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Heinrich VIII. Englischer König und Musiker

Kein Wunder, dass uns Heinrich VIII. immer noch fasziniert: er hatte sechs Ehefrauen und gründete eine eigene Kirche. Das musikalische Leben an seinem Hof muss atemberaubend gewesen sein.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Abgesehen davon, dass Heinrich VIII. dieser englische König war, der sechsmal verheiratet war und sich zwei seiner Ehefrauen durch Todesurteil entledigte; abgesehen davon, dass er sein Reich von Rom und dem Vatikan abkoppelte und so selbst zum Oberhaupt der englischen Kirche wurde; abgesehen davon, dass er ein Herrscher war, der die Macht liebte; abgesehen davon war er auch ein Freund der Musik.

ERWEITERUNG DER HOFMUSIK

Heinrich VIII. baute im Laufe seiner Regentschaft das Musikleben am Hof aus. Von seinem Vater übernahm er die Hofkapelle "The King's Musick" mit 16 Musikern. Heinrich stockte sie auf 60 auf. Dort versammelte er nicht nur Musiker aus dem eigenen Land, sondern auch aus Italien und dem übrigen Europa. Einer seiner Lieblingsmusiker war der italienische Organist Dionisio Memo. Eine Inventarliste, die kurz nach Heinrichs Tod erstellt wurde, weist knapp 400 Musikinstrumente auf, darunter 147 Flöten, 26 Lauten, 23 Spinette.

"Seine Majestät bot Unterhaltung jeglicher Art, vor allem aber - und vom König am meisten applaudiert - Musik, die Fra Dionisio Memo auf mehreren Instrumenten spielte. Das Konzert dauerte ohne Pause vier Stunden."

Dies schreibt der venezianische Gesandte Sebastian Giustiniani über ein Hauskonzert. Es erklang viel Musik am englischen Königshof. Von Heinrichs Musikern gespielt, doch auch von ihm selbst.

EIN MUSIZIERENDER KÖNIG

Der Chronist Edward Hall vermerkt über den 19-jährigen Heinrich, dass er täglich Virginal und Flöte übe. Heinrich suchte den öffentlichen Auftritt als Musiker - allerdings nur in den ersten Jahren seiner Regentschaft. So tanzte und spielte er vor Königin Margarete von Österreich - obwohl sich so etwas natürlich nicht für einen König ziemte. Orgel und Spinett, Laute und Flöte - Heinrich spielte und sang voller Begeisterung. Und er komponierte. Die Kompositionen Heinrichs VIII. sind klein, aber fein. Unter seinen Werken finden sich Messen und eine dreistimmige Hoheliedmotette "Quam pulchra es", doch die weltlichen Formen dominieren. Rätselkanons, kurze Instrumentalsätze und eingängige Lieder sind eher Heinrichs Metier. Und doch ist Heinrich VIII. als einer der wenigen Herrscher in die Geschichte eingegangen, der sich wirklich um die Musik verdient gemacht hat.

VORBILD: KÖNIG DAVID

Und das soweit zelebrierte, dass er sich auf Bildern als Harfe spielender König David inszenierte. Überliefert sind seine Werke im so genannten "Manuskript Heinrichs VIII." neben Kompositionen von Alexander Agricola, Jacques Barbireau oder Heinrich Isaac. Dort findet sich auch Heinrichs "Pastime with good company", das ein wahrer Gassenhauer war.

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 20. Juni 2010, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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