Holmestrand, 01. Dezember 1847. Die norwegische Pianistin und Komponistin Agathe Backer Grøndahl wird geboren. Wie so viele Frauen ihrer Zeit lernte sie in ihrer Jugend das Klavierspiel. Ein schönes Hobby für ein Mädchen, dachten die Eltern – das war in Norwegen damals nicht anders als im Rest der Welt. Doch Agathe wollte mehr: ein Leben als berufsmäßige Komponistin und Pianistin. Und sie setzte sich durch!
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"Eine wunderbare Künstlerin – eine ernsthafte, schöne, unvergleichliche und einzigartige Künstlern", schreibt der englische Musikkritiker Bernhard Shaw über Agathe Backer Grøndahl. Sie ist bekannt in der Szene. Zusammen mit ihrem guten Freund Edward Grieg reist sie 1889 zum ersten Mal nach England. Mit 42 Jahren. Da sind ihre drei Kinder schon groß und sie kann ihre Auslandsreisen wiederaufnehmen. Mit prächtigem Erfolg. Das Londoner Publikum liegt ihr zu Füßen. Fünf Mal muss sie auf die Bühne kommen, um den tosenden Applaus am Ende des Konzerts entgegenzunehmen. Als Königin ihres Instruments bezeichnen sie die Kritiker später in Paris.
Dabei hatten ihre Eltern doch vorgesehen, dass das Musikmachen nur ein Hobby bleiben sollte. Eines, das in den illustren Kreisen, in denen ihre Eltern als Geschäftsleute verkehrten, besonders große Augen machen sollte. Aber Agathe macht sich nichts aus diesen Vorstellungen und klagt: "Ich begreife nicht, wie ... meine Eltern etwas dagegen haben können, dass ich eine Künstlerin werden will… ich spüre etwas in mir, das mir nie Frieden geben wird, und das mich ständig vorwärtstreibt."
Sie folgt ihrem Instinkt und zieht mit 18 Jahren nach Berlin. Dort besucht sie das Kullak'sche Konservatorium, um sich weiterzubilden. Sie weiß genau, wer ihr auf ihrem weiteren Weg hilfreich sein kann. Sie fährt weiter nach Florenz, wird vom Klaviervirtuosen Hans von Bülow unterrichtet. Tummelt sich in Weimar unter den Jüngern von Franz Liszt, überzeugt ihn in einem Vorspiel und bekommt einen Sommer lang Privatunterricht vom großen Meister persönlich.
Zurück in Norwegen wird sie zu DER Pianistin der Zeit. Mit Edward Grieg pflegt sie engen Kontakt. Sie tauschen sich über ihre Werke aus, stehen gemeinsam auf der Bühne – und er nimmt sie eben mit nach England auf große Konzertreise. Nicht einmal ihre Familie hält Agathe Backer Grøndahl davon ab, ihren großen Leidenschaften nachzugehen: dem Klavierspiel, dem Unterrichten und dem Komponieren.
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Backer-Grøndahl - Idylles Op. 24 No. 5
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Sendung: "Allegro" am 01. Dezember 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK