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Offener Brief Kritik am Umgang mit Bayreuther Festspielchor

In einem offenen Brief haben ehemalige Mitglieder des Bayreuther Festspielchores Katharina Wagner für die Umstrukturierung des Festspielchors stark kritisiert. Sie fühlen sich durch die Berichterstattung diskreditiert und künstlerisch herabgewürdigt.

Bayreuther Festspielhaus | Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

Bildquelle: picture alliance/dpa | Daniel Karmann

In diesem Brief kritisiert Jörg Golombek, Mitglied des Festspielchores in Bayreuth von 2002 bis 2024, die Entscheidung zur Umstrukturierung des Chores in seiner bisherigen Zusammensetzung hart. Im Sommer 2024 wurde bekannt, dass der Chor der Bayreuther Festspiele, den jedes Jahr Profisängerinnen und -sänger aus der ganzen Welt bilden, mit Antritt des neuen Chorleiters Thomas Eitler-de Lint für ein Engagement 2025 neu vorsingen müssen. Außerdem solle die Chorstärke auf 100 Stellen reduziert und nur für einige Produktionen aufgestockt werden. Im Februar warnte Gerrit-Michael Wedel, der Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Opern- und Tanzensembles (VdO), im Zuge dessen vor Qualitätseinbußen beim Chor.

Sänger und Inspizient des Chores kritisiert Katharina Wagner scharf

Jetzt hat sich mit Jörg Golombek ein ehemaliges Mitglied des Chores mit einem Brief, der auch über Facebook verbreitet wurde, geäußert. Golombek fühlt sich in seiner Arbeit als Sänger und Herrenchor-Inspizient durch öffentliche Aussagen und Berichte, die den Chor in seinen Augen diskreditieren, herabgewürdigt. Er weist darauf hin, dass der Chor über Jahrzehnte eine hohe Qualität bewiesen hat und weltweit anerkannt ist.

Kein Dirigent und keine Dirigentin hat jemals über den normalen Probenprozess hinaus eine mangelnde Leistungsfähigkeit des Festspielchores beklagt.
Jörg Golombek

"Wenn Ihnen, Frau Prof. Wagner, die Qualität des Festspielchores nicht mehr ausgereicht hat, warum sind Sie als Festspielleiterin niemals an den Chor herangetreten, um Ihre Unzufriedenheit zu äußern?", fragt Golombek direkt die Adressatin seines Briefs und bemerkt: "Auch kein Dirigent und keine Dirigentin hat jemals über den normalen Probenprozess hinaus eine mangelnde Leistungsfähigkeit des Festspielchores beklagt – im Gegenteil: Immer wieder kamen Dirigenten und auch Regisseure in den Chorsaal, um für die besondere Zusammenarbeit zu danken."

Forderung nach mehr Transparenz

Golombek betont dazu die Bereitschaft der Mitglieder, den Festspielen unter schwierigen Bedingungen treu zu bleiben und finanzielle Opfer zu bringen. Trotzdem sei der bestehende Chor "ohne Vorankündigung aufgelöst und in der Öffentlichkeit schlecht dargestellt" worden, wie Golombek es ausdrückt. Er kritisiert insbesondere die mangelnde Kommunikation und die fehlende persönliche Ansprache bei der Einführung des neuen Chorleiters. Er betont, dass die Mitglieder des Chores stets zuverlässig und engagiert gearbeitet haben. Er selbst habe Nachtfahrten und Gagenverzicht bei seinem Engagement als fester Opernsänger in Freiburg in Kauf genommen. "Aber das war es mir wert, um im Bayreuther Festspielchor singen zu können – für mich der 'Olymp unter den Opernchören'!" Abschließend fordert Golombek mehr Transparenz und eine angemessene Erklärung für die Umstrukturierungsmaßnahmen, um den Ruf der Festspiele nicht zu schädigen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Artikels war von "aktiven Mitgliedern" des Chors die Rede. Da der Chor aber für jede Spielzeit neu engagiert wird, gibt es genaugenommen keine dauerhaft aktiven Mitglieder im Chor der Bayreuther Festspiele. Die entsprechenden Passagen wurden geändert.

Sendung: "Leporello" am 20. März 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (5)

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Sieben minus zwei ergibt?

Freitag, 21.März, 12:40 Uhr

Peter M. Henninger

Katharina Wagner ist nicht länger tragbar

Katharina Wagner ist im Grunde seit ihrem Amtsantritt als Festspielleiterin ein Dauer-Ärgernis und hat wirklich vielfach und regelmäßig bewiesen, dass sie für dieses bedeutende Amt völlig ungeeignet ist. Schwere menschliche Schwächen paaren sich mit fachlicher Inkompetenz und einem gehörigen Maß rüder Verantwortungslosigkeit. Zudem mangelt ihr es als "Künstlerin" (Regisseurin) am Talent. Es ist von Seiten des Freistaats Bayern dumm und unverständlich, warum sie nicht schnellstens des Amtes enthoben und der Bayreuther Intendantenposten neu ausgeschrieben wird. - Herr Minister Blume, bitte handeln sie endlich!

Freitag, 21.März, 12:20 Uhr

Naumann, Herta

Bayreuther festspielchor

Der Festspielchor war immer die Krönung einer jeden Aufführung, die nicht immer 1 außergewöhnliches Opernereignis waren. Deshalb unterstütze ich voll und ganz den Protest der großartigen Chorsänger und der Chorgemeunschaft.

Donnerstag, 20.März, 21:44 Uhr

Doris Day

Erben

Eigenschaften werden selten vererbt, sondern verlöschen mit dem Tode ihres Trägers. Deshalb sollte man sich nicht auf die Erbfolge verlassen.
Niccoló Machiavelli (1469 - 1527), italienischer Staatsmann und Schriftsteller

Donnerstag, 20.März, 21:35 Uhr

Julian

Neue Kollegen

Der Probenplan steht doch sicher schon sehr lange und ist auf einen eingespielten Stammchor ausgerichtet...
Wenn also der "alte Chor" Geschichte ist, dann müsste man ja alles einstudieren wie die Neuinszenierung.
Von einer Wiederaufnahme kann man in dem Fall (Lohengrin/Parsifal/Tristan/Götterdämmerung) ja nicht sprechen. In Herrn Eitlers Haut möchte ich da jetzt nicht stecken. Und die Regisseure "freuen" sich sicher auch, wenn sie einer quasi komplett neuen Truppe die Inszenierung beibringen müssen in kürzester Zeit.
Wird im Sommer spannend zuzuhören UND zuzusehen

Donnerstag, 20.März, 19:39 Uhr

Thomas E.

Angstbefreit?

Wenn die Mitglieder des Festspielchores erst jetzt den Mut finden können, solche offenkundigen Missentscheidungen und Lügen zu veröffentlichen, spricht das aber auch Bände (siehe Machtmissbrauch!)
Die vielen Facebook-Kommentare sprechen für sich!
Da war wohl immer sehr viel Angst im Spiel, etwas Falsches zu sagen und damit von der "Zarin des Hügels" (so wird Frau Wagner immer mal wieder genannt, in früheren Kommentaren über Geschehnisse am Hügel) verbannt zu werden.

Eine ehemalige, aber langjährige Mitarbeiterin einer anderen Abteilung kommentierte, dass dies jegliche Abteilungen betrifft:
"Nicht die Qualität zählt, sondern wer genug schleimt"

Erschreckend, dass solche Zustände in der heutigen Zeit noch so existieren können. Hinter vorgehaltener Hand hat man sich das schon seit Jahren erzählt...

Vielleicht wachen ja entscheidende und verantwortliche Personen endlich mal auf und ziehen Konsequenzen.

Familiennamen erben, bedeutet nicht gleichzeitig Talent zu erben.

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