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Volks- und Kunstmusik waren in Süditalien schon immer eng miteinander verbunden. Die Cappella Mediterranea vermischt beide Sphären zu einem dramatischen Singspiel im Stil der Barockzeit. "Pasticcio süditalienischer Kostbarkeiten" ist eine Liebeserklärung an die Musik dieser uralten Kulturregion.

Bildquelle: Alpha

Vielleicht kennt der eine oder andere das ja: Irgendeine alte Schublade, in der im Laufe der Zeit immer wieder aufbewahrenswerte Dinge verschwinden. Dann gerät die Schublade in Vergessenheit – und schließlich kommt der Moment und man entdeckt man sie wieder. So eine Schublade ist auch das musikalische Archiv der Ko-Kathedrale St. John auf Malta. Hier schlummern viele noch unerweckte Werke, und das, obwohl sie bereits aufbereitet und in den 1980er Jahren veröffentlicht wurden. Da Malta stets einen engen Austausch mit dem quasi benachbarten Italien pflegte, sind hier auch viele süditalienische Komponisten vertreten. Gerade richtig für die neue CD von Leonardo García Alarcón, der diese Schublade kennt und einige dieser Werke wachgeküßt hat.

Volkslied meets Kunstmusik

Das ist aber nur ein Teil der Musik, die hier versammelt wird unter dem sonnigen Titel "Amore Siciliao". Es finden sich auch Stücke bekannter Komponisten, allesamt mit Bezug zu dieser Region, unter anderem auch Madrigale von Sigismondo d'India und Alessandro Scarlatti. Der eigentliche Clou ist nun aber, dass Leonardo García Alarcón und seine Cappella Mediterranea dieses Repertoire mit tradtitionellen Melodien aus Süditalien kombinieren. Die stammen zum größten Teil ebenfalls aus dem 17. und 18. Jahrhundert und wurden eigens für dieses Projekt arrangiert.

Kurzweilig und charamant

Auf diese Weise wird der Kulturraum rund um Sizilien, Apulien und Kalabrien in seiner Einheit und Vielfältigkeit musikalisch erfahrbar. Um diese Mischung sinnfällig zu machen, wurde sie zusätzlich in eine Handlung rund um Liebe und Verrat verpackt. Ein "Pasticcio in 2 Akten" hat Leonardo García Alarcón das genannt, eine Art dramatisches Singspiel mit fünf Sängerinnen und Sängern. Und diese Idee funktioniert wunderbar, "Amore Siciliano" ist kurzweilig, so charamant wie bestechend.

Klangliche Vielfalt

Das Projekt hat die Cappella Mediterranea schon länger im Konzertprogramm und entsprechend ausgereift ist die Darbietung. Die ist schwung- und temperamentvoll, die Handlung kreiert ein stets nach vorn drängendes Tempo, die Kombination der verschiedenen Stilistiken ist facettenreich und auch bei den Instrumentalfarben wird viel Abwechslung geboten. Mit gerade einmal neun Musikerinnen und Musikern werden Streicher- und Bläserklänge abgedeckt, Orgel, Cembalo, Lauten, Gitarren, Perkussion und sogar ein Kontrabass sind mit dabei. "Amore Siciliano" ist nicht nur ein Liebesdrama unter der sizilianischen Sonne, es ist auch die Liebe der Musikerinnen und Musiker zu Kultur und Musik des Mezzogiorno.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 16. Juni 2024, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK