Lasso, Mozart, Wagner, Strauss – große Namen begleiten die Geschichte des Bayerischen Staatsorchesters. Sie alle haben mit dem Orchester musiziert. Das feiert dieses Jahr seinen 500. Geburtstag. BR-KLASSIK ist live beim großen Festakt dabei!
Bildquelle: Wilfried Hösl
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Ein Festkonzert in der Bayerischen Staatsoper mit Musik von Orlando di Lasso, Richard Wagner und Richard Strauss - so eröffnet das Bayerische Staatsorchester mit Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski am Sonntag sein Jubiläumsjahr. Die Wurzeln des Orchesters reichen weit zurück - 1523 wurden erstmals Musiker engagiert, um als Orchester zusammen zu spielen, ein halbes Jahrtausend Musikgeschichte.
500 Jahre Bayerisches Staatsorchester – BR überträgt den großen Festakt am Sonntag, 8. Januar 2023, ab 11.00 Uhr live aus dem Münchner Nationaltheater. Vladimir Jurowski dirigiert dann Werke von Richard Wagner, Ludwig Senfl, Orlando di Lasso und Richard Strauss.
Ludwig Senfl wurde damals Leiter der sogenannten Münchner Kantorei. Gut 30 Jahre später übernahm Orlando di Lasso die Münchner Hofmusik und damit auch die Münchner Hofkapelle, Hauptaufgabe damals: die Gestaltung der Kirchenmusik. Lasso war einer der berühmtesten Komponisten des 16. Jahrhunderts, in München war er für die täglichen Messen des Herzogs und die offizielle Festmusik des Hofes zuständig.
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts fanden auch in München regelmäßig Opernaufführungen statt – begleitet von der Hofkapelle. Doch erst als Kurfürst Karl Theodor 1778 mit seiner Mannheimer Hofkapelle nach Bayern umzog und die Mannheimer – damals eines der besten Orchester Europas – mit der Münchner Hofkapelle fusionierte, entstand ein richtig großes Orchester. So groß, dass etwa die Uraufführung von Mozarts "Idomeneo" möglich wurde. Die reichhaltige Partitur Mozarts verrät, dass er hier für ein Orchester mit enormen musikalischen und gestalterischen Fähigkeiten komponieren konnte.
Der exzellente Ruf des Orchesters hält sich bis heute - was sich auch an der illustren Reihe der Generalmusikdirektoren des Orchesters zeigt: Hermann Levi, Richard Strauss, Bruno Walter oder jüngst Wolfgang Sawallisch, Zubin Mehta, Kirill Petrenko.
Ein ausführliches Dossier zum Thema "500 Jahre Bayerisches Staatsorchester" finden Sie hier.
Was das Orchester auszeichnet, ist sein besonderer Klang bei Wagner, Strauss oder Mozart. Orchesterdirektorin Annette Zühlke betont, das der Klang "als Tradition im Orchester von Musiker zu Musiker weitergegeben wird." Wenn neue Musikerinnen oder Musiker aufgenommen werden, würden sie in diesen Klangkörper einbezogen, "und sie spüren diese Tradition, diese Seele des Orchesters, die da entsteht", so Zühlke
Man merkt bei Wagner schon einen besonderen Klang (...) Da ist auf einmal so eine Energie da.
Geiger Guido Gärtner bestätigt das. Er erinnert sich gut, wie er das als Musiker zum ersten Mal erlebt hat: "Man merkt bei Wagner schon einen besonderen Klang, wenn man zum ersten Mal ins Orchester als Mitwirkender reinhört", man merke gerade beim Tristan-Vorspiel, dass da irgendetwas im Orchester passiere. "Da ist auf einmal so eine Energie da, das ist ein bisschen so, wie wenn man abheben würde und in was reingesogen, danach ausgepuckt wird und danach ein bisschen ein anderer Musiker ist, weil das so ein Erlebnis ist.“
Guido Gärtner kennt das Orchester nicht nur als Musiker, denn seit knapp zehn Jahren ist er Geschäftsführer der "Konzerte GmbH". Er kümmert sich um die Organisation der Symphonischen Konzerte und der Tourneen. Alles, was das Orchester außerhalb seiner Funktion als Opernorchester macht, ist von der Bayerischen Staatsoper völlig unabhängig. Auch das geht auf eine lange Tradition zurück. Schon 1811 baten Musiker des Orchesters den Kurfürsten um die Erlaubnis, selbstständig eine Konzertreihe für die Münchner Bürgerschaft veranstalten zu dürfen – der Beginn der Musikalischen Akademie. Noch heute heißen die symphonischen Konzerte des Orchesters "Akademiekonzerte".
Ein Orchester für den Hof und für die Münchner Bürgerschaft. Schillers Nationaltheatergedanke – übertragen auf klassische Musik. In Projekten wie dem Attacca-Jugendorchester oder den "Oper für alle"-Konzerten, zeigt sich das auch im Heute: Ein Orchester, das in die Gesellschaft hineinklingen will. Zukunft, Vergangenheit, Tradition und Erneuerung wirken so im Idealfall auch zusammen. Beim Bayerischen Staatsorchester dann auch manchmal ganz konkret.
So wurden etwa von den Kurfürsten auch immer Instrumente für das Orchester gekauft. Etwa die Holztrompete, die Wagner für das Schiffshorn im Tristan hat entwickeln lassen. "Diese Holztrompete ist bis heute in unserem Besitz, im Besitz des Orchesters", erzählt Annette Zühlke. "Und sie wird von den Musikern gespielt und gepflegt. Oft kommen Anfragen, ob wir es nicht verleihen, aber da sagen wir immer nein, weil die sehr, sehr empfindlich ist. Die bleibt einfach bei uns. Das ist auch so ein Traditionsmoment."
Sendung: "Piazza" am 7. Januar 2023, ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (2)
Sonntag, 15.Januar, 16:44 Uhr
Mama
Alle
Es Hört sich sehr schön an und
Samstag, 07.Januar, 23:32 Uhr
Wolfgang
Herzlichen Glückwunsch
Ein schönes Jubiläum, auch wenn man bei der Kontinuitätserzählung sicherlich recht großzügig war.
Ein Opernorchester ist das Herz einer Musikmetropole. München ist eine der großen Musikmetropolen Deutschlands. Die Musikbegeisterung der Münchener war für mich, der ich als Student ein paar Semester vor Ort war, durchaus ansteckend, auch wenn schon damals ein gewisser Wandel zum Schlechteren spürbar war. Und der Zustand der Bayerischen Staatsoper ist sicherlich heute noch schlechter als damals.
Angesichts des allgemeinen kulturellen Niedergang in Deutschland, wäre es wohl sehr optimistisch, auf die nächsten 500 Jahre anzustoßen. Doch vielleicht sollte ein Jubiläum Anlass dafür sein, über die großartige Tradition nachzudenken und für deren Erhalt im Wandel der Zeit auch in der Zukunft zu kämpfen.