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BRSO auf Asien-Tournee "Das Publikum hört anders zu als in Deutschland"

Noch bis Anfang Dezember ist das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks auf Tournee in Asien. Geigerin Anne Schoenholtz berichtet über den emotionalen Auftakt, besondere Begegnungen und den Musikeralltag während der Tour.

Der Pianist Seong-Jin Cho und Dirigent Sir Simon Rattle bei einer Pk während der Asien-Tournee des BRSO. | Bildquelle: picture alliance / YONHAPNEWS AGENCY | Yonhap

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BR-KLASSIK: Wie ist das Orchester in die Tour gestartet?

Anne Schoenholtz: Wir hatten ein sehr schönes erstes Konzert. Das Publikum war unglaublich besonders. Man merkt, dass sie anders zuhören als bei uns in Deutschland oder in Europa. Es gab auch eine sehr lustige Szene am Schluss: Das Publikum war wahnsinnig konzentriert dabei und als Sir Simon Rattle ins Orchester ging, um den Solist:innen in den Bläsern per Handschlag zu gratulieren – das macht er immer – hörte der Applaus sofort auf. Wie auf Kommando. So etwas habe ich noch nie erlebt. Sir Simon war richtig erschrocken. Die dachten wohl, okay, er geht, dann hören wir jetzt auf zu klatschen. Aber er wollte einfach nur den Solist:innen die Hand geben. Dann hat er einen Einsatz gegeben: weiterklatschen. Und sie haben sofort wieder angefangen und wir haben uns totgelacht. Aber es symbolisiert schon auch, dass sie alles, was auf der Bühne passiert, ganz genau beobachten und sofort im Kollektiv reagieren.

BR-KLASSIK: Zu Seoul hat das BRSO eine besondere Verbindung, einige Kolleginnen und Kollegen geben dort Unterricht. Was bedeutet das für das Orchester?

Anne Schoenholtz | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann Anne Schoenholtz vom BRSO | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann Anne Schoenholtz: Das ist uns sehr wichtig. Wenn wir auf Tournee sind sollen unsere Aufenthalte auch einen residenzartigen Charakter haben. Wir möchten wirklich mit den Menschen in einen Austausch kommen. Vor allem, wo unsere Kultur hier so hoch geschätzt wird. Da ist es ganz toll, auch im Einzelunterricht musikalisch in Kontakt zu treten und etwas zu vermitteln. Aber, und das haben alle Kolleg:innen berichtet, auch selbst etwas zu lernen. Denn was unglaublich ist, das kann man nicht oft genug betonen, ist diese wahnsinnige Arbeitsdisziplin hier. Auf dem Campus, wo die Unterrichte stattfanden, wurden Übezellen bereitgestellt. Dort passten kaum die beiden Musiker rein. Dort fand dann zwei Stunden Unterricht statt. Und normalerweise üben sie dort den ganzen Tag und bekommen Unterricht und nachts geht das Üben mitunter weiter. Es ist eine völlig andere Arbeitshaltung als bei uns. Das hat uns schon auch zum Nachdenken angeregt. Und ich würde sagen, es ist tatsächlich ein Austausch.

BRSO auf Asien-Tournee

Infos und Programm zur Tour

BR-KLASSIK: Im Gepäck hat das BRSO dieses Mal auch Musik von Johannes Brahms. Wie ist die Musik angekommen?

Anne Schoenholtz: Sehr gut, es war ein sehr inniges Konzert, das Programm mit zweimal Brahms, dem zweiten Klavierkonzert und der zweiten Sinfonie. Ich hatte das Gefühl, dass die Menschen in dieser Musik total versunken sind. Und ich glaube, dass das hier, in so einer arbeitsamen Umgebung, wirklich eine Insel ist, wo die Menschen auftanken und wo sie ihren Emotionen auch freien Lauf lassen können.

BR-KLASSIK: Gestartet ist das Orchester in Seoul, weitere Konzerte finden in Tokio, Taipeh und Taichung statt. Bekommen die Musikerinnen und Musiker viel von den Städten mit?

Anne Schoenholtz: Das ist ganz unterschiedlich. Wir hatten Glück, dass wir nach der Ankunft einen Tag frei hatten. Das liegt an der Zeitumstellung. Dann ist jeder frei, sich ein bisschen umzugucken und wir haben alle schöne Sachen gemacht. Es ist auch wichtig, auszuschlafen und den Jetlag zu bewältigen. Auch sonst gibt es immer wieder freie Zeitfenster und bei so einer langen Tournee ist auch immer mal wieder ein freier Tag dabei.

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Der Pianist Seong-Jin Cho im Porträt

BR-KLASSIK: Ist dann jeder für sich allein unterwegs? Oder gibt Solist Seong-Jin Cho, der ja aus Südkorea kommt, Tipps?

Anne Schoenholtz: Wir hatten eine ganz tolle Reiseleiterin: Wir haben hier unsere ehemalige Kollegin Jehye Lee getroffen, die lange Konzertmeisterin der zweiten Geigen war. Jehye hat uns sehr herzlich willkommen geheißen. Wir waren zusammen essen. Jehye ist inzwischen hier Professorin und unterrichtet von morgens bis abends, so wie sie es selbst als Kind und Studierende erlebt hat. Sie hat uns sehr viel von der Kultur erzählt, wie es hier abläuft, was sie vermisst. Sie hat sogar im Konzert mitgespielt. Sir Simon sagte, Jehye, die zweite Symphonie von Brahms hast du so oft gespielt, setz dich doch mit in die zweiten Geigen und spiele mit. Das war für uns ein emotionales Ereignis, sie hier zu treffen und sogar zusammen mit ihr auf der Bühne zu spielen. 

Sendung: "Leporello" am 21.11.2024 ab 16:05 Uhr

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