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Rattle, Lang Lang & Co. Warum Musiker Fußball lieben

Kein anderer Sport sei so inspirierend für Musiker wie der Fußball, meint der Pianist Lang Lang. Und er ist bei weitem nicht der einzige Klassikkünstler, der sich vom runden Leder faszinieren lässt.

Lang Lang in der Allianz Arena | Bildquelle: picture alliance / Pressefoto ULMER/Markus Ulmer | Pressefoto ULMER/Markus Ulmer

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Musiker und Fußball

Lang Lang und Levy Sekgapane

"You'll Never Walk Alone" – wenn im Stadion an der Anfield Road in Liverpool dieses Lied erklingt, weiß jedes Kind: Jetzt kickt der FC Liverpool, jetzt spielen die "Reds". Der Song aus dem Musical "Carousel" von Richard Rodgers ist die Hymne des Vereins. Sir Simon Rattle kennt sie auswendig. Was auch sonst als gebürtiger Liverpooler.

Simon Rattle pilgert noch heute an die Anfield Road

"Wir definieren uns über Fußball", sagt er. Ihm falle dabei immer die Trainerlegende Bill Shankly ein, eine prägende Figur seiner Kindheit. Dreimal gewann er mit den "Reds" die englische Meisterschaft und prägte die bis heute erfogreichste Ära des Vereins. "Shankly hatte einen wirklich trockenen Humor und es gibt ein sehr berühmtes Zitat von ihm, in dem er sagt, dass die Leute manchmal über Fußball reden, als ginge es um Leben und Tod – aber es sei viel mehr als das."

Sir Simon Rattle beim Klassik am Odeonsplatz 2022 | Bildquelle: © Marcus Schlaf

Bildquelle: © Marcus Schlaf

Rattle stammt aus einer typischen britsichen Mittelklassefamilie. Schon früh sei er mit seinem Vater ins Stadion gegangen, erzählt er. Und das obwohl seine Mutter skeptisch gewesen sei. Das Spiel, die Atmosphäre im Stadion – "sie dachte, das ist viel zu brutal".

Das ist eine sehr emotionale Sache für mich
Simon Rattle über seine Besuche an der Anfield Road

Anfield Road | Bildquelle: picture alliance / empics | Peter Byrne Jürgen Klopp und sein Stuff an der Anfield Road, legendäre Heimstatt des FC Liverpool | Bildquelle: picture alliance / empics | Peter Byrne Der kleine Rattle erlebt es ganz anders. Heute besucht er mit seinen Söhnen die Spiele an der Anfield Road. Er genieße immer noch die Soundkulisse im Stadion. "Inmitten dieses unglaublichen Gesangs zu sein, das ist wirklich eine sehr emotionale Sache für mich. Es ist eine Leidenschaft, der ich wirklich gerne nachgebe und die ich gerne mit meiner Familie teile."

Auch sein neues Orchester, das gerade Jubiläum feiert, weiß das. Zum Antritt schenkte das BR-Symphonieorchester seinem Chef Karten für die Münchner Allianz-Arena. Nicht Anfield, aber immerhin ...

Tenor Skgapane spekulierte auf eine Stürmer-Karriere

Rattle ist natürlich bei weitem nicht der einzige Musiker, der sich für Fußball begeistern kann. Der südafrikanischen Tenor Levy Skgapane hätte für den Fußball sogar fast seine Gesangkarriere aufgegeben. Um zu kicken, habe er oft seine Chorstunden geschwänzt bis der Chorleiter ihn vor die Wahl gestellt habe: Fußball oder Musik.

Skgapane ging recht pragmatisch an die Sache ran. Ihm sei klar gewesen, dass eine Fußballkarriere nicht ewig hält, sagt er. Und dann ist da noch die Sache mit der Begabung. "Ich war der jüngste im Chor und habe ohne Probleme solo gesungen." Als er auch noch einen Wettbewerb gewinnt, ist die Sache klar. Aus dem Stürmer Levy Sekgapane wird der Tenor Sekgapane

Fußball ist der inspirierendste Sport für Musiker
Lang Lang, Pianist

Hat auch schonmal in der Allianz Arena gespielt: Pianist Lang Lang. | Bildquelle: picture alliance / AP Photo | Matthias Schrader Hat auch schonmal in der Allianz Arena gespielt: Pianist Lang Lang im Dress des FC Bayern. | Bildquelle: picture alliance / AP Photo | Matthias Schrader Ähnlich aktiv war der Pianist Lang Lang nie – zumindest nicht am Ball selbst. Seine Fingerdribblings können allerdings durchaus mit denen eines Lionel Messi mithalten. Und Fan ist der Klaviervirtuose auch. Lang Lang verfolgt die deutsche Bundesliga, war mehrmals beim FC Bayern im Stadion und schaut auch die Champions League.

Fußball sei inspirierend für Musiker, meint er. Ganz besonders sogar für Pianisten. "Wir haben zehn Finger, die gleichzeitig abliefern müssen. Und im Fußball gibt es elf Spieler. Auf eine gewisse Art und Weise ist es ein ähnlicher Balanceakt. Jedes Konzert ist zwar ein bisschen länger als 90 Minuten, aber vom Aufbau recht ähnlich: zweimal 45 Minuten, dazwischen 15 Minuten Pause und die Zugabe stellt je nachdem die Verlängerung oder Strafzeit dar. Man kann das sehr gut miteinander vergleichen: brillanten Sport und brillante Kunst."

Sendung: "Allegro" am 10. Juni ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (8)

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Samstag, 15.Juni, 12:54 Uhr

euphrosine

bitte keinen Einheitsbrei

Stimme den Vor-Kommentatoren zu: muss denn eine Majorität (die sich sicher für die Fußball-EM interessiert) immer die Minorität plattwalzen? Es gibt doch Orte übergenug, wo man medial mit Fußball geflutet wird - dahin ist bei Interesse schnell gewechselt.
Freilich ist ein einzelner Beitrag hie oder da eher egal, aber eine allgemeine Tendenz zu immer mehr Einheitsbrei ist es nicht. (so ist B2 leider inzwischen schon komplett ungenießbar geworden)

Samstag, 15.Juni, 11:11 Uhr

Knut der Hut

An meine Vorredner

Werte Grantlerinnen und Grantler,
wenn euch das Thema Fußball so nervt - warum habt ihr dann den Artikel überhaupt angeklickt?

Freitag, 14.Juni, 19:44 Uhr

paul-ludwig voelzing

fußball und musik

gelernt habe ich, dass you'll never walk von rodgers und hammerstein ist. für die, die es in liverpool singen, ist es von der liverpool-band gerry and the pacemakers. das ist das eine. das andere ist die anbiederung an den fußball und letzten endes damit die eigene popularisierung und das damit verbundene GESCHÄFT. das stadion als pr-termin. was rattle da in seinem problematischen englisch sagt, das nicht das des normalen fc-liverpool-fans und stadiongängers ist, ist mehr als dubios! ich stimme meinen ko-kommentatoren zu: weniger anbiederung, schon gar nicht an ein massengeschäft.

Donnerstag, 13.Juni, 17:16 Uhr

Dr. Dietrich Spitzner

Fußball und Musik (klassisch)

Komplette Ablehnung! Bleiben Sie, verehrte Redaktion bei "Wir lieben Musik", und hoffentlich meine sie damit: Musik für Anspruchsvolle. Diese verordnete Fußball-Hysterie nervt.

Montag, 10.Juni, 20:43 Uhr

Vanessa Braun

Ich bin dann mal weg ...

Fußball in einem Klassikprogramm! Das geht gar nicht! So eine bescheuerte Anbiederei an Fußballfan - die eh keine Klassik hören!
Mich haben Sie erstmal als Hörerin verloren !

Montag, 10.Juni, 11:40 Uhr

Barboncino

Fußball

Die Überschrift muß korrekt lauten :Warum d r e i Musiker..... Von diesen dreien auf eine unbestimmte Vielzahl von Musikern zu schließen,ist übertrieben, um nicht zu sagen :falsch.

Montag, 10.Juni, 10:29 Uhr

Peter G.

Oh nein!!!

Bitte nicht auch noch Fußball auf BR-Klassik. Es gibt doch genügend Sender, wo dieses Thema schon zum Überfluß behandelt wird. Ist den Medien eigentlich klar, daß sich nur eine gröhlende Minderheit für diesen Sport interessiert ???

Montag, 10.Juni, 09:50 Uhr

Tilmann Peters

Fussball auf Br-Klassik

Diese Fussballmania nervt. Fussball auf einem Klassiksender nervt total. Es muss doch eine fussballfreie Zone geben.
Wenn das so weitergeht, bin ich erstmal weg ….

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