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Clara Schumann steht im Rampenlicht Ihrem Mann gefällt das nicht

St. Petersburg, 08. Mai 1844. In der prächtigen Stadt an der Newa beginnt die letzte Etappe einer ausgedehnten Konzertreise von Clara und Robert Schumann. Seit Januar sind die beiden schon unterwegs. Heute lässt sich Clara als Virtuosin feiern. Robert hingegen wird kaum beachtet.

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"Was heute geschah" zum Anhören

"Im Klavierspiel erwies sie sich als eine große Künstlerin mit männlicher Energie und weiblichem Instinkt in Auffassung und Ausführung, dabei war sie erst 25 oder 26 Jahre alt. Sie machte auf uns einen gewaltigen Eindruck, obgleich wir uns damals schon an Klaviervirtuosinnen zu gewöhnen begannen. Jedoch, man konnte sie kaum als eine graziöse und sympathische Frau bezeichnen." So erinnert sich ein russischer Kritiker.

Robert Schumann schmollt

Robert und Clara Schumann | Bildquelle: Ernst Burger: "Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten", Mainz 1998 Robert und Clara Schumann | Bildquelle: Ernst Burger: "Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten", Mainz 1998 Riga, Dorpat, St. Petersburg, Moskau und nun wieder St. Peterburg. Immer steht Clara Schumann im Rampenlicht. Doch für den Mann an ihrer Seite interessiert sich niemand. In Russland kennt man den Komponisten Robert Schumann bislang kaum, auch wenn Clara seine Werke durchaus aufs Konzertprogramm setzt. Und als Solist kann sich Robert Schumann wegen seiner schwachen Nerven und Probleme mit den Sehnen nicht aufs Podium wagen. Also sitzt er Abend für Abend im Publikum und – schmollt: "Er saß meist in einer Ecke, mit gesenktem Haupt, die Haare hingen ihm ins Gesicht. Sein Gesichtsausdruck war streng-nachdenklich."

Und er schweigt

Bei Empfängen, zu denen er als Ehemann der großen Künstlerin Clara Schumann mit eingeladen wird, tut er sich nicht durch geistvolle oder zumindest gesellige Beiträge hervor, im Gegenteil: "Schumann war den ganzen Abend, wie immer, schweigsam und verschlossen. Auf Fragen des Gastgebers murmelte er Unverständliches. Nur mit einem Geiger entspann sich so etwas wie ein Gespräch, allerdings im Flüsterton, ohne Leben und Feuer."

Anton Rubinstein erkennt Schumanns Genie

Schumann spricht nichts und über ihn wird nicht gesprochen. Unfreiwillig verweilt er incognito in diesem Land voller Musikliebhaber. Allein ein 15-jähriges Klavierwunderkind sucht Robert Schumann auf und äußert ganz unverblümt seine Begeisterung für dessen Klavierquintett. Dieser junge Pianist, Anton Rubinstein war es, hat das Quintett mit Clara Schumann in einem Konzert gehört. Genau dieses Werk sollte später zu einem Glanzstück in Rubinsteins Repertoire werden!

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Anna Vinnitskaya | Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur op. 44 | SWR Classic | Bildquelle: Klassik | SWR Kultur (via YouTube)

Anna Vinnitskaya | Robert Schumann: Klavierquintett Es-Dur op. 44 | SWR Classic

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 12:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 08. Mai 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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