Der Putin-nahe russische Dirigent Valery Gergiev hat sich nach seinem Rauswurf bei den Münchner Philharmonikern 2022 nach Russland zurückgezogen. Auch andere westliche Konzerthäuser distanzierten sich von ihm, weil er den russischen Einmarsch in die Ukraine nicht verurteilte. Nun könnte Gergiev einem Bericht zufolge bald wieder in Spanien auftreten.
Bildquelle: LSO / Alberto Venzago
Wie die spanische Zeitschrift "Scherzo" berichtet, könnte der russische Dirigent Valery Gergiev in der kommenden Spielzeit 2025/26 Konzerte in Spanien dirigieren. Das wäre eine Überraschung: Seit dem Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine haben sich zahlreiche Häuser in Westeuropa von Gergiev distanziert. Der Stardirigent gilt als Freund und prominenter Unterstützer des russischen Präsidenten Wladimir Putin und hat sich nie öffentlich vom Einmarsch in die Ukraine distanziert.
"Scherzo" schreibt, dass Gergiev 2026 nach Spanien zurückkehren und dort das Orchester des St. Petersburger Mariinski-Theaters dirigieren könnte. Die Zeitschrift bezieht sich auf den Direktor der spanischen Konzertagentur "Ibercamera", Josep Maria Prat. Berichten zufolge habe Gergiev eine Einladung zu einem Konzert nach Barcelona und einer Tour durch Spanien mit fünf oder sechs Auftritten angenommen.
Die Agentur "Ibercamera" bestätigte auf Anfrage von BR-KLASSIK die Einladung und teilte mit: "Wir haben zahlreiche Anfragen sowohl von unseren Abonnenten und Kunden als auch von verschiedenen spanischen Veranstaltern erhalten, um die Rückkehr des Mariinsky-Theaters nach Spanien zu fördern." Deshalb habe die Agentur das Theater, dessen Chef Valery Gergiev ist, eingeladen und warte aktuell auf eine Bestätigung, um Verhandlungen aufzunehmen. Wenn eine Tournee "im Rahmen der spanischen und europäischen Gesetzgebung durchgeführt werden kann", wolle man das tun. Nach eigenen Angaben arbeitet die Agentur seit 1994 für das Mariinski-Theater und organisierte mehr als 150 Konzerte des Orchesters in Spanien, Frankreich und Portugal.
Die Zeitschrift verweist weiter darauf, dass der griechisch-russische Dirigent Teodor Currentzis, der ebenfalls wegen seines Schweigens zum russischen Angriffskrieg wiederholt in der Kritik steht, in der kommenden Saison mehrere Konzerte mit seinem Orchester "MusikAeterna" in Barcelona geben wird. Auf dem Programm stehen demnach ein Rameau-Abend und "Ring ohne Worte", eine Bearbeitung von Richard Wagners Opernzyklus "Der Ring des Nibelungen".
Kulturpolitik in Russland: Wie Putin Musik für Propaganda missbraucht
Von 2015 bis 2022 war Valery Gergiev Chefdirigent der Münchner Philharmoniker. Nach Beginn des russischen Krieges gegen die Ukraine wurde ihm vorzeitig gekündigt, weil er sich nicht öffentlich vom Krieg distanzierte. Sein Nachfolger in München wurde Lahav Shani. Nach seinem Weggang aus München machte Gergiev in Russland Karriere: 2023 wurde er zusätzlich zu seinem Chefposten beim Mariinski-Theater Generaldirektor des berühmten Bolschoi-Theaters.
Sendung: "Leporello" am 27. März 2025 ab 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)