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Die besten Hitchcock-Soundtracks Böses Flattern und kreischende Geigen

Film und Musik entfalten gemeinsam eine ganz schöne Wucht. Das zeigen zum Beispiel die Werke von Alfred Hitchcock. Anlässlich seines 125. Geburtstags blickt BR-KLASSIK auf die besten schaurig-schönen Hitchcock-Soundtracks.

Alfred Hitchcock posiert während der Dreharbeiten zu "Die Vögel" mit einer Möwe und einem Raben (1963) | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Schon beim Namen Hitchcock, läuft es uns kalt den Rücken herunter. Wir sehen und hören eine Dusche rauschen, dann hysterisch kreischende Geigen zu einer brutalen Mordszene. Das ist die wohl am meisten kopierte Filmmusik-Sequenz der Filmgeschichte aus dem Film "Psycho". Alfred Hitchcock in Reinform, komponiert von Bernard Herrmann, der für Hitchcock elf Jahre gearbeitet hat. Diese geniale und am Ende tragisch zerbrochene Künstlerfreundschaft bescherte dem Kino einige der schönsten Filmmusik-Momente. Zum 125. Geburtstag des "Master of Suspense" stellen wir die stärksten Soundtracks vor.

Immer Ärger mit Harry (1955)

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Overture | Bildquelle: Bernard Herrmann - Topic (via YouTube)

Overture

Ganz ohne Ärger und mit viel Harmonie startete die Zusammenarbeit zwischen Bernard Herrmann und Alfred Hitchcock für den Film "Immer Ärger mit Harry". Inmitten einer traumhaft schillernden New England-Landschaft in leuchtenden Herbstfarben will der tote Harry einfach nicht unter die Erde. Zur makabren Komödie um einen Leichnam, der am Ende viel Gutes bewirkt, schrieb Bernard Herrmann eine sonnig-satirische Kriminalmusik, ganz ohne Schockmomente. Aus den besten Stücken dieser pastoralen Landschafts-Musik stellte Herrmann später eine Hommage an Hitchcock zusammen: A portrait of Hitch. Da ist alles drin, was Hitch zu Hitchcock macht: Suspense, Romantik und absurder Humor.

Der Mann, der zuviel wusste (1956)

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The Deadly Crescendo - "The Man Who Knew Too Much" | Hitchcock Presents | Bildquelle: Hitchcock Presents (via YouTube)

The Deadly Crescendo - "The Man Who Knew Too Much" | Hitchcock Presents

In Alfred Hitchcocks Entführungs-Thriller "Der Mann, der zuviel wusste" durchleiden James Stewart und Doris Day die Entführung ihres Sohnes und hetzen zu den Klängen von Arthur Benjamins pompöser "Storm Clouds Cantata" durch die Royal Albert Hall auf der Suche nach ihrem Kind. Beim tödlichen Schuss auf einen Botschafter soll der Knall von einem Beckenschlag übertönt werden. Bernard Herrmann hat das spätromantische Kantatenwerk für das Remake von 1956 überarbeitet und tritt auch als Dirigent in Erscheinung. Damit nicht genug: Doris Day singt voller Inbrunst ihren Gassenhauer "Que Sera, Sera" und rettet damit ihrem Sohn das Leben – und stiehlt Bernard Herrmann ein bisschen die Show.

Vertigo (1958)

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Vertigo (1958) ,    Opening  Credits   HD* | Bildquelle: Eddie 91 (via YouTube)

Vertigo (1958) , Opening Credits HD*

"Vertigo": Das ist Alfred Hitchcocks kriminalistisch verpackte Geschichte um einen Mann, der eine Tote liebt. Unter den Hitchcock-Partituren ist Bernard Herrmanns "Vertigo"-Musik sicher ein Juwel. Schaurige Spannung und obsessive Liebe werden hier genial verquickt. Im minimalistisch kreisenden Titelthema bringt Herrmann den traumatischen Gefühlstaumel von James Stewarts Figur des Scottie Ferguson brillant zum Ausdruck. Auch Lady Gaga findet diese Musik ganz toll: In ihrem Video "Born this way" zitiert sie originalgetreu aus der Vertigo-Musik.

Der unsichtbare Dritte (1959)

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North by Northwest Theme

Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte" ist ein weiterer Meilenstein in der Zusammenarbeit mit Bernard Herrmann. Eine Spionage-Komödie, die Cary Grant aus dem Großstadtdschungel von Manhattan auf die imposanten Gipfel des Mount Rushmore katapultiert. Ursprünglich wünschte sich die Produktionsfirma MGM Musik im Stile von George Gershwin – "New York-Musik" mit einem Jazzakzent. Das wollte Komponist Bernard Herrmann auf keinen Fall. Stattdessen komponierte er als Vorspann einen vor Witz und Dynamik sprühenden Fandango, einen verrückten spanischen Tanz mit Cary Grant und dem irren Rest der Welt. Atemlos, spannend und ein orchestrales Feuerwerk, das auch ohne die Film-Bilder funktioniert.

Psycho (1960)

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The Shower - Psycho (5/12) Movie CLIP (1960) HD | Bildquelle: Movieclips (via YouTube)

The Shower - Psycho (5/12) Movie CLIP (1960) HD

Für Alfred Hitchcock war "Psycho" einfach eine kostengünstige Fernsehproduktion mit nur einem Streichorchester für die Filmmusik. Hitchcock war von seinem Produkt nicht besonders überzeugt und bat Bernard Herrmann daher, die Produktion mit Hilfe der Musik zu retten. Die Szene unter der Dusche aber sollte unter keinen Umständen vertont werden. Die berüchtigte 45-Sekunden-Sequenz unter der Brause wurde mit 70 Kamera-Positionen an sieben Tagen gedreht. Herrmann ignorierte einmal mehr den Wunsch seines Regisseurs und schrieb damit Filmmusikgeschichte: Kreischende Streicher in hohen Lagen, so als würden die Instrumente gestimmt, machten dem Horror Beine. "Tja, was sagst Du nun, Hitch?" grinste Herrmann. "War eben doch keine gute Idee, die Musik in der Dusche wegzulassen", räumte Hitchcock nüchtern ein.

Die Vögel (1963)

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The Birds (1963) - Escaping The Birds Scene | Movieclips | Bildquelle: Movieclips (via YouTube)

The Birds (1963) - Escaping The Birds Scene | Movieclips

1962 reiste Alfred Hitchcock nach Berlin. In einem Charlottenburger Hinterhof ließ er sich von Klang-Pionier Oskar Sala vorführen, wie man auf einem Trautonium Vogelstimmen imitieren und verfremden kann. Mit dem Vorläufer des Synthesizers produzierte Sala schrille Klänge von krächzenden und diabolisch flatternden Möwen und Krähen. Sie bildeten den Soundtrack von Hitchcocks verstörenden Vogel-Thriller "The Birds". Bis heute (k)eine Liebeserklärung an pickfreudige Krähenvögel und ein beeindruckender Beleg dafür, dass Geräusche und Klänge jede komponierte Filmmusik überflüssig machen können. Bernard Herrmann war übrigens mit seiner Rolle als musikalischer Berater sehr zufrieden.

Der zerrissene Vorhang (1966)

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Prelude | Bildquelle: Elmer Bernstein - Topic (via YouTube)

Prelude

Im Aufnahmestudio der MGM braute sich im März 1966 etwas zusammen. Auf der Bühne hatte Bernard Herrmann ein wahres Ungetüm aufgebaut. Mit einem Orchester, das unter anderem 12 Flöten, 16 Hörner und 9 Posaunen vorsah, nahm er die Musik zum Spionage-Thriller "Der zerrissene Vorhang" auf: Eine wuchtige, stampfende und grau tönende Musik, die die bleierne Welt des "Kalten Krieges" illustrieren sollte. Phänomenale Klänge, aber aus der Zeit gefallen. Am Ende kam es zum Eklat. Hitchcock hörte ein paar Takte der monströsen Partitur und winkte ab. Aus und vorbei. Genau das wollte er nicht in seinem Film hören. Hitchcock zahlte Bernard Herrmanns Honorar aus eigener Tasche. Damit war das Ende einer großen Künstlerfreundschaft besiegelt.

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