München, 01. Juli 1949. Vier Jahre nach Kriegsende war es soweit: Der nunmehr autonome Bayerische Rundfunk entschloss sich zum Aufbau eines Eliteorchesters. Eugen Jochum als erster Chefdirigent legte den Grundstock für das heutige Renommee des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks. Er holte sich die besten Musiker nach München.
Bildquelle: BR / Historisches Archiv, Foto: Werner Neumeister
Der Beitrag zum Anhören
Der Hamburger Generalmusikdirektor wurde in München damals heftig umworben, wie sich der ehemalige Konzertmeister Gerhard Seitz erinnert: "Jochum war immer im Gespräch – sowohl bei den Philharmonikern als auch beim Rundfunk. Und letzten Endes, im Jahr Neunundvierzig, hat er sich dann entschlossen, den Rundfunk zu übernehmen und das vorhandene Orchester zu vergrößern, weil es zu klein war."
Eugen Jochum war in der komfortablen Lage, die besten Musiker an die ersten Pulte des Vorläufer-Orchesters zu engagieren. Allein zwei komplette bekannte Streichquartette wurden als Konzertmeister und Stimmführer in die Streichergruppen integriert. Und der penible Prober Jochum sorgte für höchstes Niveau.
Eugen Jochum | Bildquelle: picture-alliance/dpa Für die Münchner Philharmoniker und das Bayerische Staatsorchester war das neue Orchester zunächst ein existenzbedrohlicher Konkurrent um die Publikumsgunst. Zumal Jochum das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks aus der Anonymität des Sendestudios in die Öffentlichkeit des Konzertsaals holte. "Früher haben diese Rundfunkorchester so ein bisschen ein Dornröschen-Dasein geführt", erinnert sich Gerhard Seitz. "Sie waren in ihrem Studio eingeschlossen und nur über den Äther hat man sie vernommen. Sie hatten überhaupt kein Gesicht, weil man nicht wusste, wer da überhaupt am Werk ist. Für uns Musiker ist es viel schöner, wenn wir in einem Konzertsaal vor Publikum spielen. Das hebt die Stimmung unglaublich."
Bis 1960 legte Eugen Jochum als erster Chefdirigent den Grundstock für das heutige Renommee des Symphonieorchesters. Und doch war die erste offizielle Amtshandlung am 13. Juli 1949 eine legendäre Studio-Aufnahme: Der 85-jährige Richard Strauss dirigierte die "Mondscheinmusik" aus seiner Oper "Capriccio".
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.
Sendung: "Allegro" am 01. Juli 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK