Das Festival du Court-Métrage de Clermont-Ferrand ist das wichtigste Kurzfilmfestival der Welt. Dieses Jahr widmet es einen Schwerpunkt dem "Sound" im Film. Passend dazu gibt es einen Wettbewerb für Filmkomponistinnen und -komponisten.
Bildquelle: Marie Larrivé
Es ist ein besonderes Erlebnis in der Oper von Clermont-Ferrand: Zu Projektionen auf einer großen Leinwand spielt das Orchestre National der Auvergne Soundtracks der Finalisten der OST-Challenge. OST steht für Original SoundTrack, also Filmmusik, die extra für die Kurzfilme komponiert wurde. Gezeigt wird ein Animationsfilm, ein Experimentalfilm, aber auch einen ganz normalen Kurzspielfilm gibt es. Da es jeweils drei Finalisten gibt, wird jeder Film gleich dreimal gezeigt. Kein normales Filmmusikkonzert, wie man es sonst von den derzeit so populären Orchesteraufführungen vom "Herrn der Ringe" bis zu Hans Zimmer kennt.
Dreimal derselbe Film, das mag langweilig klingen, aber mit drei unterschiedlichen Musiken wirken die Filme jedes Mal völlig anders. "Die Musik kann die Stimmung des Films ändern, aber auch die Zeitwahrnehmung der Zuschauer", erläutert Jean-Marc Serre, Komponist und Hochschuldozent in Lyon und Initiator der OST-Challenge. "Wirkt ein Film mit der einen Musik länger, kann er mit einer anderen kürzer wirken", so Serre, wobei man lang nicht mit langweilig verwechseln soll.
In der Kategorie Spielfilm haben die Musikschaffenden dieses Jahr ein Werk bebildert, das von einem alternden Pferd erzählt. Der Film "Warum hast Du das Pferd alleingelassen" von Faouzi Bensaïdi wirkt mit der Musik des chinesischen Komponisten Jinglan Li aufregend, beinahe westernhaft. Die Musik des Franzosen Erwan Le Pape hingegen stellt mit Obertönen und beinahe flötenden Streicherklängen die zerbrechliche Seele des Tieres in den Mittelpunkt.
Allein schon für einen Film zu komponieren, setzt einem Komponisten Grenzen, die er beim freien Komponieren nicht hat. Die Vielfalt, die dennoch in Filmmusik steckt, ist deshalb besonders erstaunlich. "Wir stecken die jungen Musiker nicht in ein Korsett", erklärt Serre den Ansatz, den sie an der Uni in Lyon verfolgen. Dass die Franzosen mit ihrer Ausbildung erfolgreich sind, zeigt die Auswahl der Finalisten. Eine Jury hatte die Wahl zwischen Teilnehmern aus 16 Nationen – am Ende waren aber fast alle Finalisten aus Frankreich. Die Beurteilung lief dabei selbstverständlich anonym ab.
Hören kann das breite Publikum die Werke nicht, sie werden nur einmal in Clermont-Ferrand im Rahmen des Wettbewerbs aufgeführt. Aber wie der Kurzfilm als Gattung immer wieder eine Spielwiese für junge Filmschaffende mit frischen Ideen ist, ist er ebenfalls eine Chance für junge Komponistinnen und Komponisten, sich und ihre Ideen auszuprobieren. Hier gibt es für alle Interessierten viel zu entdecken. auch im Bayerischen Fernsehen und in der ARD Mediathek sind zahlreiche Kurzfilme zu finden. Und wer selber Ambitionen hat, Filmmusik zu schreiben, der kann in zwei Jahren wieder an der OST-Challenge teilnehmen. Dieses Jahr gab es keinen einzigen Teilnehmer aus Deutschland – die Organisatoren der Challenge würden sich freuen, wenn das nächstes Mal anders ist.
Sendung: "Leporello" am 6. Februar 2025 um 16:05 auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)