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"Rheingold"-Premiere in München Tobias Kratzers neuer "Ring"-Auftakt

München bekommt einen neuen Wagner-"Ring". Den Anfang macht am kommenden Sonntag "Das Rheingold", neu inszeniert von Tobias Kratzer, der in Bayreuth schon einen umjubelten Tannhäuser herausgebracht und in München "Die Passagierin" von Weinberg inszeniert hat. Es dirigiert Vladimir Jurowski.

Bildquelle: Manuel Braun, Jonas Dahl, Janic Bebi

Vorbericht

"Rheingold" an der Bayerischen Staatsoper

Eins ist klar: Ein aufgewärmtes Süppchen wird "Das Rheingold" an der Bayerischen Staatsoper unter der Regie von Tobias Kratzer nicht. Und trotzdem fängt auch er, gerade bei einer Mammuterzählung wie Wagners "Ring", bei den Basics an. "Was ist da eigentlich jetzt die Storyline? Und wie kriege ich in diese Erzählung eine doppelte Lage rein, die idealerweise Aspekte betont, die in der jüngeren oder auch weiteren Rezeptionsgeschichte vielleicht unterbelichtet waren?"

Kratzers "Rheingold": Böser Alberich von Klischees befreit

Vladimir Jurowski 2024 in München | Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski dirigiert die "Rheingold"-Premiere am 27. Oktober in München. | Bildquelle: picture alliance/dpa | Peter Kneffel Regisseur Tobias Kratzer und Dirigent Vladimir Jurowski knöpfen sich etwa den Nibelungen Alberich vor, den "bösen Buben" im "Rheingold". Wagner hat ihn ausgesprochen negativ gezeichnet und mit antisemitischen Attributen ausstaffiert. Eine solch klischeebeladene Kreatur wollen Kratzer und Jurowski im Jahr 2024 nicht auf die Bühne bringen. Vladimir Jurowski klamüsert dafür die Partitur auseinander: "Laut Wagner müssen fast alle Stellen mit Alberich in extrem schnellem Tempo gesungen werden. Weil sie in seiner Vorstellung mit unnatürlichen Zwergstimmen sprechen sollten. So wie man ein Rumpelstilzchen im Märchen karikiert darstellt. Bloß, Rheingold ist kein Märchen." Sondern ein Drama, ein Krimi und ein Epos. Beginnend mit dem ersten, kaum hörbaren Akkord zieht der raffinierte Wagner einen auf den Grund des Rheins. Seine Musik entfaltet die Sogwirkung eines Wasserstrudels. Und für die Natur nutzt Wagner eben die Natur: Das erste Horn-Thema ist die Naturtonreihe.

Live dabei sein: "Das Rheingold" auf BR-KLASSIK

Tobias Kratzers "Rheingold"-Inszenierung hat am 27. Oktober Premiere im Münchner Nationaltheater. Vladimir Jurowski dirigiert das Bayerische Staatsorchester. BR-KLASSIK überträgt die Oper ab 17:30 Uhr live im Radio.

Bariton Markus Brück singt Alberich

Es könnte ja alles so schön sein, wie die Rheintöchter freudig ums Gold herum plantschen. Bis eben der bereits erwähnte Alberich ins Spiel kommt. Der Bariton Markus Brück ist der Münchner Alberich - und hat die wahrscheinlich schlimmsten Wagnerschen Zungenbrecher zu stemmen: "Garstig glatter glitschiger Glimmer, wie gleite ich aus – das ist sehr, sehr schwer."

Markus Brück hat im Laufe seiner Karriere schon viele Deutungen des Alberich gesungen. Einen menschelnden Schwarzalben findet er überhaupt nicht widersprüchlich. "Gescheitert sind wir alle irgendwann mal, man muss mit dem Scheitern umgehen, so Brück im BR-KLASSIK-Interview. "Alberich macht es auf extremste Weise und hat dann auch extrem darunter zu leiden. Ich glaube, Alberich ist auch so faszinierend, weil sich jeder wiederentdecken kann."

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Doppelte Tragödie: Alberich und Wotan

Tobias Kratzer | Bildquelle: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP Regisseur Tobias Kratzer hat in München vor kurzem die Oper "Die Passagierin" von Weinberg inszeniert. | Bildquelle: picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP Der fatalistische, gierige, scheinbar raffinierte Alberich zieht also einen Spiegel aus der Nibelungen-Hosentasche und hält ihn… wem vor? Das wird sich dann bei der Premiere zeigen. Für Tobias Kratzer sind die beiden Figuren Wotan und Alberich jedenfalls so etwas wie die Herz-Lungen-Maschine der Geschichte. "Die eine Tragödie ist die Sterblichkeit bei Alberich, die andere Tragödie ist die Unsterblichkeit bei Wotan." Beide führen zu großem Unglück, so der Regisseur. "Wenn Menschen sich für unsterblich halten und nicht über ihren eigenen Lebenshorizont hinaus und für die nächste Generation mitdenken, erwächst daraus viel Leid, sowohl innerfamiliär als auch gesamtgesellschaftlich."

Sendung: "Das Rheingold" live aus dem Münchner Nationaltheater am 27. Oktober 2024 ab 17:30 Uhr auf BR-KLASSIK

 

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