Wien, 24. März 1827. Ludwig van Beethoven spricht seine letzten Worte. Sie beziehen sich nicht auf die großen, letzten Dinge des Lebens. Oder vielleicht doch? Jedenfalls galten Beethovens letzte öffentlich geäußerte Gedanken: dem Wein.
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Mit den finalen Äußerungen großer und nicht ganz so großer Zeitgenossen tut sich die Geschichtsschreibung schwer. Einerseits stellen sie so etwas wie die Unterschrift des Sterbenden unter das nun endende Leben dar – und oft genug werden sie als die Essenz einer genial gelebten Vita verstanden. Andererseits muss der Historiker auf das Gedächtnis und auch auf die Aufrichtigkeit der Hinterbliebenen der oder des Verstorbenen vertrauen. Es ist nie ganz ausgeschlossen, dass Freunde, Weggefährten oder Ärzte die letzten Äußerungen des großen Geistes beschönigen, verklären oder verschweigen.
"Plaudite, amici, comedia finita est – applaudiert, Freunde, die Komödie ist zu Ende." Diese Worte werden nicht nur dem auf dem Totenbett liegenden Kaiser Augustus zugeschrieben, auch Ludwig van Beethoven soll sie als letzte Worte geäußert haben. Zumindest geht die Mär, der große Komponist habe nach dem Empfang der Sterbesakramente diesen Satz getätigt. Und natürlich passt dieser Spruch nur zu gut zu dem Bild von Beethoven, das die Musikwelt sich von ihm gemacht hat. Das gequälte Genie, das im Todeskampf halbironisch sein großes, oft tragisches Leben als Komödie beschreibt. Tatsächlich ist die Aussage belegt, Beethoven hat sie aber schon einige Tage zuvor geäußert. Seine wirklich letzten Worte an diesem 24. März galten einem deutlich weniger erhabenen Thema – aber auch sie können als Unterschrift unter ein großes Leben verstanden werden.
Kaisersteinfels, Schlossberg, Rottland, Roseneck – diese Lagen gehören zum Rüdesheimer Berg. Der Wein, der dort wächst, war schon zu Beethovens Zeiten sehr begehrt – aber in Wien schwer zu bekommen. Deswegen hatte Ludwig an seinen Verleger Schott in Mainz geschrieben: "Mein Arzt verordnet mir sehr guten, alten Rheinwein zu trinken. So etwas hier unverfälscht zu erhalten, ist um das theuerste Geld nicht möglich. Wenn ich also eine kleine Anzahl Bouteillen erhielt, so würde ich Ihnen meine Dankbarkeit für die Cäcilia bezeugen."
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Beethoven String Quartet No. 13 in B flat, Op. 130, VI. Allegro (Finale)
An diesem 24. März 1827 kommen die zwölf Flaschen Rüdesheimer Bergwein von 1806 in Wien bei Beethoven an, außerdem Flaschen mit Rheinwein, der mit Kräutern versetzt wurde – als Arznei. Sein Sekretär und späterer Biograph Anton Schindler bringt ihm je zwei Flaschen ans Bett. Beethoven betrachtet den Rüdesheimer Wein und spricht zum allerletzten Mal: "Schade! – Schade! – zu spät!"
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Sendung: "Allegro" am 24. März 2021 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK