Am Mittwoch will der Berliner Kultursenator Joe Chialo bekanntgeben, wer Nachfolger von Daniel Barenboim an der Berliner Staatsoper wird. Die Berliner Zeitung glaubt schon zu wissen, wer es ist: Christian Thielemann. Überraschend wäre das nicht.
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Vor einem Jahr klang Christian Thielemann noch ganz zufrieden mit seinem Leben als Freelancer. Besser gesagt: mit der Aussicht darauf. Bis 2024 ist er noch Generalmusikdirektor an der Sächsischen Staatskapelle in Dresden. Dann wäre er 65 und seit langer Zeit mal wieder ungebunden. Aber schon vor einem Jahr, wollte er auch nicht ausschließen, dass er sich wieder auf etwas Festes einlässt. "Das Leben spielt ja komische Spiele", antwortete er im BR-KLASSIK-Interview auf die Frage, ob er sich denn die Barenboim-Nachfolge vorstellen könne. "Wer weiß, was sich hier tut." Das klang salomonisch und ließ Raum zur Spekulation.
Und die Spekulationen werden nun konkreter. Am Mittwoch will der Berliner Kultursenator Joe Chialo endlich bekanntgeben, wer der oder die Neue am Pult der Berliner Staatskapelle wird. Aber schon am Dienstagabend preschte die Berliner Zeitung vor: "Wie die Berliner Zeitung aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen erfuhr, soll Christian Thielemann Nachfolger von Daniel Barenboim werden", heißt es dort. Bei der Staatskapelle sei man sich sicher, dass Thielemann der ideale "Klangerzieher" für das Orchester sei. Thielemann indes soll vor allem die "hervorragende Qualität des Orchesters" überzeugt haben. In die Verhandlungen sei auch Elisabeth Sobotka eingebunden gewesen, die designierte Intendantin, die 2024 an der Staatsoper die Geschäfte übernehmen wird.
Wenn es so käme wie die Berliner Zeitung vermutet, wäre das keine riesen Überraschung. Thielemann galt schon lange als wahrscheinlichster Kandidat für die Nachfolge von Barenboim. Im Dezember vertrat er den erkrankten Generalmusikdirektor bei der Asientournee der Staatskapelle und zog danach eine recht euphorische Bilanz. "Die Chemie stimmt", sagte Thielemann damals der Deutschen Presseagentur. "Es kommt darauf an, dass man auf derselben Wellenlänge ist. Das ist nicht immer so, aber in diesem Fall schon. Wir haben nicht viel Worte machen müssen." Und das sei Barenboim zu verdanken, der ähnliche musikalische Vorstellungen habe wie er, so Thielemann. "Deswegen sind die Musiker sehr aufmerksam und klanglich so vielschichtig. Das ist alles ihm zu verdanken."
Daniel Barenboim leitete die Berliner Staatsoper seit 1992, seit 2000 als Generalmusikdirektor auf Lebenszeit. Er war es, der die Berliner Staatskapelle zu einem Spitzenorchester geformt hat. Nachdem er immer wieder Dirigate aus gesundheitlichen Gründen absagen musste, gab der 80-Jährige Anfang Januar seinen Rücktritt bekannt. Seitdem sucht die Staatsoper einen oder eine Nachfolgerin.
Sendung: "Allegro" am 27. September ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 27.September, 10:27 Uhr
Dr.-Ing. Niebergall, Klaus
Christian Thielemann
Für mich wäre das die ideale Lösung, als jahrzehntelanger Konzertabonnent sehe ich in Thielemann das beste Gewähr für die Fortsetzung der Bahrenboimschen Qualität des Konzerterlebnisses. Ich freue mich auf Thielemann am Pult.