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Milica Djordjević bei musica viva Die Schönheit im Alltäglichen

Als Kind wollte Milica Djordjević Malerin werden. Mit 17 Jahren beschließt sie dann aber: sie wird Komponistin. Trotzdem zeichnet die Serbin noch oft, bevor sie beginnt, Musik zu schreiben. Im Rahmen der Münchner Konzertreihe musica viva werden jetzt zwei ihrer Orchesterstücke aufgeführt.

Milica Djordjević | Bildquelle: © Astrid Ackermann

Bildquelle: © Astrid Ackermann

BR-KLASSIK: Was hat es mit Ihren neuen Stücken auf sich, die im Rahmen der musica viva gespielt werden?

Milica Djordjević: Meine Inspiration kommt aus dem Leben. Die Stücke beziehen sich auf zwei sehr unterschiedliche Situationen. Das eine Stück ist eigentlich eine sehr intime, existenzielle Geschichte. Ich habe das Stück im Krankenhaus geschrieben, wo ich mehrere Monate war. Es geht um sehr große Gefühle, die mich damals komplett atemlos gemacht haben. Aber irgendwann platzt der Knoten und dann weiß ich, wie ich das erzählen kann.

BR-KLASSIK: Wie kann man diese Anspannung, dieses Warten, bis dass der Knoten platzt, in Musik für ein Orchester umsetzen? Wie haben Sie das gemacht?

Milica Djordjević: Ich weiß auch nicht, wie ich in dieser Situation überhaupt komponieren konnte. Aber ich glaube, das war wichtig für mich. Es gibt da erst diese Aufladung und dann die extreme Welle von Energie, die der Klang für diese gewaltige Orchestermasse entfaltet.

Das Leben ist wunderschön, auch wenn die Zeiten schwierig sind.
Milica Djordjević

BR-KLASSIK: Wie ist es bei Ihrem Stück "Kleines Glühwürmchen"? "Mali svitac" auf Serbisch. "Grell beleuchtet und erschrocken von unerträglicher Schönheit" steht dabei. Das klingt nach einem starken Kontrast.

Milica Djordjević: Ich hatte beim Schreiben das Gefühl, eingesperrt zu sein. Ich habe es noch in Belgrad geschrieben. Also das Stück war wie ein Schrei für mich. Mit Glühwürmchen habe ich mich schon immer beschäftigt, sie haben meine Kindheit stark geprägt. Ich erinnere mich an die Sommer bei meinen Großeltern auf dem Land. Ich war fasziniert von diesen wunderbaren Lebewesen.

BR-KLASSIK: Für das Glühwürmchen-Stück haben Sie einen riesigen Orchesterapparat gewählt. Ich würde denken, dass Glühwürmchen eher zart und filigran sind.

Milica Djordjević: Ich mag diesen vollen Klang. Das Orchester ist mein Spielplatz, das ist, wo ich mich zu Hause fühle. Ich will jetzt nicht alles verraten, aber es gibt tatsächlich Stellen, die sehr filigran und zart sind, wo der Konzertsaal quasi flimmert. Um die gesamte Geschichte zu erzählen, brauche ich jedoch diesen Riesenapparat.

BR-KLASSIK: Wie empfinden Sie unsere Zeit momentan? Es gibt ja viele Krisen und Kriege.

Milica Djordjević: Ich finde Schönheit überall. Das Leben ist wunderschön, auch wenn die Zeiten schwierig sind. Wir haben unzählige Probleme. Ich versuche, etwas Gutes und Schönes im Alltäglichen zu finden.

Werke von Milica Djordjević bei musica viva

Am 23. Februar sind die Werke "Mali svitac" und "Čvor" von Milica Djordjević im Herkulessaal der Münchner Residenz zu hören. Alle Informationen zum Konzert im Rahmen der Reihe musica viva mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks finden Sie hier. Den Konzertmitschnitt sendet BR-KLASSIK am 5. März 2024 um 20.05 Uhr.

Sendung: "Leporello" am 22. Februar 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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