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Kritik – "Der Spieler" in Salzburg Musik mit fesselnder Sogkraft

Bei den Salzburger Festspielen steht dieses Jahr die eher selten gespielte Oper "Der Spieler" von Sergej Prokofjew als Neuproduktion auf dem Programm. Vor allem musikalisch macht dieser Opernabend glücklich, meint unsere Kritikerin.

Violeta Urmana (Antonida Wassiljewna Tarassewitschewa, genannt Babulenka), Joseph Parrish (Potapytsch, Babulenkas Haushofmeister), Sean Panikkar (Alexej Iwanowitsch, Hauslehrer der Kinder des Generals) | Bildquelle: © SF/Ruth Walz

Bildquelle: © SF/Ruth Walz

Musikalisch geht es schnell zur Sache: hitzig, nervös und stets vorantreibend tönt es aus dem Orchestergraben. Und diese energetische und sich sogartige entfaltende Musik von Sergej Prokofjew ist es auch, die diesen Opernabend zu einem beglückenden macht. Das liegt zum einen am fantastischen Dirigat von Timur Zangiev und den Wiener Philharmonikern, zum anderen an ausgezeichneten Sängerinnen und Sängern, allen voran Tenor Sean Panikkar. Er singt die umfangreiche Hauptpartie des Hauslehrers Alexej Iwanowitsch und bringt das Thema schnell auf den Punkt: Geld ist alles.

Darum geht's in Prokofjews "Der Spieler"

Ensemble, Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor, Statisterie der Salzburger Festspiele | Bildquelle: © SF/Ruth Walz Szene aus Prokofjews "Der Spieler" bei den Salzburger Festpielen 2024 | Bildquelle: © SF/Ruth Walz Die Geschichte der Oper spielt irgendwo in Deutschland im fiktiven Ort Roulettenburg. Dort treffen ein hochverschuldeter General und seine Stieftochter Polina auf Alexej. Erhofft wird das baldige Ableben der Großmutter und damit eine rettende Erbschaft. Als jedoch die noch fitte Babulenka anreist und ihr ganzes Geld im Nu verspielt, lassen die Protagonisten ihre Masken fallen. Die Liebesgeschichte zwischen Polina und Alexej wird so von Beginn an überlagert von einem facettenreichen gesellschaftlichen Kaleidoskop, von Spielsucht und selbstzerstörerischer Dynamik.

Salzburger Inszenierung von Peter Sellars spielt im Heute

Die Figuren sind in dieser Inszenierung Menschen von heute. Sie tragen moderne Klamotten, schreiben sich Mails und tippen auf ihren Handys. Sie suchen ihr Glück mit Geld, bleiben dabei jedoch unglücklich. Das Team um Regisseur Peter Sellars verwandelt die breite Bühne der Felsenreitschule in ein stilisiertes Casino. Unterschiedlich große Roulettetische werden wie riesige blinkende Lampen immer wieder hoch und runtergefahren. Die Arkaden in der Felswand sind punktuell verspiegelt und reflektieren das farbenreich ausgeleuchtete Geschehen. Dieses bildgewaltige Setting von George Tsypin bleibt jedoch latent Dekoration, weil die an sich starken Sänger-Darstellerinnen darin oft verloren agieren. Sellars arbeitet zwar intensiv mit einzelnen Charakteren, schöpft aber nicht das psychologische Beziehungsgefüge der Personen untereinander aus.

Asmik Grigorian überzeugt

Asmik Grigorian (Polina, Stieftochter des Generals), Sean Panikkar (Alexej Iwanowitsch, Hauslehrer der Kinder des Generals) | Bildquelle: © SF/Ruth Walz Asmik Grigorian und Sean Panikkar in einer Szene aus "Der Spieler" bei den Salzburger Festspielen 2024 | Bildquelle: © SF/Ruth Walz Stimmlich ist höchstes Niveau geboten: Asmik Grigorian gestaltet ihre Polina wunderbar differenziert und dominiert mit ihrer Bühnenpräsenz, auch wenn ihre Partie hinter dem fast pausenlos singenden Sean Panikkar zurücktritt. Eindrucksvoll und mit ihrem Mezzosopran klare Kanten markierend ist Violeta Urmanas Großmutter neben dem stimmgewaltigen Bass Peixin Chen als General oder dem brillant deklamierenden Tenor Juan Francisco Gatell. Getragen wird dieses exzellente Ensemble von den Wiener Philharmonikern, die äußerst transparent, präzise und agil musizieren. Timur Zangiev hat mit dieser Produktion als Dirigent Prokofjews abendfüllenden Opernerstling eindrücklich erlebbar gemacht und ein tolles Festspieldebüt gegeben.

Sendung: "Allegro" am 13. August 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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