Gershwin, Rossini, Beethoven: Nach einem turbulenten Musik-Sommer dirigiert die junge neuseeländische Dirigentin Gemma New in Augsburg die Bamberger Symphoniker. Mit absoluten Klassik-Hits. Die 36-Jährige ist von den Proben mit den Bambergern begeistert. 2021 wurde sie mit dem "Sir Georg Solti Conducting Award" geehrt.
Bildquelle: © Andrew Chang
BR-KLASSIK: Maestra New, was war denn so Ihr Highlight, diesen Sommer mit vielen Konzerten rund um den Globus?
Gemma New: Ich hatte einen spektakulären Sommer, habe auf der ganzen Welt unglaubliche Musik mit tollen Musikerinnen und Musikern aufgeführt und das mit einem sehr herzlichen Publikum. Gerade auch bei den BBC Proms. Aufgrund der Geschichte der Royal Albert Hall und dieses Events hat mir dieser Auftritt viel bedeutet.
Bildquelle: website/ Sylvia Elzafon BR-KLASSIK: Ich bin sehr gespannt, was Sie in Augsburg erleben werden. Auf jeden Fall werden Sie dort einen Abend mit so richtigen Klassik-Pop-Hits dirigieren, würde ich sagen: "Wilhelm Tell" von Rossini, Gershwins "Rhapsody in Blue" - am Klavier Sebastian Knauer - und die Fünfte Sinfonie von Beethoven. Freuen Sie sich auf so ein Klassik-Pop-Programm?
Gemma New: Ja, darauf freue ich mich schon sehr lange. Ich liebe die Bamberger Symphoniker, und das Eröffnungskonzert des Festivals in Augsburg zu dirigieren, ist etwas sehr Besonderes für mich. Wir spielen drei Hits, wie Sie es eben gesagt haben, die sehr gut zusammenpassen. Wir haben Musik aus Amerika, wo ich im Moment lebe, Gershwins "Rhapsody in Blue" mit seinen Jazz- und Blues-Anklängen. Dann spielen wir Rossini, eine spezielle Ouvertüre ist das, die sehr sinfonische Stimmungen in sich trägt. Die lassen sich wiederum auch bei Beethoven finden. Von Dunkelheit, Einsamkeit bis hin zu Triumph und Licht. Das haben beide Stücke gemeinsam.
BR-KLASSIK: Ist das dann auch schwierig, da noch was Neues zu entdecken, also bei Stücken, die einfach jeder kennt?
Gemma New: Es macht Spaß, Musik von so hoher Qualität zu spielen, die jeder wirklich tief in sich spürt, mit der jeder etwas anfangen kann. Und weil wir die Stücke schon gut kennen, können wir noch tiefer eintauchen. Bei den Proben geht es dann nicht darum, sich in einem neuen Stück zu orientieren, sondern wirklich im Moment zu sein.
BR-KLASSIK: Sie haben gesagt, Sie lieben die Bamberger Symphoniker - wie würden sie den Klangkörper denn charakterisieren?
Gemma New: Ich habe die Bamberger einmal erlebt während der Mahler Competition, im Jahr 2016. Das ist schon lange her, aber ich erinnere mich an dieses Unterstützende des Orchesters und den Sinn fürs kollektive Musikmachen, was ich sehr bewundert habe. Ich freue mich, zurück zu sein.
BR-KLASSIK: Sie haben eine Menge in Neuseeland und den USA gearbeitet, aber auch mit Orchestern in Irland, Finnland, den Niederlanden oder Deutschland, wo sie auch bei Kurt Masur studiert haben. Gibt es denn Unterschiede in der Arbeitsatmosphäre oder auch beim Publikum oder in der Klassikszene generell zwischen Europa und den anderen Kontinenten?
Gemma New: Oh ja, jedes Orchester ist einzigartig und hat seine eigene Perspektive. Allein wieviel Zeit ein Orchester für Proben ansetzt, spielt eine Rolle. In Schweden letzte Woche haben wir zum Beispiel vier Stunden pro Tag geprobt, in Deutschland sind es zwei dreistündige Proben täglich. Das entscheidet, welche Details du besprechen kannst. An den deutschen Orchestern mag ich, dass sie wirklich bereit sind, das Stück zu entdecken und ins Detail zu gehen.
Sendung: "Allegro" am 14. September 2023, um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Samstag, 16.September, 15:01 Uhr
Hladky Annemarie
Bamberger Symfoniker mit Dirigentin Gemma New
Der Abend am 15.09.23 in Augsburg war umwerfend, sowohl musikalisch sehr gut umrahmt vom Bamberger Orchester mit ausgewählten Stücken, die jeder kennt, und vor allem diese Super-Dirigentin!
Eine Dirigierarbeit dieser Art ist faszinierend, enorm starke Ausstrahlung auf dem Pult! Ein Abend, den man nicht so schnell vergisst und den Wunsch entstehen lässt, diese Dirigentin in anderen Stücken nochmals erleben zu dürfen.