Edith Mathis war eine große Opernsängerin. Aber auch als Oratoriensängerin und Liedinterpretin machte sie sich einen Namen. Wie die Bayerische Staatsoper und die Agentur von Edith Mathis mitteilten, ist die Sopranistin am 9. Februar in Salzburg verstorben – kurz vor ihrem 87. Geburtstag. BR-KLASSIK erinnert an die Sopranistin.
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Edith Mathis war auf der Opernbühne zuhause... | Bildquelle: picture-alliance / dpa | Röhnert
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Edith Mathis als Pamina in Mozarts "Zauberflöte" 1971 in einer deutschen Fernseh-Inszenierung, Regie: Peter Ustinov | Bildquelle: picture alliance / Sammlung Richter | Sammlung Richter/PZ
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Edith Mathis mit Nicolai Gedda als Pamina und Tamino in der "Zauberflöte" 1971. | Bildquelle: picture alliance/United Archives | TelePress
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Edith Mathis (r) mit Tatjana Troyanos (l) in der Oper "Der Rosenkavalier" von Richard Strauss, 1970 an der Deutschen Oper Berlin, Inszenierung von Gustav Rudlof Sellner | Bildquelle: picture-alliance/ dpa | Konrad Giehr
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Edith Mathis (als Susanna, links) mit Arlene Saunders (Gräfin) in "Figaros Hochzeit" | Bildquelle: picture alliance/United Archives | TelePress
Wenn sich Mozarts Oper über "Die Hochzeit des Figaro" nach drei Stunden langsam dem glücklichen Ende entgegen neigt, hat die Braut eine innige Liebesarie, bei der sie sich tief ins Herz blicken lässt: Übermächtig scheint ihre Vorfreude auf die Hochzeitsnacht, der Wunsch, sich dem Mann ihres Lebens hinzugeben. Und im Publikum beneidet mancher Zuschauer den Titelhelden um diese Susanna – erst recht, wenn sie mit einer so verheißungsvoll timbrierten, jubilierenden Stimme wie der von Edith Mathis agiert. Etwa in der 1968 entstandenen Berliner Aufnahme von Karl Böhm.
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Edith Mathis - W.A. Mozart "Le Nozze di Figaro" - Deh vieni non tardar
Dessen genialer Kollege Carlos Kleiber brachte fünf Jahre später in Dresden eine andere, extrem inspirierte Referenzeinspielung auf den Tonträgermarkt, wo Edith Mathis aus einer Neben- eine Hauptrolle machte: als Ännchen in Webers "Freischütz"! Mit Herz und Verstand verlieh sie hier jeder Phrase Sinn. "Vorher war ich schon mal in Salzburg, hab nur mit großen Augen das Festspielhaus angeschaut und gedacht: Mein Gott, da möchtest du mal singen!", erzählte die Sängerin einst im Interview mit BR-KLASSIK.
Den Weg aus der Geburtsstadt Luzern, wo sie am 11. Februar 1938 geboren wurde, fand Edith Mathis über die Oper Köln in die großen europäischen Gesangstempel, auch an die MET nach New York. In München wurde sie 1979 zur Bayerischen Kammersängerin ernannt. Sie überzeugte nicht nur im höchsten Stimmregister, sondern meisterte auch Rollen, die ohne eine gute Mittellage nicht bewältigt werden können – etwa Mozarts Cherubino oder Berlioz' Marguerite in "La Damnation de Faust".
BR-KLASSIK widmet der verstorbenen Sopranistin die Sendung "Klassik-Stars" am 11. Februar um 18.03 Uhr. An dem Tag wäre Edith Mathis 87 Jahre alt geworden.
Mindestens ebenso gern wie im Bühnenkostüm stand die Sängerin im Abendkleid auf dem Konzertpodium: als Oratorien- und Liedinterpretin von Bach bis Brahms (und darüber hinaus). Dem Wort und seiner Vertonung galt ihr Augenmerk dabei nicht weniger als Atemtechnik und Artikulation. Edith Mathis war der Inbegriff einer ebenso klugen wie bescheidenen Vokalistin.
Sendung: "Leporello" am 10. Februar 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (4)
Mittwoch, 12.Februar, 01:50 Uhr
Gerd
Wunderschöne Jungmädchenstimme
Etwas liebloser Nachruf.
Edith Mathis hatte eine wunderschöne Stimme, die ich leider nur von Aufnahmen kenne. Ihre ewige Jungmädchenstimme war wohl ideal für Lieder, Messen und Oratorien und halt die Jungmädchenrollen der Oper (maßstabsetzende kecke Agathe). Dramatische Wucht war wohl nicht so ihr Ding.
Hervorzuheben wären aus meiner Sicht ihr Beitrag zur Schumann Liedergesamtaufnahme mit Fischer-Dieskau. Die Duette, Terzette und Quartette von Brahms mit Fischer-Dieskau, Schreier, Fassbaender.
Toll auch die Aufnahme von Schuberts "Alfonso und Estrella" unter Suitner, wo die deutschsprachige Sängerprominenz (neben Mathis, waren Schreier, Adam, Prey, Fischer-Dieskau aktiv) ein wahres Sängerfest ablieferte. Mathis war die letzte Überlebende dieser grandiosen Sänger. Wie weit sind wir doch von solchen musikalischen Sternstunden entfert. Gott sei dank werden ihre Aufnahmen weiterleben. Danke für die schönen Stunden, Frau Mathis.
Dienstag, 11.Februar, 21:02 Uhr
Trappe
Ein trauriger Tag
Wie oft hat einen Mathis beglückt, traumhafte Stimme und eine Leichtigkeit, die bei einem immer wieder Gänsehaut hervoruft. Dies bleibt zumindest dank der Aufnahmen, auch bei Karl Richter hat sie bei Kantaten und Oratorien sie umwerfend gesungen.
Beeindruckend ist und bleibt, dass diese "alten" Sänger die Technik und Gabe hatten, repertoirübergreifend singen zu können, die Stimme war so gut trainiert, dass sie Lied, Oratorien und Oper singen konnten. Das gibt es heute so nicht mehr. Die Welt ist ärmer geworden.
Dienstag, 11.Februar, 16:53 Uhr
Prof. Christa Siebert-Freund
Edith Mathis
Edith Mathis war eine wunderbare Sängerin, die alles mitbrachte, was sie für eine Weltkarriere prädestinierte:
eine wunderschöne Stimme, verbunden mit einer makellosen Technik. Ich habe sie niemals laut einatmen hören! Sie hat sich niemals verführen lassen, Partien zu singen, die für ihre Stimme grenzwertig geworden wären. Sie hatte ein unverwechselbares Timbre, was weit entfernt war von jeglichem Soubrettengezwitscher und sie sah entzückend aus.
Möge sie in Frieden ruhen!
Dienstag, 11.Februar, 16:10 Uhr
Michael Zimmermann
Nachfolgerin
Was waren das noch Zeiten, als in den 50iger und 60iger Jahren des vergangenen Jahrhunderts „Schallplattenaufnahmen“ entstanden, die noch heute „Referenzstatus“ besitzen. Ich denke auch dabei an die Gesamtaufnahmen mit Maria Callas oder auch mit dem einzigartigen Dirigenten Carlos Kleiber. Der Freischütz wird hier erwähnt. Ich als Schweizer freue mich, dass heute eine Nachfolgerin von Edith Mathis singt, die ebenfalls aus Luzern stammt: Regula Mühlemann. Schon jetzt eine zentrale Sängerin mit einer wunderbaren Stimme gesegnet, mit einer formidablen Technik ausgestattet und was heutzutage äusserst rar ist, von Innen, von Herzen heraus singen kann und die Rollen, die sie interpretiert mit einer Tiefe und Beseeltheit singt, die mich berührt und schwer begeistert. Gerade am 6. Februar 2025 sang sie im Casino Basel, einem der weltbesten Konzertsäle, was die Akustik angeht, in einem Belcantoabend: Arien von Rossini und Donizetti. Einfach mirakulös, Atem beraubend, grandios!