: Edgar Varèses "Ionisation" etwa wurde 1931 vollendet, und auch Béla Bartók hatte sich Mitte der 20er-Jahre immer wieder den klanglichen Möglichkeiten des Schlagwerks zugewandt – etwa im zweiten Satz seines ersten Klavierkonzerts.

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Bartók: Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug | Bildquelle: hmtRostock (via YouTube)

Bartók: Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug

Der Xylophonspieler muss halt seine Partie schön üben.
Béla Bartók über seine Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug

Paul Sacher war der Auftraggeber

Die Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug entsteht 1937 – bestellt hatte sie der Mäzen Paul Sacher für die Internationale Gesellschaft für Neue Musik in Basel – Bartók schrieb Sacher nach Basel: "Der Klavierteil ist keinesfalls schwieriger als die Klavierstimme meiner Klavier-Violin-Sonaten; Die Klavierspieler müssen freilich gut sein; und der Xylophonspieler muss halt seine Partie schön üben."

Nachdem das Werk zu Ende war, blieb fast das gesamte Publikum still.
Georg Solti über eine Aufführung der Sonate

Georg Solti als Umblätterer

Sir Georg Solti | Bildquelle: BR Der Dirigent Georg Solti. Er fungierte bei einer Aufführung der Sonate als Umblätterer. | Bildquelle: BR Letztlich hebt Béla Bartók das Stück selbst aus der Taufe, mit seiner Frau Ditta Pásztory am zweiten Flügel. Die Uraufführung in Basel wird enthusiastisch aufgenommen. Allerdings erinnert sich der Bartók-Schüler und spätere Dirigent Georg Solti an einen Abend in Budapest – dort half Solti als Umblätterer für Bartóks Frau Pásztory aus: "Weil ich diese komplizierte Partitur zuvor nicht gesehen hatte, war das keine einfache Aufgabe. Ich habe nie wieder eine so erfolglose Aufführung erlebt – nachdem das Werk zu Ende war, blieb fast das gesamte Publikum still."

Klavier als Schlaginstrument

Trotz dieses Rückschlags wird Bartóks Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug letztlich zu einem Erfolg: Es ist eines der meistgespielten Werke des Komponisten und hat die Musik des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst. Bartók hatte mit seiner Sonate den Vorsprung, den das Schlagzeug in der populären Musik hatte, aufgeholt. Und noch eine Erkenntnis konnte Bartók mit diesem Werk für die Ernste Musik verbuchen: dass sich das Klavier durchaus auch als Schlaginstrument eignet. Im Jazz gilt das Piano seit jeher als Teil der Rhythmusgruppe.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 16. Januar 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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