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Festival Sparks & Visions Klangfarben-Vielfalt im Theater Regensburg

Exzellenter Jazz in ungewöhnlicher Mischung. Das verspricht das Festival "Sparks & Visions" im Theater Regensburg, das diese Woche zum zweiten Mal über die Bühne geht. Edle Töne an einem traumhaften Ort.

Ganna Gryniva | Bildquelle: Dovile Sermokas

Bildquelle: Dovile Sermokas

Ein Festival "für alle, die noch nicht wissen, dass sie Jazz lieben". So formulierte es letztes Jahr anlässlich der Premiere dieser Veranstaltung die "Süddeutsche Zeitung". Entdeckungen will es dem Publikum verschaffen, so die Programmgestalterin und Erfinderin des Festivals "Sparks & Visions", Anastasia Wolkenstein. Die in Regensburg lebende Leiterin einer Künstler-Agentur legte 2023 einen rerfolgreichen Start mit ihrem Konzept hin: An einem ganz besonderen Spielort aktuelle Musik eines ganz breiten Spektrums anzubieten. Der Spielort: das Theater Regensburg, dessen großer Dreirang-Raum rund 500 Sitzplätze bietet. Das sinnliche Erleben sehr unterschiedlicher Musiker:innen der aktuellen internationalen Szene liegt ihr am Herzen. Musikalische Funken für Neugierige soll das Programm entzünden – und Horizonte über den engen Begriff Jazz hinaus öffnen.

Programm Für Entdeckungsfreudige

Anastasia Wolkenstein, Festivalchefin von "Sparks and Visions" in Regensburg, Januar 2023 | Bildquelle: Robert Fischer Bildquelle: Robert Fischer Das Programm dieses Festivals ist auch im zweiten Jahr eines, für das die Besucher:innen keine Spezialisten sein müssen. Der Akzent liegt auf dem Entdecken. "Zum ganz großen Teil möchte ich Leute ansprechen, die sich mit Jazz noch nicht wirklich befasst haben", sagte die Programmgestalterin schon im letzten Jahr – und ist bei diesem Ziel geblieben. "Der tolle Raum des Theaters hilft dabei. Er ist einladend. Etwa nach dem Motto: Guck mal, hier ist es schön, komm doch mal. Aber natürlich will ich ebenfalls Leute ansprechen, die schon Jazzfans sind und die sich bereits gut auskennen."

Starke Frauen-Stimmen, Rap und Jazz-Kammermusik

Die Programm-Auswahl für "Sparks & Visions" in der Ausgabe für 2024 ist entsprechend vielfarbig und kontrastreich: Es gibt Jazz mit sehr unterschiedlich klingenden Frauenstimmen, kammermusikalischen Jazz mit Klavier, Schlagzeug und Streichquartett, jungen groovenden Sound aus England und geschmeidig bluesigen Klaviertrio-Jazz aus Norwegen. Konsequent wie nur wenige andere Veranstalter:innen achtet Anastasia Wolkenstein darauf, dass sich die Zahl von Frauen und Männern auf der Bühne möglichst ausbalanciert ist.

Komponiertes Abendprogramm

Acht Gruppen treten diesmal an insgesamt drei Abenden auf. Am Sonntag muss aus organisatorischen Gründen das Theater schon im Laufe des Nachmittags geräumt werden; deshalb gibt es an diesem dritten Tag des Festivals nur zwei Konzerte in einer verlängerten Matinee (ab 11 Uhr). Am Freitag und am Samstag hingegen beginnen die Konzerte bereits um 19 Uhr, und es gibt pro Abend drei Auftritte. Der Programmgestalterin war dabei besonders die Dramaturgie der Abende wichtig: Die Abfolge der Gruppen ist jeweils wie eine Komposition gedacht.

Sendungen:

"Leporello" am 18. Januar 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
"Jazz extra" am 03. Februar 2024 ab 18.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Mit dabei: Norma Winstone

Am Freitag eröffnet die in Deutschland lebende ukrainische Sängerin Ganna Gryniva das Festival mit einem Solo-Konzert, in dem sie über einem elektronisch gestützten Begleit-Untergrund die eigene Stimme kunstvoll vervielfältigt, wie auf ihrem faszinierenden Album "Kupala". Danach folgt das Quintett des dänischen Gitarristen und Bandleaders Teis Semey, das mit zwei Saxophonen, Gitarre, Bass und Schlagzeug besetzt ist und aus Jazz-, Folk- und Pop-Zutaten eine energiegeladene und zugleich poetische Musik macht. Und als dritter Auftritt des ersten Abends ist das Duo der großen englischen Jazz-Interpretin und Songpoetin Norma Winstone mit dem jungen Pianisten Kit Downes geplant; Norma Winstone, die bereits in den 1970er Jahren berühmt war für einen Gesang, bei dem die Stimme wie ein Instrument innerhalb einer Band eingesetzt wird, ist zurzeit eine Jazz-Sängerin, die besonderes Medien-Echo erhält – denn der kanadische Rapper Drake hat für ein Stück seines Nummer-1-Albums "For All The Dogs" eine Aufnahme von Norma Winstone aus ihrer Zeit in dem Trio "Azimuth" verwendet, "IDGAF" heißt sein Song mit den geliehenen Jazz-Sounds von einst.

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Drake - IDGAF (Audio) ft. Yeat | Bildquelle: DrakeVEVO (via YouTube)

Drake - IDGAF (Audio) ft. Yeat

Bewegendes Werk über Das Ende des Ersten Weltkriegs

Am zweiten Abend ist zu Anfang ein Werk zu erleben, das der niederländische Pianist Wolfert Brederode 2018 schrieb, als das Ende des ersten Weltkriegs genau hundert Jahre her war: "Ruins and Remains". Es ist eine Musik, die mal rätselhaft verschattet, mal zart aufblühend klingt – mit den vielfältig abgetönten Klängen eines Streichquartetts, lyrisch-sensiblen Klavierparts und leise den Raum öffnenden Schlagzeug- und Percussion-Akzenten. Um "Trauer, Verlust und das Lernen, wieder aufzustehen" geht es laut dem Komponisten in dieser Suite, die auch auf einem hervorragenden Album dokumentiert ist, live aber sicher eine besondere Eindringlichkeit findet. Auf diese Musik folgt dann die estnische Sängerin und Multi-Instrumentalistin Kadri Voorand im Duo mit dem Bassisten Mihkel Mälgand; ein Wirbelwind mit gedrehter blonder Haarsträhne ist Kadri Voorand, sie singt in verblüffend unterschiedlichen Stimmlagen, mal experimentell silbenrasselnd, mal mit manchmal spontan erfundenen Texten, und dazu spielt sie markant Klavier und auffällig gut Geige, sich lustvoll von Einfall zu Einfall katapultierend. Den Abschluss des zweiten Abends bildet dann der Auftritt eines Vertreters des "New London Jazz": Alfa Sekitoleko, bekannt unter dem Namen Alfa Mist, der HipHop mit Jazz-Improvisationen mischt und seine fünfköpfige Band vom Keyboard aus leitet.

Duo-Kommunikation und Ein Trio zum Entspannen

Vibraphonistin Evi Filippou | Bildquelle: Fabio Dondero Bildquelle: Fabio Dondero Der dritte Tag des Festivals bietet Musik zum Genießen besonders feiner Nuancen. Am Anfang steht das Duo der griechischen Vibraphonistin und Trägerin des Deutschen Jazzpreises Evi Filippou mit dem hervorragenden Kontrabassisten Robert Lucaciu: Wie einen zarten Tanz der musikalischen Annäherung und des gegenseitigen, lockenden Herausforderns mit Tönen begreifen die beiden laut Ankündigung auf der Festival-Seite von "Spraks & Visions" ihr Duo-Spiel: Improvisationen als funkelnde Begegnung. Zum Abschluss des Festivals wird das Trio des norwegischen Pianisten Tord Gustavsen zu hören sein, eines Meisters feiner Klang-Abtönungen mit viel Blues-Feeling und spürbaren Gospel-Einflüssen, der Schönklang auf eine ungemein anspruchsvolle und musikalisch schlanke Art feiert: Jazz, der weit über die Spezialisten-Kreise hinaus Resonanz findet.  

Jazz – "Ein Wahnsinnig Intensives Erleben Von Musik"

Das Festival "Sparks & Visions" war 2023 ein kulturelles Highlight in der UNESCO-Welterbe-Stadt Regensburg. Das Programm der neuen Ausgabe spricht dafür, dass auch diesmal hochspannende Akzente von dem verlängerten Musik-Wochenende zu erwarten sind. Es dürfte, aus der hohen Qualität der beteiligten Musiker:innen zu schließen, so manchen Moment bieten, der einlöst, was die Programmgestalterin Anastasia Wolkenstein als das Besondere am Jazz charakterisiert: "Es entsteht ein wahnsinnig intensives Erleben von Musik. Wie Musiker kommunizieren und im Moment kreieren, während man im Publikum einfach nur so da sitzt auf seinem Stuhl! Ich gehe aus jedem Jazzkonzert ungemein belebt heraus."                       

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Mittwoch, 17.Januar, 20:01 Uhr

Otto Paulsen

Sparks & Visions

Wunderbar. Wir freuen ins schon sehr darauf!

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