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Andreas Schager in Bayreuth "Tristan ist eine Grenzerfahrung"

Für Tenor Andreas Schager ist die Partie des Tristan hochemotional, besonders der dritte Akt sei sehr intensiv. Die Bayreuther Festspiele starten mit einer Neuproduktion von "Trisan und Isolde". Andreas Schager singt den Titelhelden.

Bildquelle: © David Jerusalem

Andreas Schager in Bayreuth

"Tristan ist eine Grenzerfahrung"

BR-KLASSIK: Andreas Schager, Sie haben schon so oft den Tristan gesungen, so viele Inszenierungen erlebt. Wie leicht fällt es Ihnen denn, eine Inszenierung loszulassen und dann die nächste Inszenierung ganz frisch und neu anzugehen?

Andreas Schager: Das ist wahrlich eine große Herausforderung. Aber natürlich macht jede Inszenierung die Bühnenperson Tristan ein bisschen reicher und es bleibt immer ein bisschen was hängen. Das ist auch das Spannende daran.

BR-KLASSIK: Können Sie aus Ihrer Interpretation des Tristan an der Wiener Staatsoper etwas nach Bayreuth übertragen?

Andreas Schager: Na ja, das waren zwei ganz unterschiedliche Ansätze. In Wien war die Inszenierung von den Bildern und Emotionen her sehr, sehr eindringlich. Im zweiten Akt hatten wir zwei Räume, die an Seilen am Bühnenvorhang aufgehängt waren und schwebten. Tristan und Isolde waren jeweils in einem Raum, aber sie konnten nicht zueinander. Das war ein sehr eindringliches Bühnenbild. Das ist in Bayreuth anders. Wir sind wirklich in einem Raum und müssen trotzdem diese Distanz spielen, dass wir nicht zueinander können. Das ist eine andere Herausforderung.

BR-KLASSIK: Wenn Sie laut singen sollen, aber nah an Ihrer Partnerin sind – in Bayreuth ist das Camilla Nylund – welche Tricks gibt es da?

Andreas Schager: Wenn man die Partnerin dabei umarmt, ist sie oft sehr dankbar, weil man ja dann dabei leicht die Ohren zuhält. Denn es kann schon sehr laut werden.

BR-KLASSIK: Und das Liebesduett zwischen Tristan und Isolde ist ja eines der längsten der Operngeschichte…

Andreas Schager | Bildquelle: © David Jerusalem Andreas Schager singt den "Tristan" in der Neuproduktion bei den Bayreuther Festspielen 2024. | Bildquelle: © David Jerusalem Andreas Schager: Mit dem Hintergrund, dass die zwei ja nie zusammenkommen und auch von verschiedenen Sachen reden. Isolde will natürlich hören, dass Tristan sie liebt. Und Tristan spricht immer nur von der Liebe im Allgemeinen. Beide sprechen von der Liebe, aber jeder von etwas anderem. Weil sie aus gesellschaftlichen Gründen gar nicht zusammenkommen können, entscheiden sie sich, dass sie gemeinsam in den Tod gehen. Dieser Entschluss, dass sie gemeinsam dieses Gift trinken, lässt dann alle Dämme brechen.

BR-KLASSIK: Empfinden Sie Trauer nach dieser Oper?

Sänger Andreas Schager | Bildquelle: © David Jerusalem Opernsänger Andreas Schager scheut sich nicht, auch Extremsituationen auf der Bühne darzustellen. | Bildquelle: © David Jerusalem Andreas Schager: Es kommt natürlich sehr viel Trauriges, was man im Leben erlebt hat, wieder hoch. Ich denke an den Tod meiner Eltern. Mein Bruder ist vor ein paar Jahren gestorben. Das kommt ganz intensiv im dritten Akt. Diese Bilder habe ich ganz nahe vor mir. Tristan ist im dritten Akt ein Getriebener, ein tödlich Verwundeter, den die Sehnsucht nach seiner Isolde nicht sterben lässt. Er kann erst sterben, wenn er sie zum Schluss wenigstens noch einmal in den Armen hält. Und das ist schon eine Grenzerfahrung, sage ich mal, für jeden Sänger. Wir haben ja einen großen Pluspunkt auf der Bühne, dass wir diese Extremsituationen nach außen zeigen dürfen. Das kann man im normalen Leben eigentlich nicht. Und je mehr wir aus uns selber herausgehen und das alles zeigen, umso besser ist es für das Publikum und umso schöner und gelungener ist der Opernabend.

BR-KLASSIK überträgt die Eröffnungspremiere von "Tristan und Isolde" am 25. Juli ab 15:57 Uhr live in allen ARD-Kulturwellen und ab 16:00 Uhr im Video-Livestream. Eine TV-Aufzeichnung der Premiere ist am Samstag, 27. Juli, um 20:15 Uhr in 3sat zu sehen.

Kommentare (3)

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Montag, 22.Juli, 17:09 Uhr

Konrad Messerer

Andreas Schager/Tristan

…der große L. Melchior hat die Partie belegte 210(!) mal gesungen. Unvorstellbar in der heutigen Sängergeneration. Mit Herrn Schager hat BT jedoch einen Sänger-Darsteller gefunden, der die Partie auch vokal nicht nur „durchsteht“. Die larmoyante Koketterie sog. Tenor-Stars über die „Unsingbarkeit“ des dritten Aufzugs hätten Melchior, Hopf und Vickers lediglich mit, „ dann lassen Sie die Partie einfach…“ kommentiert. Ich freue mich auf die Interpretation durch Andreas Schager…

Samstag, 20.Juli, 17:05 Uhr

Herbert Hilsheimer

TuS

Leider keine Karten in B

Samstag, 20.Juli, 13:43 Uhr

Hubert Wyss

Tristan

Ein riesen Kompliment an Andreas Schrager , ein wirklich sensationell guter Sänger!!!

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