Die zehn besten Musikbücher 2021
BR-Klassik-Empfehlung - Das sollten Sie gelesen haben
12.12.2021 von BR-KLASSIK
Noch auf der Suche nach einem Geschenk? Oder nach Lesefutter für die "staade" Zeit? Wir hätten da was: Auch 2021 wurde wieder viel gelesen bei BR-KLASSIK. Über schwarze Trompeter und unerschrockene Symphonikerinnen, verliebte Diven und vornehme Bauwunder. Klimpernde Kanzler nicht zu vergessen! Hier kommt unsere Auswahl der zehn besten Musikbücher des zurückliegenden Jahres.
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Joonas Sildre: Zwischen zwei Tönen – Aus dem Leben des Arvo Pärt
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Der estnische Comic-Künstler Joonas Sildre hat in Tallinn an der Kunsthochschule unterrichtet und bereits mehrere Comicfestivals organisiert. Mit "Zwischen zwei Tönen – Aus dem Leben des Arvo Pärt" schuf er seine erste Graphic Novel in estnischer Sprache. Nun ist sie auch in deutscher Sprache erschienen. Dieses außergewöhnliche Buch bringt Kennern den Komponisten Arvo Pärt als Mensch nahe und macht Einsteiger neugierig. Mit seinem zeichnerischen Wechselspiel zwischen Ruhe und Dynamik passt es außerdem gut zu Pärts Musik.
Joonas Sildre: "Zwischen zwei Tönen – Aus dem Leben des Arvo Pärt", Voland & Quist Verlag, 224 Seiten, 28 Euro
Ellinor Skagegård: Fanny Mendelssohns unerhörtes Gespür für die Musik
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Felix Mendelssohn Bartholdy ist unbestritten ein wichtiger Mann in der Musikgeschichte. Dass er auch eine enorm musikalische Schwester hatte, Fanny, weiß man zwar theoretisch. Aber wer war sie, diese Fanny, diese hochbegabte Musikerin und treue Schwester? Die schwedische Autorin Ellinor Skagegård hat verschiedene Biografien über die Mendelssohns gewälzt, dazu noch Geschichtsbücher – und dann mit viel Phantasie aus den Quellen eine Geschichte über Fanny geschrieben. Sie beschreibt anrührend die Seelenverwandtschaft der Geschwister Mendelssohn, die Emanzipation der Ehefrau Fanny vom Weibchen zur mutigen Musikerin, ohne je ins Rührselige abzudriften. Ein neuer, umfassender Blick auf das Leben einer starken und mutigen Frau.
Ellinor Skagegård: "Fanny Mendelssohns unerhörtes Gespür für die Musik", Insel Verlag, 237 Seiten, 14 Euro
Julia Glesner: Oper für alle – Die Biografie von Sir Peter Jonas
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Er war einer der außergewöhnlichsten Intendanten der letzten Jahrzehnte und eine schillernde Persönlichkeit: Sir Peter Jonas. Von 1993 bis 2006 war er Chef der Bayerischen Staatsoper und er folgte er dem strikten Bekenntnis, nicht nur den Eingeweihten Zutritt zu gewähren. Sein Motto lautete "Oper für alle". Diesen Titel trägt nun auch die erste Biografie über Peter Jonas. Auf 700 Seiten widmet sich Julia Glesner dem Leben des Starintendanten und lässt dabei auch seine Schattenseiten nicht aus. Keine schlanke Leküre, aber ein Muss für Opernfans.
Julia Glesner: "Oper für alle – Die Biografie von Sir Peter Jonas", Insel Verlag, 652 Seiten, 34 Euro
Barbara Beuys: Emilie Mayer – Europas größte Komponistin. Eine Spurensuche
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Langsam, aber stetig tauchen immer mehr Werke von Frauen auf den Konzertprogrammen auf. Gut so, denn die Musikgeschichte ist und war nie eine reine Männergeschichte. Die wohl produktivste und im Lebensentwurf auch radikalste Komponistin des 19. Jahrhunderts war Emilie Mayer. Als "weiblicher Beethoven" wurde sie zu Lebzeiten auch bezeichnet. Ihr hat die Historikerin Barbara Beuys nun eine umfangreiche Biographie gewidmet, die in angenehm nüchternem Duktus beschreibt, gegen welche Geschlechterklischees sich Emilie Mayer ihrerzeit durchsetzen musste. Biographie und Zeitgeschichte in einem.
Barbara Beuys: "Emilie Mayer – Europas größte Komponistin. Eine Spurensuche", Dittrich Verlag, 235 Seiten, 22 Euro
Jaochim Mischke: Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie
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Während ihres Baus galt sie als Millionengrab, heute ist die Elbphilharmonie nicht nur das strahlende Wahrzeichen Hamburgs, sondern auch eines der berühmtesten Konzerthäuser der Welt. Zu ihrem fünften Geburtstag ist unter dem Titel "Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie" ein Bildband herausgekommen, mit dem Autor Joachim Mischke große und kleine Geheimnisse dieses Jahrhundertbauwerks offenlegt. Zusammen mit dem Fotografen Thomas Leidig begibt er sich in die Eingeweide der Konzerthausikone, von der Künstlerinnen-Garderobe bis ins Flügel-Lager. Gewürzt mit viel Insiderwissen und persönlichen Anekdoten. Ein Schau- und Lesevergnügen!
Joachim Mischke: "Geschichten und Geheimnisse der Elbphilharmonie", Hoffmann und Campe, 176 Seiten, 26 Euro
Wolfram Knauer: Black and Blue. Louis Armstrong – Sein Leben und seine Musik
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Am 6. Juli 2021 jährte sich sein Todestag zum 50. Mal: Louis Armstrong, Trompeter, Sänger und Ikone des Jazz. "Black and Blue" heißt das aktuelle Buch des Musikforschers Wolfram Knauer, der unter dem Eindruck der "Black Lives Matter"-Bewegung auch auf Armstrongs Verhältnis zur Bürgerrechtsbewegung ausführlich eingeht. Dem Trompeter wurde lange Zeit vorgeworfen, ein "Onkel Tom" zu sein, der sich beim weißen Publikum und Business anbiedere. "Ja, es gab lautere Wortführer, auch in der Musik", schreibt Knauer. Aber er betont: Armstrong "war kein Onkel Tom, die Gesten, derer er sich bediente, drückten in Wahrheit seinen Stolz auf die afroamerikanische Geschichte und die Relevanz aus, die er in ihr hatte."
Wolfram Knauer: "Black and Blue. Louis Armstrong – Sein Leben und seine Musik", Reclam, 256 Seiten, 24 Euro
Eva Baronsky: Die Stimme meiner Mutter
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1959 geht die zu jener Zeit berühmteste Sängerin der Welt, Maria Callas, in Monte Carlo an Bord der "Christina", der Luxusyacht des griechischen Milliardärs Aristoteles Onassis. Drei Wochen dauert die Kreuzfahrt durch die Ägäis, und danach ist nichts mehr wie zuvor. Die Callas verliebt sich in Onassis – und er sich in sie. Quasi unter den Augen ihrer Ehepartner, die ebenfalls an Bord sind, werden sie ein Paar – ein Skandal. Die Geschichte ist bekannt. Eva Baronsky hat einen brilliant geschriebenen Roman daraus gemacht und bedient sich, was die Erzählperspektive angeht, eines ganz besonderen Kunstgriffs.
Eva Baronsky: "Die Stimme meiner Mutter", Ecco Verlag, 400 Seiten, 22 Euro
Alessandra Barabaschi: Stradivari – Die Geschichte einer Legende
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Stradivari: Dieser Name treibt heutzutage Dollarzeichen vor manch inneres Auge. Vor 300 Jahren lebte der Geigenbauer in Cremona, seine Instrumente werden heute zu Rekordpreisen gehandelt. Doch wer war dieser Antonio Stradivari eigentlich? Was ist über sein Privatleben bekannt? Die in Bonn lebende Kunsthistorikerin und Autorin Alessandra Barabaschi gilt seit vielen Jahren als Expertin auf diesem Gebiet. Jetzt legt sie eine Biographie des berühmten Geigenbauers vor. Vor allem für Musikerinnnen und Musiker, Geigenbauer und Geschichtsinteressierte eine spannende Lektüre. Eine Biografie, die Lust macht, gleich nach Cremona zu reisen, um dort auf Stradivaris Spuren zu wandeln.
Alessandra Barabaschi: "Stradivari – Die Geschichte einer Legende", Böhlau Verlag, 308 Seiten, 32 Euro
Reiner Lehberger: Helmut Schmidt am Klavier
Bildquelle: Hoffmann und Campe
Helmut Schmidt ist vor allem als Ex-Bundeskanzler und Krisenmanager bekannt und später als Publizist sowie Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". Aber nur wenige kennen ihn als Mann am Klavier. Dabei ist er genau dies die längste Zeit seines Lebens gewesen, nämlich fast 90 Jahre. Reiner Lehberger hat sich schon in vier Büchern mit dem Ex-Kanzler und seiner Frau beschäftigt. Jetzt zeichnet Lehberger in seinem jüngsten Buch "Helmut Schmidt am Klavier" die Lebensgeschichte des früheren Bundeskanzlers als Pianist nach und öffnet damit eine neue Sicht auf ihn. Vor allem bringt es den oft als kühlen Technokraten bezeichneten Politiker Helmut Schmidt als Menschen mit einer unabdingbaren Liebe zur Musik nahe. Und zugleich ist es ein Plädoyer dafür, mit welcher Kraft Musik einen bis ins hohe Alter durchs Leben begleiten kann, ohne deshalb Berufsmusiker werden zu müssen.
Reiner Lehberger: "Helmut Schmidt am Klavier – Ein Leben mit Musik", Hoffmann und Campe, 332 Seiten, 24 Euro
Michaela Karl: Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem! Isadora Duncan – Eine Biographie
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Europa um 1900. Die Tänzerin Isadora Duncan ist der erste weibliche Superstar des neuen Jahrhunderts. Eine Rebellin mit Hang zum großen Drama und zu den falschen Männern. Sie nimmt sich Freiheiten heraus, die für die Frauen jener Zeit undenkbar scheinen. Sie scheitert, fällt, steht immer wieder auf. Und schließlich triumphiert sie – als Pionierin des modernen Tanzes. Isadoras Leben verläuft in Wellen, das wird schon nach den ersten hundert Seiten dieser Biografie klar. Und von Beginn an gibt die Autorin Michaela Karl der Leserin starke Bilder an die Hand. Nüchtern, empathisch, ohne sentimentale Drücker, ohne Effekthascherei.
Michaela Karl: "Lasst uns tanzen und Champagner trinken – trotz alledem! Isadora Duncan – Eine Biographie", btb Verlag, 444 Seiten, 24 Euro