Jedes Jahr im Sommer lassen die "Festwochen der Alten Musik" die goldenen Zeiten wieder aufblühen, als Innsbruck Anziehungspunkt für die wichtigsten Künstler Europas war, für Heinrich Isaac, Albrecht Dürer oder Antonio Cesti.
Bildquelle: colourbox.com
"Innsbruck, ich muss dich lassen" – mit diesem berühmten Lied setzte der franko-flämische Komponist Heinrich Isaac Innsbruck ein musikalisches Denkmal. Seit etwa 1300 war die Brenner-Straße über die Alpen auch für Fuhrwerke passierbar. Durch dieses Nadelöhr strömte der größte Teil des Verkehrs zwischen Mittel- und Südeuropa. Fast jeder, der nach Italien wollte, kam durch Innsbruck – die Zölle und Abgaben der Händler und Kaufleute, die ihre Waren über den Brenner transportierten, bescherten der Stadt großen Reichtum.
Doch auch Künstler und Musiker, die auf Arbeit in Italien hofften, oder sich dort ausbilden ließen, reisten meist über Innsbruck und so mancher hinterließ dort künstlerische Spuren. Albrecht Dürer etwa fertigte auf dem Weg nach Venedig mehrere berühmte Stadtansichten an und Heinrich Isaac verweilte 1484 einige Monate am Hof Herzog Sigmunds, bevor er seinen Dienst bei den Medici in Florenz antrat.
Seit 1420 residierten die Tiroler Landesfürsten in Innsbruck. Achtzig Jahre zuvor hatte das Herzogtum Tirol seine Selbständigkeit verloren und war in den Herrschaftsbereich der Habsburger übergegangen. Eine erste Blütezeit der Hofmusik verdankt Innsbruck Herzog Sigmund, der Paul Hofhaimer mit der Leitung der Hofkantorei betraute – einen Musiker, den seine Zeitgenossen als "Monarcha organistarum", als "König der Organisten" rühmten.
Die Regenten des 15. und 16. Jahrhunderts, darunter der spätere Kaiser Maximilian I. und der Erzherzog Ferdinand II., verliehen dem Musikleben Innsbrucks internationalen Glanz: Viele berühmte auswärtige Musiker wie Cipriano de Rore, Orlando di Lasso oder Andrea Gabrieli schrieben teils auf Bestellung, teils aus eigenem Antrieb Werke für den Hof.
Eine weitere musikalische Blütezeit erlebte Innsbruck zwischen 1646 und 1662 unter dem Erzherzog Ferdinand Karl. Er unterhielt neben der Hofkapelle und dem Trompetercorps eine Kammerkapelle bestehend aus berühmten italienischen Gesangsvirtuosen. Ihr Leiter war Antonio Cesti, der damals in ganz Europa als Opernkomponist und Sänger gefeiert wurde.
An die goldenen Zeiten als bedeutendes musikalisches Zentrum der Renaissance und des Barocks knüpft Innsbruck alljährlich während der Festwochen der Alten Musik an – einem der ältesten ununterbrochen existierenden Festivals dieser Art in Europa.
Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 10. März 2013, 13.05 Uhr auf BR-KLASSIK