Ein männlicher Sopran. Das klingt erst einmal widersprüchlich. Ist es aber nicht. Countertenöre nennt man Männer, die in den Stimmlagen von Frauen singen können. Ein besonders talentierter, junger Sopranist ist Dennis Orellana. Mit Anfang Zwanzig gilt der gebürtige Honduraner schon jetzt als große Entdeckung in der barocken Musikwelt. Am 24. Oktober kommt er für ein Solokonzert nach Pullach.
Bildquelle: Sergio Rodriguez
BR-KLASSIK: Wann haben Sie bemerkt, dass Sie eine außergewöhnliche Stimme haben?
Dennis Orellana: Ich habe das in Honduras bemerkt, als ich in einer Musikschule war. Ich war noch recht jung, als ich meine Stimme entdeckte. Mein Chorleiter hat mir gesagt, dass ich das Potenzial habe, mit meiner Stimme zu arbeiten. Ich hatte immer eine hohe Stimme und habe viele Opernsänger gehört. Das hat mich inspiriert. Es war ein schleichender Prozess, aber irgendwann in der Musikschule wurde mir klar, dass ich etwas Besonderes habe.
BR-KLASSIK: Wie würden Sie sich selbst als Sänger kategorisieren?
Dennis Orellana: Ich war noch recht jung, als ich meine Stimme entdeckte. Ich würde mich als Sopranist bezeichnen. Ich habe auch als Alt experimentiert, aber ich fühle mich als Sopran am wohlsten. Der Unterschied zwischen den Stimmlagen ist, dass Altisten eine dunklere und tiefere Stimme haben, während Sopranisten eine höhere Stimme haben. Es ist immer wieder überraschend, was für Reaktionen man bekommt. Besonders in Honduras, wo die Leute oft sehr begeistert von meiner Stimme waren. Man merkt in den Gesichtern, dass das Publikum überrascht ist, aber es ist nicht negativ.
BR-KLASSIK: Macht es für Sie stimmlich einen Unterschied, ob Sie Unterricht bei Frauen oder Männern haben?
Dennis Orellana: Mein erster Lehrer war ein Tenor. Ich weiß nicht, ob es wirklich einen Unterschied macht, ob ich Lehrer habe oder Lehrerinnen habe. Aber ich imitiere viel beim Unterricht. Und die Stimmfarbe von Frauen und die Technik konnte ich immer gut imitieren.
BR-KLASSIK: Sie sprechen sehr gut Deutsch. Wie haben Sie Deutsch gelernt?
Dennis Orellana: Ich habe zehn Monate in Stuttgart studiert, während meines Erasmus-Aufenthalts. Zuvor habe ich auch in Madrid studiert. In Stuttgart habe ich viel Deutsch gelernt, aber ich muss es weiterhin üben, da ich mich manchmal unsicher fühle, wenn ich spreche. Es ist immer schön, die Gelegenheit zu haben, Deutsch zu sprechen, und ich versuche mein Bestes, um besser zu werden.
BR-KLASSIK: Sie haben auch in der Mailänder Scala gesungen. Was war das für eine Erfahrung?
Dennis Orellana: Ich habe letztes Jahr in der Scala gesungen. Es war eine wunderschöne Erfahrung. Ich habe in einer barocken Oper gesungen und konnte eine Partie übernehmen, die mir sehr viel bedeutet hat. Es war fast surreal, dort zu sein und vor einem so beeindruckenden Publikum zu singen.
Fortunato Ortombina wird neuer Intendant der Mailänder Scala
BR-KLASSIK: Und jetzt stehen Sie vor Ihrem Auftritt in Pullach. Was können die Zuschauer dort erwarten?
Bildquelle: Sergio Rodriguez Dennis Orellana: Ich bin sehr aufgeregt, in Pullach aufzutreten. Ich werde ein Solokonzert geben und habe ein Programm mit Arien von Scarlatti vorbereitet. Es wird eine besondere Erfahrung sein, und ich kann es kaum erwarten, die Zuschauer mit meiner Musik zu begeistern. Ich hoffe, dass die Energie im Saal gut ist, denn das macht einen großen Unterschied für uns Musiker. Wir haben sieben Arien von Scarlatti. Sie werden von Trompete begleitet. Das sind Originalstücke, keine Bearbeitungen. Das wird sicher toll.
Am Donnerstag, den 24. Oktober 2024, tritt Dennis Orellana im Bürgerhaus Pullach auf. Beginn ist um 20 Uhr. Mehr Informationen zum Konzert finden Sie hier.
BR-KLASSIK: Das Publikum in Pullach ist bekannt für seine positive Energie. Glauben Sie, dass dies einen Einfluss auf Ihre Performance haben wird?
Dennis Orellana: Absolut! Wenn das Publikum begeistert ist, spürt man das als Musiker. Es motiviert uns, unser Bestes zu geben und die Verbindung zum Publikum herzustellen. Ich freue mich darauf, diese Erfahrung zu machen und hoffe, dass die Zuschauer mit meiner Darbietung zufrieden sein werden.
BR-KLASSIK: Vielen Dank für das Gespräch.
Sendung: "Leporello" am 22. Oktober 2024, um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)