Tamara Lukasheva ist bekannt als Jazzsängerin und als preisgekrönte Komponistin. Die Musik auf ihrem neuen Album "Anima" ist symphonisch und eine "Music beyond category", aus der ihr Innerstes spricht.
Bildquelle: Tamara Lukasheva/ Tangible Music
Jazz Album des Monats
Tamara Lukasheva 'ANIMA'
Mit kristallinklaren Tönen voller Seele vermag Tamara Lukasheva die Türen zu Gefühlswelten und Vorstellungsräumen zu öffnen, auch wenn sie ganz alleine und unbegleitet singt. Doch wenn dann noch das International Symphony Orchestra Lviv – kurz INSO Lviv – dazukommt, verbinden sich dessen Klänge mit ihrem Gesang zu einer leuchtenden Musik, in der Zartheit und Kraft ganz eng miteinander verbunden sind und zueinander gehören. Das ist Musik voller ansteckender Lebendigkeit und Energie in jedem Ton und jeder Silbe.
Tamara Lukasheva, die aus Odessa stammt und seit 2010 in Köln lebt, ist bekannt als Jazzsängerin und als versierte Komponistin. Acht Alben hat sie bis dato als Leiterin oder Co-Leiterin eigener Ensembles herausgebracht. Ihre Stücke spielte sie darauf im Duo, im Trio und Quartett oder solo. Jetzt zündet sie die nächste Stufe, denn für das Album "Anima" hat sie ein traditionelles Volkslied und zwei Stücke von bedeutenden ukrainischen Komponisten arrangiert und acht eigene Kompositionen geschrieben. Das gesamte Repertoire hat sie selbst fulminant symphonisch orchestriert. Ihre Liebe zu Spätromantik und zu Lyrik aus verschiedenen Epochen klingt aus dieser zeitgenössischen Musik, die ich eher als "Music Beyond Category" einordnen würde denn als Jazz.
Tamara Lukashevas Stimmeinsatz ist nicht klassisch, aber nichtsdestotrotz höchste Gesangskunst. Mit ihrem ungeheuer beweglichen, hellen Timbre, mit ganz fein angesetzten Tönen, die sie nahezu ohne Vibrato singt, aber auch mit einem obertonreichen Shouting im Forte, das sie einsetzt, wo es die Musik verlangt, und mit ihrer Beherrschung der freien Improvisation ist sie eine überragende Stimme des europäischen Jazz und jeglicher Art von Musik darüber hinaus. Ob sie nun mit dem Trompeter Mathias Schriefl, der als Gastsolist auf dem Album "Anima" mitgewirkt hat, durch wild tänzerische Themen jagt oder den Gehalt von Gedichten und eigenen Texten mit äußerster emotionaler Präzision gestaltet. Und das in drei Sprachen: ukrainisch, deutsch und englisch. Inspiration waren für Tamara Lukasheva unter anderem Clemens Brentano, Theodor Fontane, und die junge ukrainische Lyrikerin Tonya Kornuta.
Ich will uns in den Zustand der Menschlichkeit zurückführen.
"Ich will diese Lieder weder mit Wut noch mit Hass oder Aggression singen, sondern etwas Tröstliches geben. Ich will uns in den Zustand der Menschlichkeit zurückführen" schreibt die Sängerin im Begleitmaterial zur CD "Anima". Aufgenommen in der Philharmonie im westukrainischen Lviv vom 18. bis 20.Oktober 2023 unter Kriegsbedingungen.
Tamara Lukasheva & INSO Lviv: "Anima"
Tamara Lukasheva – Gesang, Komposition, Arrangement
International Symphony Orchestra Lviv Ltg.: Boris Kreslenko
Label: Tangible Music (TM 0020)
VÖ: 28. Juni 2024
Sendung: "Leporello" am 26. Juni 2024 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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