In der Adventszeit gehört Musik dazu. Knabenchöre sind besonders beliebt und werden mit der besinnlichen Stimmung assoziiert. Benjamin Brittens Chorwerk "A Ceremony of Carols" hat daran ganz sicher einen Anteil. Wir stellen das weihnachtliche Stück vor.
Bildquelle: Münchner Knabenchor
Wie vom Himmel geschickt erklingt die Prozession, der erste Gesang aus "A Ceremony of Carols" op. 28. Nicht von Britten selbst komponiert, sondern eine Antiphon zur Weihnachtsvesper. Kristallklar entwickelt sich diese verschlungene gregorianische Melodie. Sie verkündet die heilige Botschaft: Heute ist Christus geboren. Und dann setzt die Harfe ein und es wird gejubelt, im zweiten Teil des Chorwerks – "Wolcum Yole".
Die Umstände, unter denen Benjamin Britten diese Ceremony of Carols komponiert hat, waren überhaupt nicht himmlisch. Im Gegenteil: Britten und sein Lebensgefährte Peter Pears befinden sich 1942 auf einem schwedischen Handelsschiff. Drei Jahre haben sie in Amerika verbracht, um sich künstlerisch weiterzuentwickeln. Doch die Sehnsucht nach der Heimat treibt sie schneller als gedacht wieder zurück über den Atlantik. Mit ihnen sind hunderte Passagiere an Bord, zwischendurch fängt ein Schornstein Feuer – und dann dauert diese ungemütliche Reise auch noch ganze fünf Wochen. Viel Zeit für Britten, um mit seiner Musik dem Leben an Deck zu entfliehen.
Seine Komposition "A Ceremony of Carols" hätte sicherlich anders geklungen, wenn ihm auf seiner Heimreise nicht ein ganz bestimmtes Buch in die Hände gefallen wäre. Während eines Zwischenstopps in Halifax, Kanada, stößt Britten bei einem Buchhändler auf die "English Galaxy of Shorter Poems". Eine Textsammlung mit Werken von mittelalterlichen Autoren und Dichtern. Eine Auswahl daraus liefert die textliche Grundlage für Brittens Carols. Wie diese Verse über einen Knaben, der ganz ungeschützt den Kampf mit dem Teufel aufnimmt.
Neun Gesänge werden von einem Ein- und einem Auszug gerahmt, mitten in die Abfolge ist ein Harfenzwischenspiel eingeflochten. Mal klingen die Carols schlicht und rein. Und dann wiederum blühen sie auf, erschließen mit einer Fülle an reichen Harmonien den Raum. Musik, die am besten ohne Unterbrechung gehört wird. So lassen sich die kontrastierenden Klangfarben besser wahrnehmen - und die kontrastierenden Emotionen. Es geht zum Beispiel um Mitgefühl für das frierende Christuskind, es geht um die zarte Beziehung zwischen Mutter und Sohn und um Dankbarkeit für das blühende Leben. Gesungen werden die Carols von einem drestimmigen Knaben- oder auch Frauenchor. Beinahe eine Weihnachtsmusik, wie Britten über sein Werk gesagt hat.
Sendung: Allegro am 17. Dezember 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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