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Was heute geschah – 22. Januar 1833 Paganini hat Angst vor seiner Geige

Paris, 22. Januar 1833 – Niccolò Paganini, der "Teufelsgeiger", bekommt Angst vor seiner eigenen Geige, einer Guarneri del Gesù. Er fürchtet sich vor ihren "elektrischen Spannungen". Doch sein Arzt stellt fest, dass es gerade und allein das Instrument ist, das dem Kranken Kraft gibt.

Bildquelle: gemeinfrei

Die Sendung zum Anhören

"Wenn Paganinis gespensterhafte Gestalt die Violine ergriff und den Bogen auf die Saiten sausen ließ, so spann er die Gefühlsfäden seiner Hörer in ein nebelhaftes Geisterreich", schrieb die "Mitternachtszeitung" über Niccolò Paganini. "Und jeder Bogenstrich beschwor ein neues Gespenst herauf…". Und der Komponist Henri Vieuxtemps, selbst ein berühmter Geiger, schrieb über Paganinis Geigenkünste, sie seien "so blendend, schwindelerregend, dass man sich sofort wie elektrisiert fühlte und sich willenlos von dieser wunderbaren Kunst unterjochen ließ".

Feine Damen verwandeln sich in rasende Furien

Paganinis Spiel hat etwas Magisches, darin sind sich die Kritiker einig. Etwas, dem sich keiner entziehen kann, das ungeahnte Gefühle auslöst: Feine Damen verwandeln sich in rasende Furien, fallen in Ohnmacht, und selbst gestandene Mannsbilder brechen in Tränen aus. Und Paganini selbst? "Er kommt auf die Bühne, als ob er von etwas geschoben würde, was ihn unterjocht", schrieb der französische Bildhauer David d'Angers.

Von der Guarneri beherrscht

Paganini der Hexenmeister', Zeichnung von Johann Peter Lyser (1803-1870) | Bildquelle: © akg-images, picture-alliance "Paganini der Hexenmeister", Zeichnung von Johann Peter Lyser | Bildquelle: © akg-images, picture-alliance Hat Paganini seine Seele wirklich dem Teufel verschrieben? Nein. Aber seiner Geige, einer Guarneri del Gesù, die er wegen ihres durchdringenden Klangs "Kanone" nennt. Dieses Instrument – davon ist Paganini überzeugt – beherrscht ihn: "Die elektrischen Spannungen, die ich spüre, wenn ich mich der magischen Harmonie aussetze, schaden mir entsetzlich." Aber aufhören kann er nicht. Paganini fühlt sich von seiner Geige abhängig. Er konzertiert bis zur völligen Erschöpfung. Am 22. Januar 1833 aber gesteht er seinem Freund Luigi Germi: "Seit zweieinhalb Monaten habe ich weder die Feder noch den Bogen ansetzen können."

Angst vor der Tournee

Der Geigenkasten bleibt zu. Fast ein halbes Jahr lang. Bis die nächste Tournee unaufhaltsam näher rückt – zu Paganinis Horror: "Nachdem ich sechs Monate nicht gespielt habe, kann ich Dir die Qual nicht beschreiben, die ich empfinde, wenn ich die Schwierigkeit sehe, dass ich mich wieder der elektrischen Spannung aussetzen muss".

Kraftquell Geige

Nach einem letzten Konzertmarathon quer durch England zieht es Paganini zurück nach Parma – in seine Villa. Monate verbringt der 52-Jährige auf dem Krankenlager – mit chronischem Krampfhusten und blutigem Auswurf. Es ist die Geige, die Paganini Kraft gibt – stellt sein Leibarzt Francesco Benatti fest: "Paganini mag noch so leidend oder elend sein. Der erste Bogenstrich wirkt wie ein elektrischer Funke, der ihm neues Leben verleiht. Er lebt jetzt nur noch durch seine Violine, in ihr ruht seine Seele."

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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